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So läuft Reality-TV wirklich: Ex-TV-Anwalt Ingo Lenßen plaudert aus dem Nähkästchen

In den frühen 2000er Jahren waren Scripted-Reality-Shows der Renner im deutschen TV. Auch Ingo Lenßen profitierte davon: Er war zunächst als Anwalt bei “Richter Alexander Holt” zu sehen und bekam 2003 seine eigene Show “Lenßen & Partner”. Nun erzählt er im Interview, was hinter den Kulissen der Kultshows passierte.

Ingo Lenßen ist auch im wahren Leben Anwalt. (Bild-Copyright: Chrisitan Augustin/Getty Images)
Ingo Lenßen ist auch im wahren Leben Anwalt. (Bild-Copyright: Chrisitan Augustin/Getty Images)

In “Lenßen & Partner” ermittelte Ingo Lenßen, der auch im wahren Leben Anwalt ist, mit Hilfe von Privatdetektiven sechs Jahre lang auf Sat.1. Über 1.300 Folgen der Show wurden damals produziert, später war der heute 57-Jährige zudem in dem Spin-off “Lenßen” zu sehen. Wie er diese Zeit erlebt hat, und wie Reality-TV wirklich abläuft, hat er in einem Gespräch mit “Massengeschmack-TV” berichtet. Demnach seien die TV-Geschichten von “Lenßen & Partner” von tagesaktuellen Geschehnissen inspiriert worden. 10 Mitarbeiter aus der Redaktion hätten jeden Tag die Presse durchkämmt und nach passenden Verbrechen gesucht, die dann zu spektakulären Fällen aufgearbeitet wurden. “Da kam dann natürlich auch immer irgendeine Beziehungsgeschichte dazu”, ergänzt Lenßen.

Eine Folge pro Tag drehte die Crew gemeinsam mit Laiendarstellern. An einem Drehtag habe er da schon mal 18 Stunden gearbeitet, verrät der Anwalt. Doch trotzdem habe sich die Show nie wie Fließbandarbeit angefühlt. Und finanziell gelohnt hat sich die TV-Karriere auch, wie Ingo Lenßen weiter ausplaudert: “Als wir 200 Folgen im Jahr gedreht haben, habe ich mit dem Fernsehen sicher mehr Geld verdient, als ich als Anwalt verdient hätte in der gleichen Zeit.”

Dass Zuschauer die Show damals für echt gehalten haben könnten, glaubt der TV-Anwalt auch heute nicht – obwohl die Shows als Reality-TV verkauft wurden. Ingo Lenßen besteht darauf: “Das war fiktionales Fernsehen.” In den Anfangswochen hätten einige die Sendung vielleicht für echt gehalten. “Aber spätestens nach der zweiten Sendung wirst du gesehen haben, dass es von der zeitlichen Abfolge her gar nicht so funktioniert. Das ist ja kein Live-Fernsehen, wie wir es heute bei Big Brother haben.” Das habe jeder sehen können. “Und wir haben das häufig auch gesagt und oft genug gesagt”, so Lenßen.

Schämen tut sich der gebürtige Krefelder übrigens nicht für die teils überdramatisch und oft gestellt wirkenden Szenen. Er habe die Sendung immer gern gemacht. “Ich habe immer zu dieser Sendung gestanden. Ich fand die Sendung toll und habe sie total gern produziert. Da war mir nichts unangenehm.” Doch oft wurden die Shows als “Trash” bezeichnet. Ingo Lenßen erklärt: “Es war ein völlig neues Genre. Es ist glaub ich die erste Sendung, die im deutschen Fernsehen als Reality-TV verkauft wurde. Sind wir sicherlich mit Schuld dran. Aber ganz ehrlich: Es war eine ganz ordentliche Unterhaltung!”