Lernen von Südländern - Arbeiten bei Hitze: Warum wir in Deutschland auf Siesta umstellen sollten
Deutschland schwitzt und durch den Klimawandel werden extreme Temperaturen immer häufiger. Unternehmen werden um neue Arbeitsstrukturen und Abläufe nicht herumkommen, erklärt Leadership-Experte Kishor Sridhar. Wir sollten von südlichen Ländern lernen.
So verändert der Klimawandel unsere Art zu arbeiten
Der Klimawandel sorgt dafür, dass extreme Temperaturen zum neuen Normal werden. Angesichts dieser Entwicklung wird es Zeit, über den traditionellen Arbeitsalltag nachzudenken. Die alten 9-to-5-Stundenpläne sind bei brütender Hitze einfach nicht mehr sinnvoll und schaden sowohl der Leistung als auch der Gesundheit. Arbeitgeber müssen kreativ werden, um ihre Mitarbeiter bei hohen Temperaturen optimal zu unterstützen. Dies wird tief in unsere Art zu arbeiten eingreifen.
1. Flexibilität bei der Arbeitszeit: Die Siesta als Vorbild
Der klassische 9-to-5-Job funktioniert bei langen Sommern mit Extremtemperaturen nicht mehr. Im Sommer brauchen wir ein flexibles Arbeitszeitmodell mit langen Mittagspausen und Arbeitszeiten am frühen Morgen oder späten Abend. Die Spanier mit ihrer Siesta machen es vor. Auch in vielen anderen südlichen Ländern wird schwere, körperliche Arbeit auf die kühleren Abendstunden verschoben. Belebte Baustellen spät am Abend gehören dort zur Normalität.
Sicher, die Vorstellung, abends zu arbeiten, könnte gewöhnungsbedürftig sein, aber es ist gesundheitlich besser als in der glühenden Mittagshitze. Ein Arbeitszeitmodell, das frühe Morgenstunden oder angenehme Abendstunden nutzt, kann die Leistungsfähigkeit steigern und gleichzeitig die Gesundheit der Mitarbeiter schützen.
2. Ergebnisorientierung statt Arbeitszeitfetisch
In heißen Wetterphasen zählt nicht, wie lange man arbeitet, sondern was man erreicht. Statt starrer Tages- oder Wochenziele sollten Arbeitgeber auf Monatsziele setzen. So kann man an kühleren Tagen den Turbo zünden, ohne sich in der Hitze abzuquälen. Es geht nicht darum, wie viele Stunden man im Büro verbringt, sondern darum, was am Ende dabei herauskommt. Dieses Ergebnis-orientierte Modell könnte nicht nur die Effizienz steigern, sondern auch die Belastung durch die Hitze minimieren. Man muss das alte Konzept von „Geld für Zeit“ über Bord werfen.
3. Mehr Pausen, mehr Erfrischung
Wer in der Hitze arbeitet, muss großzügig mit Pausen umgehen. Viele Unternehmen halten noch an alten, knappen Pausenregelungen fest, die im Sommer alles andere als ideal sind. Es wird Zeit, den Pausenbedarf der Mitarbeiter ernst zu nehmen. Längere oder zusätzliche Pausen können helfen, die Konzentration aufrechtzuerhalten und den Arbeitstag erträglicher zu gestalten. Dies ist medizinisch zwingend notwendig. Doch viele Unternehmen haben bis heute noch recht starre Vorgaben.
4. Kleinere Arbeitspakete und kürzere E-Mails: Effizienz durch Kürze
Bei sengender Hitze schmilzt die Konzentration wie Eis in der Sonne. Deshalb sollten Arbeitgeber Arbeitsaufgaben in kleinere, überschaubare Pakete aufteilen und die Kommunikation kürzer und präziser gestalten. Lange, ausführliche E-Mails sind schon selten sinnvoll, aber bei Temperaturen jenseits der 30 Grad kann unser Gehirn sie kaum noch erfassen. Das gilt für alle Arbeitsschritte. In der Hitze heißt es: kleine und kurze Arbeitspakete.
Der Klimawandel wird unsere Arbeitsorganisation verändern
All diese Anpassungen haben nicht nur Auswirkungen auf die tägliche Arbeitsweise, sondern auch auf die gesamte Unternehmensstruktur. Flexible Arbeitszeiten und Ergebnisorientierung könnten eine Neugestaltung der Arbeitsabläufe und der Führungskultur erfordern. Arbeitgeber müssen lernen, Vertrauen in die Selbstorganisation ihrer Mitarbeiter zu setzen und innovative Wege finden, die Produktivität zu messen.
Immer einen kühlen Kopf bewahren
Ein persönlicher Tipp zum Schluss: Bei Hitze können die Nerven schnell durchbrennen und es werden leichter Fehler gemacht. Deshalb ist es wichtig, gelassen mit sich selbst und den Kollegen zu bleiben. Die kühleren Tage werden bald wieder zurückkehren, und dann kann man wieder voll durchstarten. Bis dahin sollte man lieber ein zusätzliches kühles Eis genießen, als sich über Kleinigkeiten aufzuregen. Schließlich ist es einfacher, sich mit einem erfrischenden Snack zu entspannen, als sich über die Hitze zu ärgern.
Und wenn es so scheint, dass die oben genannten Punkte an Ihrem Arbeitsplatz schon umgesetzt werden, dann gehören Sie zu den Glücklichen. Denken Sie an die Tausenden von Arbeitnehmern, die noch in starren Strukturen arbeiten und gegen die klimatischen Bedingungen ankämpfen müssen.