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"Es ist in jedem Lebensalter toll, wenn man sich verknallt"

Ab 29. Oktober erzählt die 53-jährige Schauspielerin Claudia Schmutzler ihre mehr oder weniger eigene Geschichte in der ARD-Telenovela "Rote Rosen". Wie in der Serie ist sie auch privat mit einem deutlich jüngeren Mann zusammen. Eine unmögliche Liebe?

Die Karriere der Dresdner Schauspielerin Claudia Schmutzler spiegelt fast schon die "unterhaltende" Film- und Fernsehgeschichte Deutschlands der letzten 30 Jahre wider. Sie war Wolfgang Stumphs Tochter in den "Go Trabi Go"-Kinokomödien, spielte sechs Jahre die Protagonistin der 90er-Jahre-Arzt-Serie "Für alle Fälle Stefanie" und danach über 280 Folgen lang Kommissarin Katrin Börensen in "SOKO Wismar". Ab Dienstag, 29. Oktober, 14.10 Uhr, ist die 53-jährige nun für ein Jahr Hauptdarstellerin der Telenovela "Rote Rosen". Im beliebten ARD-Format, das im Jahresrhythmus seine Hauptgeschichte wechselt, geht es um Menschen in der Lebensmitte, die noch einmal einen Aufang wagen. In Claudia Schmutzlers Fall sind die Parallelen zwischen Fiction und Realität frappierend. Die Mutter der ehemaligen "The Voice of Germany"-Siegerin Charley Ann Schmutzler spielt eine Frau, die sich auf einen deutlich jüngeren Mann einlässt.

teleschau: Sie spielen eine Frau, die sich in einen deutlich jüngeren Mann verliebt. Privat leben Sie ebenfalls mit einem Partner zusammen, der 17 Jahre jünger ist. Ein irrer Zufall, oder hat man sie deshalb für die Rolle geholt?

Claudia Schmutzler: Nein, das Drehbuch war schon fertig, als man mich besetzte. Aber da kann die Produktion natürlich früh sein, dass sie sich mit mir so viel Rollenerfahrung eingekauft hat (lacht).

teleschau: Ein älterer Mann, der sich eine junge Frau angelt, gilt immer noch als toller Hecht. Taucht eine reifere Frau mit jungem Freund auf, reagieren viele immer noch verstört.

Claudia Schmutzler: Ich kriege solche Reaktionen gar nicht mit. Ich bekomme nur positives Feedback auf uns als Paar. Vielleicht trauen sich Menschen, die anders denken, nicht, mir das zu sagen. Eigentlich ist es mir das ziemlich egal. Ich fand meine Zeit schon immer zu schade für Leute, die intolerant, verbohrt und grundsätzlich negativ eingestellt sind.

"Ein Teil von mir wollte diese Gefühle verbieten"

teleschau: Das eine sind die Reaktionen von außen, das andere Ihr eigenes Lebensgefühl. Ist es für Sie das gleiche, ob Sie mit einem etwa gleichaltrigen oder deutlich jüngeren Partner leben?

Claudia Schmutzler: Mittlerweile schon. Am Anfang habe ich schon verwirrt auf meine eigenen Gefühle reagiert. Als ich meinen Freund beim Dreh von "SOKO Wismar" kennenlernte, war es so, als hätte der Blitz eingeschlagen. Ich war total verknallt. Natürlich habe ich ein bisschen über mich selbst gelacht. Und ein Teil von mir wollte mir diese Gefühle auch verbieten. Aber das ging irgendwie nicht.

teleschau: Und dann haben Sie sich einfach reingestürzt?

Claudia Schmutzler: Ja, ich bin eine jung Gebliebene im Kopf. Durch reine Vernunft lasse ich mir nicht immer alles verbieten. Auch nicht von mir selbst. Ich wundere mich selbst oft, wie alt ich schon bin. Weil ich eigentlich noch genauso fühle, wie mit Anfang 20.

teleschau: Manche Menschen sind stolz auf jene Abgeklärtheit und Vernunft in Liebesdingen, die manche mit fortgeschrittenem Alter erreichen ...

Claudia Schmutzler: Ich finde es eher traurig, wenn man sich aus scheinbaren Vernunftgründen seine Gefühle verbietet. Bevor ich meinen jetzigen Freund kennenlernte, lebte ich zehn Jahre ohne festen Partner. Es war durchaus in meinem Kopf, vielleicht mein restliches Leben alleine zu bleiben. Ich bin froh, dass es anders gekommen ist.

teleschau: Wie groß ist das Risiko, es sich ab einem gewissen Alter ohne Partner alleine gemütlich zu machen?

Claudia Schmutzler: Das Risiko ist auf jeden Fall da. Gerade dann, wenn es einem gut geht. Ich hatte einen Job, den ich sehr mochte. 13 Jahre spielte ich bei "SOKO Wismar". Das Team war wie eine Familie für mich. Derweil wurden meine Kinder immer größer und selbständiger. Mein ganzes Leben war so wunderbar unabhängig. Mich hat in all den Jahren auch kein Mann so richtig interessiert. Trotzdem ist es in jedem Lebensalter toll, wenn man sich verknallt. Und ich behaupte: Das ist in jedem Alter möglich.

