Live-Ticker zum Israel-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen

Nach dem beispiellosen Angriff der islamistischen Hamas auf Israel gehen die Kämpfe weiter. Die aktuellen Entwicklungen im Überblick.

Die aktuellen Entwicklungen im Israel-Krieg im Live-Ticker.
Die aktuellen Entwicklungen im Israel-Krieg im Live-Ticker.

Unser Ticker ist für heute beendet. Hier können Sie die wichtigsten Ereignisse des Tages nachlesen:

  • Deutschland stockt humanitäre Palästinenser-Hilfe um 38 Millionen auf

  • Appell von Ärzte ohne Grenzen in Gaza: «Bitte, tun sie was»

  • Borrell kritisiert Israels Vorgehen in Gaza: «Nicht akzeptabel»

  • Israel verkündet «taktische» Pause und zwei Fluchtrouten in Gaza

  • Irans Präsident in Saudi-Arabien - Gipfel islamischer Staaten

  • Armee: Kontrolle über elf Militärposten der Hamas übernommen

  • Netanjahu: «Hamas verurteilen, nicht Israel»

  • Netanjahu: Israels Militär soll nach Kriegsende Gaza kontrollieren

  • Baerbock appelliert an Golf-Staaten: Gemeinsam für Frieden arbeiten

  • WHO: 20 von 36 Krankenhäusern im Gazastreifen außer Betrieb

Die aktuelle Lage im Newsstream:

+++ Deutschland stockt humanitäre Palästinenser-Hilfe um 38 Millionen auf +++

Deutschland stockt seine humanitäre Hilfe für die palästinensischen Gebiete angesichts des Leids der Zivilbevölkerung im Gazastreifen um weitere 38 Millionen Euro auf. Das kündigte Außenministerin Annalena Baerbock am Samstag nach einem Gespräch mit dem palästinensischen Ministerpräsidenten Mohammed Schtaje in Ramallah im Westjordanland an. Damit werde Deutschland im laufenden Jahr über 160 Millionen Euro für die palästinensischen Gebiete zur Verfügung stellen. Zugleich warnte die Grünen-Politikerin vor einem Übergreifen der Gewalt auf das Westjordanland.

«Die Zukunft der Palästinenserinnen und Palästinenser muss besser sein als ihre Gegenwart und Vergangenheit», sagte Baerbock. Es sei auch im Interesse Israels, dass die Palästinenser selbstbestimmt in einem eigenen Staat ihre Zukunft bestimmen könnten. «Dafür ist es so zentral, dass nicht noch auch das Westjordanland von Gewalt und Zerstörung erfasst wird.» Die Bundesaußenministerin betonte: «Mit Terror und Gewalt wird es keinen Frieden geben.»

Gegenüber ihren israelischen Gesprächspartnern werde sie unterstreichen, «dass Gelder, die der palästinensischen Behörde gehören, dieser auch vollumfänglich zur Verfügung gestellt werden müssen», sagte Baerbock. «Gerade weil uns die Sicherheit Israels so am Herzen liegt, müssen wir diejenigen Akteure und Institutionen wie die palästinensische Autonomiebehörde jetzt in diesem Moment stärken, (...) weil es sie zur Verwirklichung eines unabhängigen palästinensischen Staates braucht.»

+++ Appell von Ärzte ohne Grenzen in Gaza: «Bitte, tun sie was» +++

Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MsF) hat ihren Appell für eine Waffenruhe im Gazastreifen erneuert. Angesichts weiterer Attacken auf das Schifa-Krankenhaus und andere Gesundheitseinrichtungen sei das die einzige Möglichkeit, Patienten und Personal zu retten, teilte die Organisation am Samstag in Genf mit. «Wir werden hier getötet, bitte tun Sie etwas», habe eine Krankenschwester von MSF aus dem Keller des Schifa-Krankenhauses am Samstag geschrieben. Teams von Ärzte ohne Grenzen und Hunderte von Patienten befänden sich immer noch in der Klinik.

Israels Armee dementierte Vorwürfe über Angriffe. «An dem Krankenhaus wird weder geschossen, noch wird es belagert», sagte ein Sprecher in Tel Aviv. Die Ostseite sei weiter geöffnet. Die israelischen Truppen unterstützten jeden, der das Krankenhaus sicher verlassen wolle. Erkenntnissen israelischer Geheimdienste zufolge missbraucht die in dem Küstengebiet herrschende Hamas das Schifa-Krankenhaus als Kommando- und Kontrollzentrum. Auch diese Angaben lassen sich derzeit nicht unabhängig überprüfen.

