Langeweile und viel Geschrei bei "Crash Test Promis"

Nach zwei Jahren Pause geht “Crash Test Promis – Stars im Selbstversuch” nun in die Verlängerung. Weitere zwei Folgen sind produziert. Gastgeber Daniel Hartwich hat diesmal Nachrichten-Sprecherin Annett Möller, Comedian Chris Tall, Ex-Profi-Fußballer Thorsten Legat und Reality-TV-Mensch Detlef Steves zu Gast. Die Mischung ist wenig explosiv, gar nicht lustig, wenig erhellend und dafür sehr langweilig.

Angeblich geht es in der RTL-Show am Mittwochabend darum, wissenschaftliche Experimente im Selbstversuch auszutesten. Tatsächlich geht es aber eher darum Promis, oder sagen wir, Menschen, die uns aus den Medien mehr oder weniger bekannt sind, in halbgefährliche, halbpeinliche und halblächerliche Situationen zu bringen und so das Publikum zu erheitern.

Das weiß auch Moderator Daniel Hartwich, deswegen sagt er gleich zu Beginn: “Verrückt, oder? Wissenschaft bei RTL. Aber es wird nicht zu wissenschaftlich, sonst würde ich das auch nicht moderieren.” Wahre Worte.

(Bild: MG RTL D)
(Bild: MG RTL D)

Die “wissenschaftlichen” Experimente

Erstes Experiment: Thorsten Legat soll, gut mit Protektoren geschützt, durch verschiedene Mauern rennen. Eine ist aus zwölf Zentimeter Ziegelstein, eine aus fünf Zentimeter Kork, eine aus drei Millimeter Frischhaltefolie und eine aus acht Millimeter Pressspanplatte. Schon nach Kork und Platte zerrt sich Legat aber seine Wade und muss verarztet werden. Kein Kampf, kein Kasalla für Legat. Er bricht das Experiment ab. Fünf Mal geht er die Woche ins Fitnessstudio und vier Mal zum Kampfsport, trotzdem: Ohne richtige Erwärmung geht gar nichts, hat Mutti früher schon immer gesagt. Die richtige Antwort auf die Frage: Was ist am schwierigsten zu durchbrechen, lautet übrigens: Frischhaltefolie. Die ist zwar dünn und leicht, gibt aber nach und federt so den Aufprall ab.

Zweites Experiment: Der beleibte und unter Höhenangst leidende Detlef Steves, der im TV bisher keine besonderen Qualitäten gezeigt hat, außer, sich immer völlig unverhältnismäßig aufzuregen, wird an der Decke einer Lagerhalle befestigt. Er baumelt über dem Boden, gesichert mit einem Gurt, der wiederum an einer Hand voll Spaghetti hängt. Das hat er sich selbst so ausgesucht. Er konnte wählen: Was wird ihn am besten oben halten: ein Maiskolben, eine Gurke, eine Salami oder eben die Spaghetti? Er entschied sich für die Nudeln und hatte damit recht – sie erwiesen sich als die robustesten. Als Steves fiel, fiel er in einen Haufen Kartons und beschwerte sich trotzdem: “Ich habe voll die GoPro in die Fresse gekriegt.”

Auto gegen Waschmaschine: Wer gerade drauf zu hält, der gewinnt diesen Zweikampf. Foto: MG RTL D
Auto gegen Waschmaschine: Wer gerade drauf zu hält, der gewinnt diesen Zweikampf. Foto: MG RTL D

Das dritte Experiment absolvierte Annett Möller. Es war der einzige erhellende Moment des Abends. Die Nachrichtensprecherin sollte mit ihrem “Crash Test” zeigen: Wie verhalte ich mich richtig, wenn vor mir ein Wagen seine Ladung verliert – in Möllers Fall eine Waschmaschine. Die Antwortmöglichkeiten: Bremse und Handbremse ziehen, ausweichen und bremsen oder gerade drauf zu fahren. Möller entschied sich für Letzteres und behielt Recht. Während die beiden Rennfahrer vor ihr gegen die imaginäre Leitplanke geknallt wären, weil die Räder blockierten oder sich das Fahrzeug sogar überschlug, schob die sichtlich verängstigte Möller die Waschmaschine einfach vor sich her.

Das letzte Experiment musste Comedian Chris Tall absolvieren. Seine Frage: Womit lässt sich am meisten Kalorien verbrennen? Zehn Minuten Tüten eine Treppe heraufschleppen, zehn Minuten küssen, zehn Minuten lachen oder zehn Minuten Zumba tanzen. Es war das Tanzen: ganze 164 Kilokalorien in kurzer Zeit. Alle die sich je gefragt hatten, ob Küssen ebenso viele Kalorien verbrauche, wie Ganzkörperbewegung, wurden hiermit aufgeklärt.

Chris Tall bei seinen zehn Minuten Zumba. Das blöde Outfit hat RTL ihm ausgesucht. Foto: MG RTL D
Chris Tall bei seinen zehn Minuten Zumba. Das blöde Outfit hat RTL ihm ausgesucht. Foto: MG RTL D

Ein echter Wissenschaftler als Zwischenspiel

Gerd Ganteför ist der Mann, der all diese Phänomene erklären soll und vieles mehr. Das kann er auch gut. Leider werden ihm dafür nur einige Sekunden Zeit eingeräumt. Seine Erklärversuche landen so im Nirvana des Zuschauergehirns – das bleibt verständnis- und teilnahmslos zurück.

Ein Revival der Show hätte es nicht gebraucht. Am Ende schreit ja doch nur Detlef Steves irgendwas mit “Pimmelberger” herum und Chris Tall brüllt zurück: “Halt dein Maul” und Steves antwortet, was der Zuschauer schon fürchtete: “Niemals.” Er schafft es eben überall sein Reality-Show-Talent einzubringen, der Steves. Leider hatte die Sendung keinerlei Höhepunkte, auf die man hätte hinfiebern können, keiner hat Geld gewonnen und es für gute Zwecke gespendet und kaum ein Zuschauer wird im Nachhinein eine der eigenartigen Wissenschaftsfragen erklären können.