„Lancet“-Studie - Schon bei leichter Corona-Infektion leidet Ihr Gehirn - das sind die Folgen

Sars-CoV-2 kann die Gehirnfunktion stark beeinträchtigen<span class="copyright">Getty Images/Uma Shankar sharma</span>
Sars-CoV-2 kann die Gehirnfunktion stark beeinträchtigenGetty Images/Uma Shankar sharma

Derzeit steigen die Corona-Infektionszahlen wieder an. Britische Forscher haben nun in einer Studie Erschreckendes festgestellt: Sars-CoV-2 löst selbst bei jungen und an sich gesunden Menschen mit milden Verläufen kognitive Veränderungen aus.

  • Im Video: Corona lässt Gehirn um 20 Jahre altern – wen das vor allem trifft

Dass eine Corona-Infektion sich negativ auf die Gehirnfunktion auswirken kann, ist schon länger bekannt. Vor allem Menschen mit Long-Covid leiden häufig noch Wochen und Monate nach der Infektion an Gehirnnebel, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen sowie weiteren Beschwerden .

Besonders gefährdet sind Menschen, die einen schwereren Verlauf durchmachen und im Krankenhaus behandelt werden müssen. Doch offenbar wirkt sich Corona auch bei einer leichten Infektion aufs Gehirn aus. Das zeigt nun eine Human Challenge Studie aus Großbritannien, die im Fachmagazin „ The Lancet “ veröffentlicht wurde.

Für die Studie wurden 34 junge und gesunde Freiwillige, die sich noch nicht mit Corona angesteckt hatten, mit dem Wildtyp von Sars-CoV-2 infiziert und sorgfältig überwacht. 18 Teilnehmer infizierten sich tatsächlich und entwickelten eine leichte Erkrankung. Ein Proband blieb asymptomatisch.

Kognitive Tests vor, während und nach der Infektion

Um die Gehirnfunktion zu überprüfen, absolvierten die Teilnehmer kognitive Tests – einmal vor der Infektion, während der Infektion und bis zu einem Jahr danach. Getestet wurde in folgenden Bereichen:

  • Gedächtnisleistung

  • Planungsvermögen

  • sprachliche Fähigkeiten

  • Problemlösungsfähigkeiten

Infizierte erzielten niedrigere Werte als nicht-infizierte Probanden

Bei der Auswertung dieser Daten stellte sich heraus, dass diejenigen, die mit Sars-CoV-2 infiziert waren, sowohl während der Infektion als auch im Nachbeobachtungszeitraum niedrigere Werte aufwiesen als die Probanden, die nicht infiziert waren. Die größten Unterschiede zeigten sich laut Studie bei den Gedächtnis- und Exekutivfunktionsaufgaben (einschließlich Arbeitsgedächtnis, Aufmerksamkeit und Problemlösung).

Das Interessante daran: Keiner der infizierten Probanden berichtete selbst über anhaltende kognitive Einschränkungen. Insgesamt waren die Unterschiede auch gering, betonen die Forscher. Dennoch zeigten sie durch die hochsensiblen Tests Störungen beziehungsweise Einschränkungen auf, die sich aus der Infektion ergaben.

Studie kann dabei helfen, Behandlungsmöglichkeiten für Betroffene zu entwickeln

„Challenge-Studien können uns dabei helfen, besser zu verstehen, wie Infektionen eine Reihe biologischer Funktionen stören“, sagte der Co-Autor Christopher Chiu von der Abteilung für Infektionskrankheiten am Imperial College London in einer Pressemitteilung .

„Indem wir biologische Effekte aufzeigten, die unterhalb dessen liegen, was man als Symptome oder Krankheit bezeichnen könnte, konnten wir die kleinsten Veränderungen in diesen Signalwegen identifizieren“, erläuterte der Forscher weiter. Dies könnte letztendlich dabei helfen, neue Behandlungen zu entwickeln, um einige dieser Effekte zu reduzieren oder sogar zu blockieren, erklärte der Professor. Das sei gerade für Menschen, bei denen sich extreme Auswirkungen nach einer Infektion zeigten, von großer Bedeutung.

Gehirn bei hospitalisierten Corona-Patienten um 20 Jahre gealtert

Vor allem für Menschen, die schwere Corona-Verläufe durchmachen und hospitalisiert werden müssen, können die Auswirkungen auf das Gehirn eklatant sein. Das zeigte jüngst eine Studie aus Großbritannien , die im Fachjournal „ Nature Medicine “ veröffentlicht wurde.

Bei dieser Personengruppe waren die kognitiven Fähigkeiten noch zwölf bis 18 Monate nach der Infektion deutlich schlechter als bei vergleichbaren Kontrollpersonen. So schlecht, dass sie in etwa einer Hirnalterung um 20 Jahre entsprachen.

Zudem fanden Forscher erhöhte Marker für Hirnverletzungen im Blut und in MRT-Scans des Gehirns zeigte sich ein reduziertes Volumen des vorderen cingulären Kortex (vorderer Teil der Hirnrinde, die zahlreiche höhere Hirnfunktionen steuert). Erschreckende Ergebnisse also, die einmal mehr beweisen, dass Corona eben nicht nur eine Atemwegserkrankung ist.