"Wie lange soll das so weitergehen?" - Idil Baydar spricht im TV Klartext

Zahlreiche Drohmails von Rechtsextremen erreichten bisher die Berliner Kabarettistin Idil Baydar. Eigentlich sollte hier die Polizei helfen - doch Baydars Vertrauen in die Beamten ist längst verloren.

Erst vor wenigen Stunden berichtete die "Frankfurter Rundschau" unter Berufung auf einen internen Polizeivermerk, dass die persönlichen Daten der Kabarettistin Idil Baydar mithilfe eines Computers der hessischen Polizei abgerufen worden seien. Nun äußerte sich die 45-Jährige im "ARD-Mittagsmagazin" (montags bis freitags, 13.00 Uhr) zu den Vorfällen. "Mein Leben ist nicht so wie es vorher mal war. Ich bin bedroht. Ich weiß nicht, aus welcher Ecke irgendjemand kommt, der mir irgendwas antun würde", so die Kabarettistin. Sie sei bereits mehrfach in Drohmails rassistisch beleidigt worden.

Vor allem aber kritisiert sie die Polizeiarbeit. Zwar ist der hessische Landespolizeipräsident Münch inzwischen zurückgetreten. Doch vertrauen könne Baydar den Beamten nicht mehr, wie sie betont. Dass ihre Daten von einem hessischen Polizeirevier abgerufen wurden, wisse sie nur von der Presse - ein Journalist habe sie kontaktiert. "Von der Polizei habe ich bis heute nichts gehört. Das trägt auch nicht gerade zur Vertrauensbildung bei, ich finde schon, dass die Polizei sich bei mir ruhig mal melden könnte", bemängelt sie. Inzwischen gebe es zudem weitere Drohmails - nicht nur Baydar, sondern auch ihre Kollegen sowie Journalisten und Politiker werden weiterhin bedroht. "Wie lange soll das denn noch so weitergehen?", fragt sie. Sie wünsche sich von der Polizei, in die Ermittlungen einbezogen zu werden.

Idil Baydar ist als Tochter türkischer Einwanderer im niedersächsischen Celle geboren und lebt in Berlin. Via YouTube machte sie sich einen Namen als Comedienne, die kein Blatt vor den Mund nimmt und die Schwächen der Integration und damit verbundene Klischees schonungslos anprangert - auch in TV-Talks. Das brachte ihr nicht nur viele Fans und mehrere Auszeichnungen ein, unter anderem den "Hauptstadtpreis für Integration und Toleranz", sondern offenbar auch Feinde. Vor allem im rechtsextremistischen Milieu: Laut "Zeit online" erhielt Baydar mehrere Morddrohungen von Rechtsextremen. Sie habe alleine im vergangenen Jahr achtmal Anzeige erstattet - ohne dass je ein Täter hätte ausfindig gemacht werden können.