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Taylors Traum vom großen Abschied

Phil Taylor ist mit 16 Titeln Rekordweltmeister im Darts

Ganz beiläufig hat Phil Taylor mit einem Satz sein Vermächtnis treffend beschrieben.

"Ohne mich gäbe es die PDC nicht", sagte der größte Dartsspieler aller Zeiten unlängst beim Grand Slam. Tatsächlich dürfte kaum ein Athlet mehr für seine Sportart getan haben.

Taylor ist der Michael Jordan, der Muhammad Ali, der Pele oder der Roger Federer des Darts, auch wenn ihm diese Vergleiche kaum gerecht werden.

"The Power" ist Darts - er hievte den verrauchten Kneipensport der englischen Arbeiterklasse auf die großen Bühnen der Welt und machte daraus ein millionenschweres Massenphänomen.

Bei der WM 2018 (täglich LIVE im TV auf SPORT1) will es der 16-malige Weltmeister noch ein letztes Mal krachen lassen - ein würdiger Rahmen für das Ende einer einzigartigen Karriere. (Die große Phil-Taylor-Dokumentation ab 19 Uhr im TV auf SPORT1)

PDC-Darts-WM: Was hat Taylor noch drauf?

Ob Taylor sportlich noch einen letzten Coup im Köcher hat, ist dabei die große Frage. Denn seit dem letzten WM-Titel 2013 gehorchten die Pfeile ihrem Meister immer seltener.

In den vergangenen drei Jahren gelangen "The Power" nur noch zwei Siege bei größeren Einzel-Turnieren. Bei der WM war 2016 und 2017 "schon" im Achtel- und Viertelfinale Endstation.

Das ist nicht der Anspruch des Großmeisters, der die drei wichtigsten PDC-Events (WM, Matchplay, Grand Prix) insgesamt 41 Mal gewann - die WM zwischen 1995 und 2002 sogar acht Mal in Folge.

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World Matchplay macht Hoffnung

Natürlich konnte diese Dominanz nicht ewig weitergehen, aber ein so ehrgeiziger Sportler wie Taylor hasst Niederlagen immer noch so wie eh und je. Das kann auch sein dieser Tage betont lockeres Auftreten nicht kaschieren. Auch deshalb kündigte er kurz nach der WM 2017 seinen Rücktritt an.

"Es war ein sehr arbeitsreiches Leben für mich. Jemand, der das nicht erlebt hat, kann es vermutlich nicht verstehen. Jede Woche auf der Bühne vor tausenden Leuten. Du wirst ständig beobachtet. Und die Welt hat sich verändert. Ich möchte dieses Leben nicht mehr leben", sagt Taylor im Gespräch mit SPORT1.

Entsprechend motiviert wird er sein, einen großen Abschied hinzulegen. Hoffnung macht das World Matchplay. Im Sommer schlug er beim zweitgrößten Turnier der PDC nacheinander seine großen Rivalen Raymond van Barneveld, Dominator Michael van Gerwen, Adrian Lewis und im Finale Peter Wright sehr deutlich.

Keine sorgenfreie Kindheit

Den Fehler, ihn vorzeitig als Darts-Rentner abzuschreiben, sollte also niemand machen. Denn Taylor war schon von frühester Kindheit an ein Kämpfer - das musste er auch sein.

In der Wohnung seiner Eltern in einem Vorort der nordenglischen Stadt Stoke-on-Trent gab es nicht einmal Strom oder warmes Wasser, aber seine Darts-verrückten Eltern impften dem Sohn ihre Leidenschaft ein.

In der für ihre Töpferei-Produkte bekannten Stadt - daher auch Taylors erster Darts-Spitzname "The Crafty Potter" - arbeitete der junge Phil Taylor schon ab seinem 16. Lebensjahr in diversen Jobs, unter anderem fertigte er Halterungen für Toilettenpapier für 70 Pfund die Woche an.

"Es ist eine Arbeiterstadt, bekannt für die Töpferei-Industrie. Wir hatten ein großes Stahlwerk, aber es gibt dort keine Arbeit mehr. Es ist leider alles etwas runtergekommen, aber es ist meine Heimat", erzählt Taylor. Er lebt auch heute noch in seiner Geburtsstadt.

Mentor Bristow ändert alles

Als der damalige Superstar und BDO-Weltmeister - der Weltverband war 1973 entstanden - Eric Bristow in der Nachbarschaft eine Darts-Kneipe eröffnete, änderte sich Taylors Leben.

Bristow erkannte sein Talent und förderte Taylor mit 10.000 Pfund, so qualifizierte er sich 1990 erstmals für die WM und schlug im Finale seinen Förderer sensationell mit 6:1.

Der legendäre PDC-Caller Russ Bray erklärt SPORT1 Taylors Erfolgsgeheimnis: "Phil hat seinen Trainingstag wie einen klassischen Arbeitstag eingeteilt. Morgens aufstehen, Frühstück, ran ans Darts-Board. Dann Mittagessen, zurück ans Board, Abendessen, dann bisschen Freizeit, vielleicht Darts spielen gehen. Er hat den Darts-Sport als Ganztagsjob verstanden."

Nach seinem zweiten Titel kam es zum Bruch mit der BDO. Unter Taylors Führung spalteten sich 16 der Top-Profis ab und gründeten den World Darts Council (WDC), der später in PDC umbenannt wurde.

Die Profis wollten mehr TV-Präsenz, um sich so besser vermarkten zu können, den Sport größer zu machen und davon leben zu können.

(Weitere Infos zum Darts, Order of Merit und Portraits der Top-Stars auf dartsblog.de)

Darts wird zum Massenphänomen

Mit der PDC wurde der Sport auch seriöser, Spieler traten mit Stoffhosen und dunklen Schuhen an, Bier und Zigaretten auf der Bühne gehörten der Vergangenheit an - das Image des Sports wandelte sich.

Dazu kamen die unglaublichen Erfolge und das Charisma Taylors, der die frühen Jahre der PDC dominierte und das Spiel vor allem in Europa immer bekannter und beliebter machte.

Endgültig im Mainstream kam Darts 2007 mit dem legendären WM-Finale gegen van Barneveld an, das der Niederländer im dramatischen Sudden Death gegen Taylor gewann.

Taylor ist Darts

Danach wechselte die WM von der kleinen Circus Tavern in den großen Alexandra Palace, wo 2008 ein gewisser Michael van Gerwen in Runde eins an Taylor scheiterte.

Der Darts-Boom machte Taylor zum Millionär, und auch die heutigen Stars können für die ständig steigenden Sponsoren- und Preisgelder vor allem "The Power" danken.

Fakt ist: Taylor hat Darts zu dem Spektakel, Millionen-Geschäft und die Massen elektrisierenden Sport gemacht, der er heute ist. Das wird für immer sein Vermächtnis sein.

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