"Es spielt keine Rolle, wie alt der Partner ist"

teleschau: Nach einer Phase des Verknalltseins kommt irgendwann der Beziehungsalltag. Ist er schwieriger, wenn beinahe eine Generation zwischen einem selbst und dem Partner liegt?

Claudia Schmutzler: Nein, diese Phase ist für jedes Paar gleich schwierig oder, wenn man Glück hat ,eben weniger schwierig. Es spielt keine Rolle, wie alt der Partner ist. Er ist einfach eine vertraute Person, mit der man viel Zeit verbringt. Was nicht heißt, dass es keine heftigen Konflikte geben kann.

teleschau: Nun ist es oft so, dass Menschen in unterschiedlichen Lebensaltern unterschiedliche Bedürfnisse haben, was ihre Lebensgestaltung betrifft. Schafft das nicht Probleme?

Claudia Schmutzler: Bei uns ist es nicht so. Aber das kann natürlich noch kommen. Wir sind ja erst drei Jahre zusammen.

teleschau: Sie haben bei "SOKO Wismar" und "Für alle Fälle Stefanie" viele Jahre ihres Lebens für ein und dieselbe Serie gearbeitet. Sind Sie ein sehr treuer Mensch?

Claudia Schmutzler: Ja, ich glaube schon. Ich bin zumindest familiär veranlagt. Mir fehlen immer noch meine Leute von der "SOKO Wismar", auch wenn ich da schon eine Weile draußen bin. Ich war schon immer ein Ensemble-Typ. Meistens bin ich weniger mit Schauspielern befreundet, sondern mit Leuten, die hinter den Kulissen arbeiten. Wenn man zehn Jahre oder mehr Zeit mit Menschen bei einer solch intensiven Arbeit verbringt, dann sieht man deren Kinder groß werden. Es verlieben sich Menschen, sie heiraten und gehen vielleicht wieder auseinander. Sehr lange bei einer Serie zu arbeiten, ist ein bisschen so, als würde man einen zweiten Film drehen. Nur dass der eben nicht von Kameras festgehalten wird.

teleschau: Überdauern solche Set-Beziehungen das Ende der Zusammenarbeit?

Claudia Schmutzler: In meinem Fall schon. Die Menschen, mit denen ich dort befreundet war, bleiben in meinem Herzen und auch in meinem Leben. Aber man muss die Freundschaften mehr pflegen, wenn man sich nicht mehr automatisch regelmäßig sieht.

teleschau: Wie lange ist Ihr Abschied bei der SOKO her?

Claudia Schmutzler: Das sind jetzt zwei Jahre. Immerhin schon zwei Jahre! Es klingt so, als könne ich da nicht loslassen oder dass mir mein jetziger Job weniger wertvoll erscheint, aber das ist keineswegs so. Ich arbeite auch jetzt mit tollen Menschen, nur muss ich die noch ein wenig besser kennenlernen. Wir hatten noch nicht so viel Zeit zusammen. Trotzdem bin ich mir sicher, dass auch bei "Rote Rosen" Freundschaften und schöne Beziehungen entstehen werden.

"Jeder Mensch, den man trifft, macht Sinn"

teleschau: Was ist anders bei einer Telenovela als bei einem klassischen Seriendreh?

Claudia Schmutzler: Man muss "schneller" arbeiten. Und es gibt zwei Teams, die wechseln. Ich habe viel Lust auf diese Rolle. Weil ich merke, dass ich nicht nur wegen der Parallelen zwischen Drehbuch und Privatem diese Frau bin, die ich in "Rote Rosen" spiele. Zumindest packe ich ganz viel von mir in sie rein. Das hilft einerseits, aber es ist auch schwierig, so etwas gut zu spielen. Mein schauspielerischer Anspruch war schon immer hoch. Insofern ist es eine sportliche Aufgabe, ihm gerecht zu werden - bei vielen Seiten Drehbuch und einem straffen Zeitplan.

teleschau: "Rote Rosen" ist eine Erzählung über Menschen und ihre Wünsche kurz nach der Mitte des Lebens. Was wünschen Sie sich noch von Ihrem Leben?

Claudia Schmutzler: Früher habe ich mir immer etwas für die Kinder gewünscht, wenn ich in einer Situation war, in der man über so etwas nachdenkt. Gestern stellte ich fest, dass ich mir etwas für mich selbst gewünscht habe. Ich wünschte mir ganz trivial: Gesundheit. Wenn man gesund ist, kann man alles schaffen.

teleschau: Sie sind also kein Listentyp, der genau weiß, was er noch im Leben tun oder erreichen will?

Claudia Schmutzler: Nein. Ich habe noch nie eine solche Liste erstellt. Vielleicht mache ich es, wenn ich weiß, dass ich nicht mehr lange habe. Aber auch da bin ich mir nicht sicher. Ich lasse das Leben kommen. Es macht schon alles seinen Sinn. Auch jeder Mensch, den man trifft, macht Sinn.

teleschau: Auch die weniger angenehmen Menschen?

Claudia Schmutzler: Gerade Menschen, die nicht so angenehm waren, brachten mich im Leben weiter. Wenn ich rückblickend nachdenke, waren es oft die krisenhaften Begegnungen, die dafür sorgten, dass ich mich weiterentwickelt habe.

teleschau: Sie glauben also eher ans Schicksal als daran, dass Zufälle das Leben bestimmen?

Claudia Schmutzler: Ich glaube daran, dass alles im Leben seinen Sinn ergibt.