Leitartikel: Votum zu 50+1 ist scheinheilige Folklore

Michael Färber

Andreas Rettig ist ein gewiefter Funktionär. Nicht nur, dass der kaufmännische Geschäftsleiter des FC St. Pauli mit seinem Antrag zur Beibehaltung der 50+1-Regel die notwendige, ergebnisoffene Diskussion über diese Regel per Vollbremsung stoppte. Er verkaufte das Ja dazu auch noch als einen guten Tag "für alle, die es gut mit dem Fußball meinen". Als einen Erfolg, den die Fans euphorisch als Sieg gegen die zunehmende Kommerzialisierung des Fußballs feiern. Der aber an Schein­heiligkeit nicht zu überbieten ist.

Die Abstimmung über den "Prozess zur Verbesserung der Rechtssicherheit sowie weitere Überlegungen hinsichtlich geänderter Rahmenbedingungen unter Beibehaltung der 50+1-Regel", so die komplette Beschreibung des Antrags, offenbarte, wie es um die Gemeinschaft der 36 unter dem Dach der Deutschen Fußball Liga (DFL) organisierten Klubs tatsächlich bestellt ist: schlecht. 50 Prozent Zustimmung sind kein Erfolg, erst recht nicht, wenn Klubs wie Borussia Dortmund zu den Befürwortern zählen, die ohnehin schon alles verhökert haben, was Fans lieb und teuer ist. Das Votum belegt, wie stark das Umdenken in der Liga bereits vorangeschritten ist. Zudem müssen Klubs wie Fans hoffen, dass Martin Kind, der Präsident von Hannover 96, seinen Antrag auf eine Ausnahme von der Regel, nach der die Stimmenmehrheit beim Stammverein bleiben soll (50 Prozent plus eine Stimme), tatsächlich ruhen lässt. In dem Augenblick, wo Kind mit seinem Anliegen, die Mehrheit an dem Bundesligisten übernehmen zu ...

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