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"Lindsay Lohan’s Beach Club": So viel Trash zeigt MTV

Das neue Reality-Format „Lindsay Lohan’s Beach Club“ ist auf MTV gestartet – und wir stellen uns die Frage: Wie wichtig ist dem einstigen Musiksender eigentlich noch die Musik? Ein fast schon herzzerreißender Überblick.

Ja, es gibt sie immer noch: Lindsay Lohan hat eine eigene Show auf MTV. (Bild: Getty Images)
Ja, es gibt sie immer noch: Lindsay Lohan hat eine eigene Show auf MTV. (Bild: Getty Images)

Das Tragische ist ja: Ein Reality-TV-Format mit Ex-Kinderstar, Ex-Party-Girl und Ex-Schauspielerin, -Model und -Sängerin Lindsay Lohan ist gar nicht mal das Schlimmste, das derzeit auf MTV zu sehen ist. Die Reality-TV-Serie, die in den USA schon seit Januar läuft und nun auch im deutschen TV zu sehen ist, behandelt Lindsay Lohans neues Leben als Boss eines Beach Clubs auf der griechischen Edel-Party-Insel Mykonos – und ist im Grunde genommen nur ein weiteres Trash-Format unter vielen, die der Sender zu bieten hat.

Umso schlimmer, wenn die Titel auch noch Wortspiele enthalten

Ein Blick auf die deutsche Website von MTV zeigt: Mit Musik hat der Sender, der seit Ende 2017 wieder im Free-TV ausgestrahlt wird, gefühlt nur noch am Rande zu tun. Als „Highlights“ werden Reality-Formate wie „Ex on the Beach“ oder „Siesta Key“ beworben. Außerdem „Geordie Shore“, der britische Ableger der Mutter allen Trash-TVs: „Jersey Shore“ - die Kult-Trash-Show, die 2018 nach sechs Jahren Abstinenz als Remake zurück zu MTV kam und in 180 (!) Ländern ausgestrahlt wurde.

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Ein kleiner Lichtblick für diejenigen, die MTV früher tatsächlich wegen der Musik eingeschaltet hatten: Als Highlight ist auf der deutschen Website zumindest noch „Yo! MTV Raps“ mit den Hosts Palina Rojinski und MC Bogy markiert.

Wo sind denn nur die vielen Musiksendungen geblieben, die Videos, die Top 100 oder auch Top 1000? Natürlich sind auch die noch im Programm – nur wird der „Breakfast Club“ mit Musik zum Aufstehen, „MTV Most Wanted“ mit US- oder anderen Charts oder aber auch „MTV Approved“ längst nicht so laut und auffällig beworben wie die Trash-Formate mit den klingenden Namen.

In ihrer Show "Yo! MTV Raps" begrüßt Palina Rojinski laut TV-Sender die Rap-Elite Deutschlands. (Bild: Getty Images)
In ihrer Show "Yo! MTV Raps" begrüßt Palina Rojinski laut TV-Sender die Rap-Elite Deutschlands. (Bild: Getty Images)

Die umso schlimmer sind, wenn ihre Titel auch noch Wortspiele enthalten: „Just Tattoo of Us“ (im deutschen MTV) oder auch „How far is Tattoo Far“ (im US-TV) schenken sich nicht sonderlich viel, besonders aber keine stilvollen Tätowierungen.

Zwischen diesen Formate wird zwar die eine oder andere mehr oder weniger lustige Show geschoben, die sich manchmal sogar um Musik dreht. Die wirklich coolen, edgy Musikvideos in Endlosschleife, für die man MTV in den Zeiten vor den schrägen Klingeltonwerbungen so liebte, sind mittlerweile allerdings vollends in die Schlafenszeit verschoben worden: „Night Videos“ halten ab 3 Uhr tatsächlich nur noch den Musiknerd wach.

Jetzt also „Lindsay Lohan’s Beach Club“ – eine Show, auf die sicherlich niemand gewartet hat (außer eventuell Lindsay Lohan, um die es in den vergangenen Jahren sehr, sehr still geworden war), die den ehemaligen Teenie- und Krawall-Star aber immerhin in einem neuen Licht zeigt: als bitchy Boss und Geschäftsfrau, die an einem angesagten Partystrand der teuren Partyinsel einen Beach Club schmeißt.

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Im Promo-Clip erklärt Lindsay Lohan, dass sie jetzt, nach Jahren im Rampenlicht, die Dinge anders machen und endlich ihr eigener Boss sein will. Mit dabei auf Mykonos: ein bisschen zickige Entourage, ein bisschen B-Promi-Flair, etwas Neureich-Luxus, viele knappe Bikinis und ein paar Sixpacks auf öliger Männerhaut.

In Deutschland bekommt sie mit ihrer Trash-Show die Prime Time. (Bild: MTV)
In Deutschland bekommt sie mit ihrer Trash-Show die Prime Time. (Bild: MTV)

Das alles ist nicht neu und auch nicht sonderlich aufregend – aber in Zeiten von Jersey Shore, Geordie Shore und Floribama Shore tut ein bisschen rotzige Lohan-Abgeklärtheit zumindest nicht weh. Auch wenn sie bei MTV quasi zur Prime Time läuft: der Zubettgehzeit der Zielgruppe ab 22 Uhr und dann noch mal als Fortsetzung für die Spätschläfer ab 22:50 Uhr.

Irgendwie ist es bei den Reality-Formaten geblieben

MTV hat sich gewandelt, ist im Laufe der Jahre vom trendsetzenden Revoluzzer-TV mit den coolen Hosts in den 1990ern über einen Zwischenstopp im Klingeltonparadies der 00er-Jahre zumindest zum Vorreiter der wirklich gut gemachten ersten Reality-Formate wie „Laguna Beach“ oder „The Hills“ geworden. Das Dumme ist nur, dass es irgendwie dabei geblieben ist – und entweder die Ansprüche an gutes Reality-TV gesunken sind oder dem Sender einfach nichts mehr Neues einfällt, um die Coolness zurückzuerlangen, die er sich in früheren Jahren so hart erarbeitet hat. Aber vielleicht arbeitet MTV ja gerade auch an dem ganz großen Clou und wir wissen einfach nur noch nichts davon?

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Apropos: Auf der amerikanischen MTV-Website ist neuerdings etwas zu sehen, was bei den früheren Fans zumindest ein bisschen melancholische Begeisterung weckt: ein Trailer, der die Rückkehr der Kult-Reality-Show „The Hills“ zu MTV USA ankündigt. Der Titel des Clips: „Its Time To Start All Over Again.“ Hoffentlich muss sich die von der Vergangenheit gebeutelte Lindsay Lohan dieses Motto nicht auch auf die Fahnen schreiben und nach einer gescheiterten Existenz als Beachclub-Betreiberin von Mykonos ins Hollywoodbusiness zurückkehren.

„Lindsay Lohan’s Beach Club“ läuft um 22.00 Uhr bei MTV Germany.