Letztes männliches Nördliches Breitmaulnashorn gestorben – so gefährdet sind Nashörner

In Kenia musste das letzte männliche Nördliche Breitmaulnashorn eingeschläfert werden. (Bild: Getty Images)
In Kenia musste das letzte männliche Nördliche Breitmaulnashorn eingeschläfert werden. (Bild: Getty Images)

In einem kenianischen Tierschutzgebiet musste nun das letzte männliche Nördliche Breitmaulnashorn der Welt eingeschläfert werden. Auch weitere der fünf noch bestehenden Nashornarten sind seit mehreren Jahren vom Aussterben bedroht.

„Sudan“ wurde 45 Jahre alt – aufgrund von altersbedingten Gesundheitsproblemen musste der Nördliche Breitmaulnashornbulle nun eingeschläfert werden. Eine Entzündung am rechten Hinterbein, weitere Wunden sowie Knochen- und Muskelschwund sorgten dafür, dass das Tier nicht mehr stehen konnte. Die Tierschützer des „Ol Pejeta“-Wildreservats sahen keine andere Möglichkeit, als das Rhino von seinen Leiden zu erlösen.

Nun gibt es lediglich zwei Weibchen des Nördlichen Breitmaulnashorns: Sudans Tochter und seine Enkelin. Die letzten Hoffnungen auf ein fortbestehen der Art liegen nun in der künstlichen Reproduktion. Unter anderem forschen Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) daran, vom Aussterben bedrohte Nashornarten durch künstliche Befruchtung mit zuvor eingelagerten Spermien zu retten. Dabei lebten noch 1960 laut der Naturschutzunion IUCN 2.360 Nördliche Breitmaulnashörner in freier Wildbahn.

Vom Aussterben bedroht

Der Nashornbestand ist im Laufe der letzten Jahrzehnte durch schrumpfende Lebensräume und Wilderei rapide gesunken. Weltweit existieren nur noch fünf Nashornarten: In Afrika finden sich Breitmaul- und Spitzmaulnashörner, während Java-, Panzer- und Sumatra-Nashörner in Asien beheimatet sind. Zumindest für das Südliche Breitmaulnashorn besteht momentan noch Hoffnung. Intensiver Schutz, Umsiedlung und Zucht im Süden Afrikas haben dafür gesorgt, dass der Bestand aktuell bei etwa 20.000 Tieren liegt.

Das Spitzmaulnashorn, nach dem Breitmaulnashornm die zweitgrößte Nashornart des afrikanischen Kontinents, wird aufgrund der Hörner stark gejagt und ist ebenfalls vom Aussterben bedroht. Heutzutage unterscheidet man acht Unterarten des Spitzmaulnashorns. Fünf der Unterarten gelten bereits als erloschen. 2010 konnte in Afrika jedoch wieder ein Bestand von insgesamt 4.800 Spitzmaulnashörnern registriert werden, weil in den Nationalparks einige der Schutzmaßnahmen gut greifen und somit der Bestand des Spitzmaulnashorns wieder wächst. 2014 wurde ein Gesamtanstieg von 4,5 Prozent festgestellt.

Dank intensiver Bemühungen konnte zumindest der Bestand des Südlichen Breitmaulnashorns vorerst stabilisiert werden. (Bild: Getty Images)
Dank intensiver Bemühungen konnte zumindest der Bestand des Südlichen Breitmaulnashorns vorerst stabilisiert werden. (Bild: Getty Images)

2011 soll das letzte Java-Nashorn Vietnams gestorben sein. Medienberichten zufolge sei es in einem Nationalpark Wilderern zum Opfer gefallen. Circa 50 Nashörner dieser Unterart leben nun noch im Ujung-Kulon-Nationalpark auf der indonesischen Insel Java. Einer Zählung der Organisation „Save the Rhino“ aus dem Jahr 2015 zufolge gibt es vom Sumatra-Nashorn nur noch etwa 100 Tiere, eine von drei Unterarten gilt als ausgestorben. Vor zwei Jahren war in Indonesien das letzte Tier dieser Art von Wilderern getötet worden. Das Panzernashorn ist mit einer Population von etwa 3.500 Tieren ebenfalls stark gefährdet.

Bereits ausgestorbene Nashörner

Auch in Europa gab es einst Nashörner: Steppennashorn, Wollnashorn und Waldnashorn waren auf dem Kontinent heimisch. Diese starben Schätzungen zufolge bereits im Holozän bis Ende des 3. Jahrtausends vor Christi Geburt – ihre Ausrottung war somit den damaligen Umweltbedingungen geschuldet. In den letzten Jahrzehnten sorgten allerdings vor allem Menschen und ihr Vordringen in naturbelassene Lebensräume für das Aussterben der Dickhäuter. Die Hörner der Tiere gelten in asiatischen Ländern zudem als medizinisches Wundermittel. Die letzten Exemplare des Westlichen Spitzmaulnashorns wurden 2006 gewildert – insgesamt gelten fünf von acht Unterarten des Spitzmaulnashorns als ausgestorben. Ebenfalls bereits ausgerottet: Das Bengalische Java-Nashorn. Dieses wurde zuletzt im Jahr 1910 in freier Wildbahn gesichtet. Das Annamitische Java-Nashorn galt bereits als ausgestorben – der Fund lebender Tiere dieser Unterart sorgte 1990 für Aufsehen. Allerdings töteten Wilderer 2010 das letzte bekannte Weibchen.