Leben nach dem Schock: Wie Straßburgs Bürger den Anschlag am Weihnachtsmarkt verarbeiten

Straßburg
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Es ist kalt an diesem Tag in Straßburg. Kalt und still. Da, wo um diese Jahreszeit normalerweise die Verkaufshütten vom Weihnachtsmarkt stehen, herrscht am Tag nach den tödlichen Schüssen im Stadtzentrum der elsässischen Metropole eine bedrückende Ruhe. Die Weihnachtsbeleuchtung, die sonst den historischen Stadtkern und einen großen Weihnachtsbaum erstrahlen lässt, ist ausgeschaltet. Auf der Eisbahn am berühmten Kléberplatz wird an diesem Tag niemand mehr Schlittschuh fahren.

Zurückgeblieben ist nach den Geschehnissen vom Dienstag eine Stadt, deren Bevölkerung nun erst einmal verarbeiten muss. Eine Stadt, in der mit Hochdruck nach dem mutmaßlichen Attentäter gesucht wird. Zwei Menschen wurden nach derzeitigem Stand am Dienstagabend in der Innenstadt getötet. Eine weitere Person ist hirntot, zwölf Menschen wurden verletzt.

Der Täter, verdächtigt wird der 29-jährige Franzose Chérif C., wurde laut Sicherheitsbehörden am Tatabend von Soldaten angeschossen. Derzeit ist er auf der Flucht. Ob er ins Ausland geflohen oder in Straßburg untergetaucht ist, weiß niemand. Möglich ist alles. Dementsprechend hoch ist am Mittwoch das Aufkommen von Sicherheitskräften in der Stadt. Die Brücken zur Altstadt sind mit Absperrgittern verengt. Auf breiteren Brücken dient ein querstehender Lastwagen als Absperrung. Auf einer lilanen, mit Mistelzweigen bedruckten Plane wirbt „Strasbourg Capital de Noël“ für die Weihnachtshauptstadt Straßburg. Sicherheitskräfte schauen in die Taschen von jedem, der in Richtung Innenstadt unterwegs ist. Wer eine dicke Jacke trägt, muss sie sicherheitshalber öffnen. Auf anderen Brücken, die ins Zentrum führen, wird jedes Auto kontrolliert. Die Beamten leuchten in die Innenräume, die Fahrer müssen die Kofferräume öffnen. Der französische Innenminister Christophe Castaner hatte zuvor die höchste nationale Terrorwarnstufe ausgerufen.

Schwer bewaffnete Sicherheitskräfte und traurige Bevölkerung

Während schwer bewaffnete Polizisten in den Gassen der Stadt patrouillieren, müssen viele Straßburger erst wieder zurück in einen geregelten Alltag zurückfinden. „Es fühlt sich alles etwas verloren und traurig an“, sagt die Verkäuferin einer Buchhandlung im Stadtzentrum. Nicht weit entfernt von ihrem Geschäft entfernt fand das Attentat am Dienstag statt. Sie habe noch gar nicht richtig realisiert, was am Tag zuvor passiert sei, sagt die Frau. An diesem Mittwoch kommen weniger Kunden als üblich in den Buchladen. Einer ihrer Kollegen sei nach den Ereignissen vom Vortag zum Psychologen gegangen, um über das Geschehene zu sprechen, erzählt die Verkäuferin.

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