Lindners Altherrenwitz sorgt für Spott im Netz
FDP-Chef Christian Lindner gibt sich gern als modern und lässig. Mit seinem Witz beim Parteitag allerdings schrammte er heftig am Zeitgeist vorbei und kassiert nun online die Quittung.
Die Zeiten, als Redner auf Parteitagen mit Altherrenhumor punkten konnten, sind eigentlich passé. Doch Christian Lindner hatte sich beim Schreiben seiner Rede offensichtlich nicht sehr gut beraten lassen. Im Stile eines mittelmäßigen Standup-Comedians dankte Lindner der ehemaligen Generalsekretärin Linda Teuteberg. In seiner Parteitagsrede sagte Lindner: “Ich denke gerne daran, Linda, dass wir in den vergangenen 15 Monaten ungefähr 300 Mal, ich habe mal so grob überschlagen, ungefähr 300 Mal den Tag zusammen begonnen haben.” Dann folgte eine peinliche Kunstpause, in die hinein ein paar Lacher aus dem Publikum zu hören waren. Danach erst ließ Lindner die Auflösung folgen, er meine natürlich das morgendliche Telefonat zur politischen Lage, “nicht, was ihr jetzt denkt.”
Lindner strebt in die nächste Bundesregierung – trotz schwieriger Umfragewerte für die Liberalen
Teuteberg hatte nach nur einem Jahr ihren Posten an Volker Wissing abgegeben müssen. In den Aufnahmen vom Parteitag mit Gegenschnitt zu Linda Teuteberg ist zu sehen, dass sie selbst auch nicht besonders amüsiert über den Kalauer-Versuch ihres Parteichefs zu sein scheint.
Christian Lindner zu Linda Teuteberg - mit Gegenschnitt. #2020 pic.twitter.com/D9orht0fJq
— Georg Löwisch (@georgloewisch) September 19, 2020
So ähnlich wie der Landesvorsitzenden der FDP Brandenburg erging es wohl auch einer Mehrzahl der Zuschauer. Auch Lindners halbherziges zurückrudern half da nicht wirklich.
Ich bitte um Nachsicht: Die Erwähnung der morgendlichen Telefonkonferenz mit der Generalsekretärin war kein Witz - vereinzeltes Lachen hat mich irritiert. Es war also nur eine missverständliche Formulierung. Einmal auf Twitter bitte im Zweifel für den Angeklagten... CL #bpt20
— Christian Lindner (@c_lindner) September 19, 2020
Eindeutige Reaktionen in den Sozialen Medien
In den Sozialen Medien waren die Reaktionen eindeutig: Lindner hatte mit seinem Kommentar richtig daneben gelangt. Dem Ansehen der strauchelnden Liberalen dürfte er damit einen Bärendienst erwiesen haben. Die Zielgruppe der jüngeren Wähler und Wählerinnen lässt sich so wohl nur schwerlich von einer zukunftsgewandten Ausrichtung der FDP überzeugen.
Sein Verhalten passt gut zu den politischen Inhalten der FDP, die ebenfalls im vergangenem Jahrhundert zuverorten sind
— Philip von Schumann (@SchumannPhilip) September 19, 2020
„Unter dem Lindner...“demnächst im Programm... pic.twitter.com/zs3HEKUZly
— Vad Ym (@MrVaddis) September 19, 2020
Besonders bei Twitter-Nutzerinnen kam der Spruch nicht gut an.
Richtiger chauvi-Witz. Als junge Akademikerin fühle ich mich von der FDP mit ihrer männergarde null angesprochen 🤮
— Kaffeeklatschprinzessin (@Kaffeeklatschp1) September 19, 2020
So ein respektloses Verhalten hat @LindaTeuteberg nicht verdient. Keine Frau in der Politik sollte sich so etwas anhören müssen. #BPT20
— Lisa Göldner (@lisagoeldner) September 19, 2020
Das Motto des FDP-Parteitags lautete übrigens offiziell: “Mission Aufbruch”. Der Missionsstart von Lindner hatte allerdings eher den Beigeschmack eines Rückschritts.
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