Wo landen die Deutschen in Doha? - Der Zuschauer sieht es zur Primetime
Die Elite der Leichtathletik trifft sich zu den 17. Weltmeisterschaften. Sie finden in der katarischen Hauptstadt Doha statt. Die Umstände sind besonders: Das Khalifa International Stadium wird "gekühlt". ARD und ZDF sowie Eurosport berichten umfangreich von den Wettbewerben.
Wenn von Freitag, 27. September, bis Sonntag, 6. Oktober, die 17. Leichtathletik-Weltmeisterschaften stattfinden, wird vor allem ein Thema auf den Nägeln brennen. Oder soll man vielleicht sagen: unter den Füßen? Denn die insgesamt 49 Wettbewerbe mit rund 3.500 Athleten aus mehr als 200 Ländern im Laufen, Springen und Werfen werden unter extremen Hitzebedingungen ausgetragen. Der Veranstaltungsort ist Doha. In der Hauptstadt des kleinen Emirats Katar herrschen auch zu Beginn des Herbstes immer noch Temperaturen bis 40 Grad. Da hat es der deutsche Sportfan gut, der im TV umfangreich und zu kommoden Sendezeiten versorgt wird.
Die Leichtathleten sind hingegen kaum zu beneiden. Sie sollen unter körperlich sehr fordernden Bedingungen dennoch Bestleistungen bringen. Die viel bekannteren Fußballer haben's da schon besser. Deren Weltmeisterschaft 2022 eben auch in Katar wurde nach heftiger Kritik lieber in den Winter verlegt. Die Kicker hätten unter arabischer Sommersonne sonst zu sehr leiden können.
Ein Fußballspieler sprintet im Laufe einer Begegnung im Durchschnitt 800 bis 1.200 Meter. Das ist eine beachtliche Leistung, sicherlich. Der Marathonläufer, wenn auch nicht im Sprint, ist bei vergleichbar zurückgelegter Distanz noch mehr als 40 Kilometer von seinem Ziel entfernt. Er wird sehr lange laufen müssen durch die Hitze im Wüstenstaat, wenn auch erst in der Nacht. Andere Langstreckenläufer und die meisten Athleten haben es etwas besser. Sie treten im Khalifa International Stadium von Doha an. Wohl sollen sie sich bei ihren Wettkämpfen fühlen. Deshalb wird der Bau, der Platz für 40.000 Zuschauer bietet, auf circa 25 Grad heruntergekühlt. Genau bei diesen Temperaturen liegt aber ebenfalls ein Problem.
Thomas Röhler, der Speerwurf-Olympiasieger 2016 und Europameister 2018, etwa erklärt: "Die Frage ist, was lässt der Körper zu." Mit dieser Aussage bezieht er sich nicht auf das Stadion, sondern auf viele Vorbereitungsstätten. Denn die werden eben nicht klimatisiert sein. Röhler: Das ist eine schwierige Situation. Wir kommen dann vom sehr, sehr warmen Einlaufplatz ins sehr, sehr kühle Stadion." Man müsse aufpassen, dass man sich nicht erkälte, so der Athlet weiter.
Umfangreiche Berichterstattung
Bilder von vor lauter Hitze kollabierenden Athleten wird es aus dem Khalifa Stadion also wohl nicht zu sehen geben. Dafür aber womöglich Aufnahmen von Weitspringern mit Hustenanfall oder Sprinter-Muskelbergen mit triefender Nase? Jedenfalls, sie laufen zur besten Sendezeit im deutschen Fernsehen - wegen der geringen Zeitverschiebung von nur einer Stunde und der vorwiegend am Abend angesetzten Wettbewerbe. Für das öffentlich-rechtliche Fernsehen berichtet das ZDF im Wechsel mit dem Ersten umfangreich aus Doha. Die Übertragungen beginnen in der Regel zwischen 16 und 17 Uhr nachmittags und enden gegen 23 Uhr. Beide Fernsehanstalten erreichen ein Sendevolumen von jeweils mehr als 24 Stunden Leichtathletik live allein im TV-Programm. Dazu kommen umfassende weitere Stunden in den Online- und Livestream-Angeboten beider Sender.