Das Krankenhaus ist mit 700 Betten der wichtigste Klinikkomplex im Gazastreifen und bietet Notfall- und chirurgische Versorgung. Derzeit gebe es keine andere Einrichtung in dem abgeriegelten Küstenstreifen, die so viele Patienten mit komplexen, teilweise lebensbedrohlichen Verletzungen aufnehmen und behandeln könne, berichtete Ärzte ohne Grenzen. Forderungen von israelischer Seite, das Krankenhaus zu räumen, gingen an der Realität vorbei. «Viele Patienten sind bereits operiert und können nicht gehen. Sie können nicht evakuiert werden», wird ein Arzt des Schifa-Krankenhauses zitiert.

Krankenhäuser im Gazastreifen. (Redaktion: B. Schaller; Grafik: R. Mühlenbruch/F. Bökelmann)
Krankenhäuser im Gazastreifen. (Redaktion: B. Schaller; Grafik: R. Mühlenbruch/F. Bökelmann)

+++ Borrell kritisiert Israels Vorgehen in Gaza: «Nicht akzeptabel» +++

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell hat das Vorgehen Israels im Gazastreifen erneut scharf kritisiert. Es sei «nicht akzeptabel», die gesamte belagerte Zivilbevölkerung von der Versorgung mit Wasser, Lebensmitteln, Strom und Treibstoff abzuschneiden, sagte Borrell in einer Videobotschaft, die am Samstag auf dem Kongress der Sozialdemokratischen Partei Europas (SPE) im südspanischen Málaga gezeigt wurde. An dem Treffen der SPE nahm auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) teil.

Es sei klar, «dass wir Israel angesichts der terroristischen Angriffe, die es erlitten hat, unterstützen müssen». Aber Israel müsse «das humanitäre Völkerrecht respektieren und versuchen, die Zahl der zivilen Opfer zu minimieren», forderte Borrell. Auch im Eigeninteresse, denn «eine Strategie, die die menschlichen Verluste ignoriert, wird am Ende nicht funktionieren. Und Frieden ist die beste und vielleicht die einzige Sicherheitsgarantie für Israel.»

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell
Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell

In Gaza gebe es bereits «mehr als 10 000 (Todes-)Opfer, von denen die Hälfte Kinder sind». Es müsse daher möglich sein, die Rechte der Palästinenser auf Freiheit, Sicherheit und Würde mit dem gleichen Nachdruck zu verteidigen wie die Rechte der Israelis. Und es müsse möglich sein, «die israelische Regierung zu kritisieren, ohne des Antisemitismus bezichtigt zu werden», sagte der Spanier.

An der «humanitären Tragödie» trägt nach Ansicht von Borrell auch die internationale Gemeinschaft Schuld. Diese habe politisch und moralisch versagt, weil sie «nicht alles getan hat, was sie hätte tun müssen, um die Zweistaatenlösung zu verwirklichen». Die Zahl der israelischen Siedler in den besetzten Gebieten sei 30 Jahre nach den Osloer Abkommen vier Mal größer. Die EU müsse sich stärker engagieren. «Aus moralischer Verantwortung, aber auch aus Eigeninteresse, denn sonst werden wir in eine Spirale der Gewalt geraten, und unsere Sicherheit wird zunehmend bedroht sein.»

+++ Israel verkündet «taktische» Pause und zwei Fluchtrouten in Gaza +++

Israels Armee hat den Bewohnern im Norden des heftig umkämpften Gazastreifens am Samstag erneut zwei sichere Fluchtkorridore in Richtung Süden in Aussicht gestellt. Für das Flüchtlingsviertel Dschabalia wurde zudem eine «taktische» Pause der Kämpfe verkündet. Die «militärischen Aktivitäten» sollen in dem Viertel im Norden des Küstenstreifens zwischen 10.00 Uhr und 14.00 Uhr (9.00 Uhr bis 13.00 Uhr MEZ) für «humanitäre Zwecke» ausgesetzt werden, teilte das Militär am Samstag auf der Plattform X mit. Die Bewohner sollen das Zeitfenster den Angaben zufolge auch dafür nutzen, um sich in den Süden des Küstengebiets zu begeben.

Die Armee will den Angaben nach auf einer bereits in der Vergangenheit genutzten Route sicheres Geleit für insgesamt sieben Stunden gewähren. «Bitte schließen Sie sich zu Ihrer Sicherheit den Hunderttausenden Einwohnern an, die in den letzten Tagen in den Süden gezogen sind», schrieb ein Armeesprecher auf Arabisch auf X. Außerdem könnten die Menschen auch einen zweiten Weg an der Küste für die Flucht in den Süden nutzen, hieß es weiter.

