Werbung

Aus Liga 6 in den DFB-Pokal: Wer ist eigentlich dieses Linx?

Adrian Vollmer (r.) und Jean-Gabriel Dussot (l.) wollen mit dem SV Linx den 1. FC Nürnberg ärgern

Wer sich auf die Reise macht zur vielleicht größten Sensationsmannschaft in der 1. Runde des DFB-Pokals, der kann schon mal durcheinanderkommen.

Fast zwangsläufig landet man auf der Suche nach dem Gegner von Bundesliga-Aufsteiger 1. FC Nürnberg (Sa., ab 15 Uhr im LIVETICKER) nämlich an einer Stelle, wo es rechts nach Linx geht.

Zugegeben: Im gesprochenen Wort funktioniert der Gag etwas besser. Und doch fragen sich beim Blick auf die Pokalansetzungen wohl viele Fußball-Fans: Wo, wer und was ist eigentlich dieser SV Linx?

SV Linx qualifiziert sich als Sechstligist

Als einziger Sechstligist überhaupt qualifizierte sich der Verein aus Südbaden für den DFB-Pokal, drehte im Landespokal-Endspiel dank zweier später Tore einen Rückstand gegen den höherklassigen FC 08 Villingen.

Kurz darauf gelang auch der Aufstieg in die Oberliga, ins Duell mit dem 1. FC Nürnberg gehen die Linxer nun also als Fünftligist. Turbulente Wochen für das Dorf im Hanauerland - dabei steht das ganz große Event erst noch vor der Tür.

"Das Dorf hat knapp 1200 Einwohner, am Samstag ist also vier oder fünf Mal das Dorf im Stadion, wenn 6000 oder 7000 Zuschauer kommen", erzählt Adrian Vollmer bei SPORT1: "Jeder weiß Bescheid - und jeder freut sich drauf."

Der 29-Jährige ist einer von wenigen Spielern im Linxer Kader, die mit großen Spielen bereits Erfahrung haben.

Vollmer unter Streich U19-Meister mit SC Freiburg

Mit dem SC Freiburg wurde er 2008 unter Christian Streich deutscher A-Juniorenmeister - und schwärmt noch heute: "Ich habe nie so eine gute taktische Ausbildung bekommen, wie in Freiburg unter Christian Streich. Jetzt ist es schön, wenn ich in der Hinsicht auch den jüngeren Spielern etwas beibringen kann."

Auch in Sachen DFB-Pokal hat Vollmer schon Erfahrungen vorzuweisen: Vor sechs Jahren zog er mit dem Offenburger FV gegen den FC St. Pauli mit 0:3 den Kürzeren.

Damals wie heute mit dabei: sein Teamkollege Dennis Kopf. Der "kleine" Dennis Kopf wohlgemerkt, Spitzname "Deco" - denn im Linxer Kader von Erfolgscoach Sascha Reiss stehen kurioserweise zwei Spieler mit demselben Namen. Auch der "große" Dennis Kopf hat immerhin eine Vergangenheit in der Jugend des 1. FC Kaiserslautern, stand anschließend beim Karlsruher SC und bei Waldhof Mannheim unter Vertrag.

Torhüter Norman Riedinger hat bereits Regionalliga-Erfahrung gesammelt - und dann haben die Linxer noch einen waschechten Nationalspieler im Team.

Linx mit Ex-Futsal-Nationalspieler Dussot

Jean-Gabriel "John" Dussot absolvierte ein Futsal-Länderspiel für Frankreich gegen Irland. Aus der Halle weiß der Linksfuß auch, wie man Pokal-Sensationen schafft: Mit seinen Toren schoss er 2017 das drittklassige Futsal-Team aus Straßburg bis ins Finale des französischen Pokals. (im folgenden Video ab 2:42 mit der Nr. 11, Anm. d. Red.)

Dennoch sagt er im Gespräch mit SPORT1: "Das Spiel gegen Nürnberg ist das größte meines Lebens."

Auf dem großen Fußballfeld ist die linke Außenbahn Dussots angestammte Position, von dort sorgt er mit seinen technischen Fähigkeiten immer wieder für Gefahr. "Er sucht immer das Eins-gegen-Eins, das er meistens auch gewinnt - und schlägt dann präzise Flanken", lobt Vollmer seinen Teamkollegen.

So wie am vergangenen Wochenende, als Dussot das Linxer Führungstor durch Vollmer vorbereitete - oder wie im Landespokal-Finale, als nach demselben Muster der entscheidende Treffer in letzter Minute fiel.

Adrian Vollmer glänzt als Torjäger

Dank Vollmers Effektivität vor dem gegnerischen Tor träumt der Fünftligist von der nächsten Sensation. Fünf Treffer in zwei Pflichtspielen hat der Torjäger schon wieder auf dem Konto, in der vergangenen Spielzeit ließ er es allein in der Liga 36 Mal klingeln.

"Komplett chancenlos sind wir nicht", kündigt Vollmer forsch an: "Natürlich muss einiges zusammenspielen, aber wir sind in der komfortablen Situation, dass wir nicht müssen, sondern wollen - und Nürnberg muss."

Auch Pokalspezialist Dussot will nicht in Ehrfurcht erstarren. "Sie laufen genauso auf zwei Beinen wie wir. Wenn wir eine Gelegenheit bekommen und sie direkt nutzen, dann haben wir eine Chance", meint er bei SPORT1.

Dass die Linxer dabei nicht im heimischen Hans-Weber-Stadion, sondern im rund 14 Kilometer entfernten Kehler Rheinstadion spielen, empfindet Vollmer nicht als Nachteil.

Kehler Rheinstadion als gutes Omen

"Wir hätten gerne in Linx gespielt, aber das Stadion fasst nur knapp 3000 Zuschauer", erklärt er: "Da fühle ich mich deutlich wohler, irgendwo zu spielen, wo dann 6000 oder 7000 Zuschauer sein werden."

Und die Spielstätte des Lokalrivalen Kehler FV ist für die Linxer durchaus ein gutes Omen: Auch der bislang einzige DFB-Pokal-Auftritt des Dorfvereins im Jahr 1994 stieg im Rheinstadion, damals verlor der krasse Außenseiter nach 1:0-Führung gegen Schalke 04 erst durch ein Last-Minute-Tor von Mike Büskens knapp mit 1:2.

"Das Spiel ist für jeden, der damals dabei war, das Erlebnis in der Linxer Geschichte gewesen", sagt Vollmer - und gibt eine klare Marschroute für sein Team vor: "Jetzt am Samstag so ein Spiel abzuliefern, dass es für die Leute wieder 25 Jahre in Erinnerung bleibt - das ist unser Ziel."