Lateinamerika zeigt Scholz in Sachen Ukraine die kalte Schulter

(Bloomberg) -- Olaf Scholz ist beim brasilianischen Präsidenten Luiz Inacio Lula da Silva mit der Bitte um Munition für die Ukraine im Kampf gegen Russland abgeblitzt. “Brasilien hat kein Interesse daran, Munition weiterzugeben, damit sie im Krieg verwendet wird”, sagte Lula auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Bundeskanzler in Brasilia.

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Die klare Absage Brasiliens setzte den Schlussstrich unter Scholz’ insgesamt wenig erfolgreiches Werben um Unterstützung für die Ukraine während seiner viertägigen Tour durch Südamerika.

Lediglich der chilenische Präsident Gabriel Boric antwortete auf Scholz’ Bitten zumindestens mit einer Verurteilung des “Angriffskriegs” von Präsident Wladimir Putin. “Wir werden immer für Multilateralismus, die friedliche Lösung von Konflikten und vor allem für die Gültigkeit der Menschenrechte eintreten”, sagte Boric nach seinem Treffen mit Scholz am Sonntag in Santiago. “Ich bin sehr dankbar für die klare Position Chiles in dieser Frage”, erwiderte Scholz. Chile habe der Ukraine auch zugesagt, bei der Räumung von Landminen nach dem Krieg zu helfen.

Auch in Argentinien war der Kanzler allerdings nicht sehr erfolgreich: Präsident Alberto Fernandez lehnte nach einem Treffen in Buenos Aires am Samstag jegliche militärische Unterstützung ab. “Der Bundeskanzler und ich wünschen uns, dass so schnell wie möglich wieder Frieden in der Region einkehrt”, sagte er nur.

Dabei griff Scholz in seinen Gesprächen mit den linksgerichteten südamerikanischen Staats- und Regierungschef weit zurück auch in seine eigene persönliche Geschichte. In Buenos Aires berichtete er von seinen Besuchen als Jungsozialist in den 1980er Jahren und später als Tourist in Patagonien. In Santiago erinnerte er an einen Besuch während der Endphase der Pinochet-Diktatur.

Doch die Besuche zeigen auch, dass der verbreitete Konsens in den USA und Europa gegen Putin und für den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj nicht auf der ganzen Welt geteilt wird. Lula etwa sieht die russische Invasion nach wie vor ambivalent und hat Seleskyj in der Vergangenheit kritisiert und für den Konflikt mitverantwortlich gemacht.

“Brasilien will keine Beteiligung, auch nicht indirekt”, sagte Lula. “Wir sollten schauen, wer helfen kann, Frieden zwischen Russland und der Ukraine zu finden.”

Überschrift des Artikels im Original:Lula Brushes Off Scholz’s Appeal for Brazil to Send Arms to Kyiv

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