Links oder rechts - Signal für einen Wiesn-Flirt? Unter Oktoberfest-Besucher gibt es Schleifen-Streit

Umfrage zur Position der Dirndl-Schleife: Josephine und Julia.<span class="copyright">Niklas Golitschek/FOCUS online</span>
Umfrage zur Position der Dirndl-Schleife: Josephine und Julia.Niklas Golitschek/FOCUS online

Die Dirndl-Schleife auf dem Münchner Oktoberfest soll den Beziehungsstatus signalisieren. Doch Wiesn-Besucherinnen interpretieren die vermeintliche Tradition ganz unterschiedlich.

Vergeben, verheiratet oder für einen Flirt zu haben? Die Position der Schleife an der Dirndl-Schürze soll das eigentlich signalisieren. Doch eine Umfrage von FOCUS online auf dem Oktoberfest zeigt, dass die Meinungen über die Bedeutung auch unter Frauen auseinandergehen.

„Links heißt ledig oder vergeben und nicht verheiratet“

Josephina ist am Mittwochmittag zwar ohne ihren Partner auf der Theresienwiese in der Nähe des Riesenrads unterwegs, will ihren Beziehungsstatus aber nach außen zeigen. „Ich halte mich daran“, sagt die Berlinerin und trägt die Schleife selbstverständlich rechts; maßgeblich ist die Perspektive der Trägerin. Verheiratet ist sie nicht. Doch die Schleife linksseitig zu binden, käme ihr nicht korrekt vor.

Ganz anders sehen das Sabine und ihre Gruppe am Teufelsrad. Für sie steht fest: „Links heißt ledig oder vergeben und nicht verheiratet.“ Obwohl sie das Oktoberfest mit ihrem Partner besucht, trägt sie die Schleife links. Genauso Simone: „Für uns ist das Tradition. Wir machen das schon immer so.“. Ob das nicht zu Irritationen führen könnte? „Wenn die Schleife rechts ist, ist die Frau sicher vergeben“, sagt Simones Partner Lucas. Wer sie links trage, sei da nicht so eindeutig.

Sabine und ihre Freundinnen meinen: „In der bayerischen Tradition ist bei der Dirndl-Schleife entscheidend, ob man verheiratet ist.“ Allerdings haben sie im Freundeskreis auch schon erlebt, dass der männliche Partner auf eine rechtsgebundene Schleife bestand, um das Flirtrisiko der Partnerin zu minimieren.

Tradition oder nicht?

Doch wie viel bayerisches Brauchtum steckt wirklich in der Position der Dirndl-Schleife? „Das ist eine vermeintliche Tradition, tatsächlich ist das historisch überhaupt nicht nachweisbar“, sagte Alexander Karl Wandinger vom Trachten-Informationszentrum des Bezirks Oberbayern im Kloster Benediktbeuern jüngst dem Bayerischen Rundfunk. Traditionell würden die Schleifen vorne oder hinten gebunden, andere Positionen seien später in Mode gekommen.

Wer sich der Schleifen-Debatte gar nicht erst stellen will, kann indes auf ein anderes Accessoire zurückgreifen. Tamara hat sich für ein Dirndl mit Schnalle entschieden, trägt das Accessoire vorne mittig. „Das ist praktisch, weil man muss sie nicht binden“, sieht sie einen klaren Vorteil.

Umfrage zur Position der Dirndl-Schleife: Florian (v.l.), Tamara, Markus und Nicole.<span class="copyright">Niklas Golitschek/FOCUS online</span>
Umfrage zur Position der Dirndl-Schleife: Florian (v.l.), Tamara, Markus und Nicole.Niklas Golitschek/FOCUS online

 

Freundin Nicole dagegen setzt mit ihrer Schleife ein Zeichen: „Ich bin vergeben, nicht verheiratet, und trage sie rechts.“ Doch der Schnalle ihrer Freundin scheint sie nicht abgeneigt zu sein. „Es ist gar nicht so einfach, die Schleife so zu binden, dass sie gefällt“, merkt sie an.

Und schauen die Männer nach der Schleife? Tamaras Partner, Florian, wiegelt lachend ab: „Wir sind mit unseren Frauen hier, natürlich nicht!“

„Ich weiß gar nicht, was die Schleife bedeuten soll“

Selbst unter Freundesgruppen gibt es bei dem Thema Kontroversen. Am Schottenhamel-Festzelt stehen Josephine und Julia für eine Zigarettenpause am Hinterausgang. Josephine gibt unumwunden zu:  „Ich weiß gar nicht, was die Schleife bedeuten soll.“ Ihre Schleife ist links. Da trifft es sich gut, dass sie nicht vergeben ist.

Freundin Julia legt da mehr Wert auf den Brauch: „Ich finde schon, dass das ein Erkennungsmerkmal ist und mache das, wie es sich gehört.“ Auch Vergebene könnten damit signalisieren, dass sie nicht für einen Flirt zu haben sind.

Einig sind sich jedoch alle, dass jede Wiesn-Besucherin die Schleife so tragen soll, wie sie möchte – unabhängig von irgendwelchen Konventionen.

Für Männer sieht das Brauchtum indes nicht vor, den Beziehungsstatus über die Tracht zu kennzeichnen. Zurück am Riesenrad ist Denis aus Berlin deshalb kreativ geworden. Er hat sich ein Wiesnglupperl mit der Aufschrift „Lausbua“ angesteckt. „Das fand ich besser und kreativer.“