Leitartikel: Obdachlose in Berlin - Nur reden hilft den Menschen nicht

Obdachloser auf einer Parkbank am Halleschen Tor in Berlin

Berlin. "Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr" – das bekannte Rilke-Gedicht beschreibt unser aktuelles Herbstgefühl in Berlin ziemlich gut. Ja, es ist ungemütlich draußen, es wird wahrscheinlich bald frieren. Umso dankbarer ist man für gemütliche Nachmittage im Warmen. Wer dieser Tage allerdings mit Rilke durch die Alleen läuft – "unruhig wandern, wenn die Blätter treiben" – dem fällt auf: Es gibt immer mehr Menschen, die tatsächlich kein Obdach mehr haben.

Sie sitzen am Kurfürstendamm vor den teuren Geschäften, liegen in U-Bahnhöfen, sie lagern unter Brücken und an Bushaltestellen. Zwar stehen im Tiergarten keine Zelte mehr. Doch die Matratzen und Decken im Müllcontainer erzählen davon, dass die letzte Räumungsaktion nicht lange her ist.

Der Dichter Rainer Maria Rilke hat vor gut 100 Jahren zwar nicht Obdachlose gemeint, als er sein Herbstgedicht schrieb. Aber eben doch dieses Gefühl, diese Ahnung: Dass wohl nicht alle den Winter so gut überstehen werden wie wir. Ja, die Kältehilfe ist gut angelaufen, wenn auch mit weniger Plätzen als geplant. Am Ende sollen dafür mehr Bedürftige als je zuvor ein nächtliches Dach über dem Kopf haben: 1000 Plätze sind angestrebt. Erstmals gibt es auch eine Kältehilfe-App, über die Betroffene und Helfer per Smartphone Adressen finden.

Reicht das? In den vergangenen Wochen ist viel über Obdachlose gestritten worden. Über die Tiergarten- "Task-Force" des Innensenators An­dreas Geisel (SPD). Über die Abschiebung von aggressiven EU-Bürgern, die der...

Lesen Sie hier weiter!