Mit dem WM-Team Claus Lufen als Moderator sowie den Live-Reportern Ralf Scholt und Wilfried Hark übernimmt am Freitag, 27. September, die "Sportschau" ab 16.10 Uhr den Auftakt der Weltmeisterschaft. An diesem Eröffnungstag gibt es die einzige Medaillenentscheidung allerdings nur als "Webexklusiv" im Livestream zu sehen: Der Frauen-Marathon wird wegen der Hitze erst um Mitternacht gestartet (deutsche Zeit: 23 Uhr).
Besser trifft es "ZDF SPORTextra" bereits am Samstag, 28. September. Moderator Norbert König, der Experte Michael Schrader sowie die Live-Reporter Peter Leissl und Marc Windgassen können an diesem zweiten Tag bereits den Weltmeister im 100-Meter-Sprint der Männer vermelden. Der Startschuss fällt gegen 21.15 Uhr. Favorit auf Gold ist der US-amerikanische Sprintstar Christian Coleman. Die Referenz des Weltjahresbesten liegt bei 9,81 Sekunden.
Hoffnungen auf Edelmetall
Während ARD und ZDF sich die Übertragung der WM im Wechsel teilen, sind die Eurosport-Programme voll umfänglich dabei und zudem auch beim Sport-Streaming-Dienst DAZN abrufbar. Eine mögliche deutsche Medaille sollte also nicht "untergehen". Denn unter den insgesamt 71 Athleten, die der Deutsche Leichtathletik Verband, erst am Montag, 16. September, endgültig berufen hat, sind nicht allzu viele, aber immerhin einige Hoffnungsträger auf Edelmetall dabei.
Die größten Erwartungen liegen bei den Speerwerfern. Weltmeister Johannes Vetter ist als Titelverteidiger mit einer Wildcard dabei, dazu kommen Olympiasieger Thomas Röhler, der deutsche Meister Andreas Hofmann und Julian Weber. Der formschwache Bernhard Seifert verzichtete zugunsten Webers auf seinen Startplatz.
Auch Weitsprung-Star Malaika Mihambo geht in Doha mit großen Ambitionen an den Start. Mit ihrem tollen Satz über 7,16 Meter ist sie die Jahresweltbeste. Zudem hat Hindernis-Europameisterin Gesa Felicitas Krause mit starken Leistungen geglänzt. Lauf-Ass Konstanze Klosterhalfen könnte sogar zum DLV-Stern schlechthin werden. Die Läuferin befindet sich sowohl über 1.500 Meter als auch über 5.000 Meter im Aufgebot. Aussichtsreich fahren auch die Zehnkämpfer Kai Kazmirek und Niklas Kaul, Siebenkämpferin Carolin Schäfer, Kugelstoßerin Christina Schwanitz und Speerwerferin Christin Hussong zur Weltmeisterschaft.
Bei der letzten Weltmeisterschaft vor zwei Jahren in London hatten die deutschen Leichtathleten fünfmal Edelmetall gewonnen. Darunter waren einmal Gold, zweimal Silber und zweimal Bronze.
Dass es um die deutsche Leichtathletik aktuell nicht allzu gut bestellt ist, ist bekannt. Einige Athleten ließen vor der WM in Doha mit eindeutigen Statements aufhorchen. Unter anderem mahnte Sprinterin Gina Lückenkemper, eine der bekanntesten und erfolgreichsten deutschen Leichtathletinnen, im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" dass der Erwartungsdruck mithin völlig überzogen sei. "Überall wird erwartet, dass du funktionierst. Wenn ich nicht unter elf Sekunden laufe, ist es sofort schlecht. Das schlaucht ungemein", sagte die 22-Jährige. "Es wird oft vergessen, dass ich noch eine junge Athletin bin. Aber ich habe gelernt, mich da rauszunehmen."