Libanesen in Deutschland: Shahed Naji ist besorgt um seine Familie
Für Shahed Naji ist dies zu einem täglichen Ritual geworden: Er verfolgt die Nachrichten aus seinem Heimatland Libanon, das weiterhin von Israel angegriffen wird.
Shahed lebt nun seit fast zehn Jahren in Berlin. Er ist Inhaber eines Yogastudios.
"Ich bin ein bisschen in Panik, wache mitten in der Nacht auf, um die Nachrichten zu verfolgen. Das ist das erste Mal, dass im Norden von Beirut echte Bombenanschläge stattfinden, und meine Familie kommt aus dem Norden. Ich habe gerade mit ihnen telefoniert, und sie sagten, sie hörten Kampfjets im Tiefflug."
Shaeds Neffe musste fliehen
Shaheds Neffe Yahya Naji ist Student. Er floh aus Beirut in den Norden, um in Sicherheit zu sein. Er wollte in Deutschland studieren. Jetzt ist die Motivation noch größer.
"Die Reichweite des Angriffs ist so umfassend, dass man der Nächste sein kann, wenn man nur um die Ecke geht. Also muss man fliehen. Du musst alles aufgeben", so Yahya Naji.
Nach den Anschlägen vom 7. Oktober in Israel erlaubte die deutsche Regierung israelischen Besuchern, vorübergehend zu bleiben, ohne eine Aufenthaltsgenehmigung oder eine Verlängerung zu beantragen. Euronews fragte, ob ein solches Programm auch für libanesische Staatsbürger vorbereitet würde. Das Innenministerium sagte, dass solche Regelungen für Libanesen nicht existieren.
Das Thema Einwanderung dominiert die Schlagzeilen
Mehr als 47.000 libanesische Staatsangehörige leben in Deutschland. Aber für viele andere könnte es schwieriger werden, ins Land zu kommen. Die Themen Einwanderung und Flüchtlinge beherrschen die Schlagzeilen. Die rechtspopulistische AfD hat bei den Landtagswahlen in Brandenburg diesen Monat den ersten Platz belegt. Die Regierung verschärfte die Grenzkontrollen, um ihre Haltung zur Migration zu bekräftigen. Nach Angaben des Innenministeriums liegen für diesen Monat noch keine Statistiken darüber vor, wie viele libanesische Staatsangehörige Asyl beantragt haben.
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Aber Shahed sagt, die politische Atmosphäre gebe ihm wenig Hoffnung, dass seine Familie zu ihm in Sicherheit kommen könne.
"Ich würde auf jeden Fall versuchen, sie nach Deutschland zu holen, wenn es möglich ist. Aber wie gesagt, bei der aktuellen Politik und dem, was in Deutschland passiert, und den letzten Wahlergebnissen, glaube ich nicht, dass das möglich ist, es sei denn, es ändert sich etwas drastisch, und Deutschland oder die EU beschließen, Menschen, die vor dem Krieg im Libanon fliehen, Asyl zu gewähren", sagt Shahed.