Die Armee bat die Zivilisten zugleich, sich bei ihnen zu melden, sollte die Hamas sie an der Flucht hindern. Das Militär gab dafür unter anderem eine Telefonnummer an.

+++ Irans Präsident in Saudi-Arabien - Gipfel islamischer Staaten +++

Erstmals seit der Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen dem Iran und Saudi-Arabien ist der iranische Präsident Ibrahim Raisi in das Königreich gereist. Anlass ist ein außerordentliches Gipfeltreffen arabischer und anderer islamischer Staaten über den Gaza-Krieg an diesem Samstag in Riad. Ursprünglich war ein Treffen der 22 Mitgliedstaaten der Arabischen Liga geplant, doch wurde das Treffen zu einem Gipfel der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC) erweitert, einem Zusammenschluss von 57 muslimisch geprägten Staaten, dem die Länder der Arabischen Liga angehören.

Raisi traf am Samstag in Riad ein, wie die Deutsche Presse-Agentur aus dem Kreis der Mitreisenden erfuhr. Der iranische Nachrichtenkanal «Iran Nuances» veröffentlichte auf der Online-Plattform X ein Video von der Ankunft am Flughafen. Vor seinem Abflug hatte Raisi gesagt, dass die Bombardierung Gazas umgehend eingestellt und der Weg für humanitäre Hilfe für die Zivilbevölkerung geöffnet werden müsse. «Was in Gaza derzeit passiert, ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit und ein Genozid», sagte er laut Nachrichtenagentur Irna am Flughafen in Teheran. «Wir erwarten beim OIC-Gipfel von der islamischen Welt eine klare praktische Entscheidung und keine verbalen Versprechen.»

+++ Armee: Kontrolle über elf Militärposten der Hamas übernommen +++

Die israelischen Streitkräfte haben nach eigenen Angaben seit Beginn ihrer Bodeneinsätze im Gazastreifen die Kontrolle über elf Militärposten der Hamas übernommen. Die Armee habe in dem Küstengebiet erneut Tunnel und mutmaßliche Terroristen angegriffen, teilte das Militär weiter mit. Die unterirdischen Tunnel hätten sich in der Nähe einer Schule befunden und seien zerstört worden. Die israelische Marine habe in der Nacht auf Samstag zudem auch Waffenlager der Hamas attackiert.

Extremistische Palästinenser feuerten am Samstag erneut Raketen aus dem Gazastreifen auf den Süden Israels ab. In einem Grenzort in der Nähe des Gazastreifens wurde Armeeangaben zufolge Raketenalarm ausgelöst.

+++ Netanjahu: «Hamas verurteilen, nicht Israel» +++

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron widersprochen und sieht die Verantwortung für das Leid der Zivilbevölkerung im Gazastreifen allein bei der dort herrschenden Hamas.

Benjamin Netanjahu (Bild: dpa)
Benjamin Netanjahu (Bild: dpa)

«Während Israel alles in seiner Macht Stehende tut, um Zivilisten zu verschonen, und sie dazu aufruft, die Kampfgebiete zu verlassen, missbraucht die Hamas sie als menschliche Schutzschilde und tut alles dafür, um zu verhindern, dass sie in sicherere Gegenden gehen», schrieb Netanjahu am Samstag auf der Nachrichtenplattform X. Nach dem Massaker der islamistischen Hamas Anfang Oktober, bei dem nach neuen Angaben von israelischer Seite rund 1200 Menschen in Israel getötet wurden, gehen die Streitkräfte des Landes gegen Terrorgruppen im Gazastreifen vor.

Emmanuel Macron (Bild: Reuters)
Emmanuel Macron (Bild: Reuters)

Zuvor hatte Macron eine Waffenruhe gefordert. «Es werden Zivilisten, Babys, Frauen und alte Menschen bombardiert und getötet. Es gibt keine Rechtfertigung dafür, Zivilisten anzugreifen. Wir fordern Israel dazu auf, damit aufzuhören», sagte Macron in einem Interview des britischen Fernsehsenders BBC. «Ich möchte alle an das Völkerrecht erinnern, ich fordere eine Waffenruhe.»

Seit Kriegsbeginn wurden nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums im Gazastreifen mehr als 11 000 Menschen getötet - die allermeisten davon seien palästinensische Zivilisten. Die Zahl der Verletzten wurde mit rund 27 500 angegeben, etwa 2700 Menschen gelten demnach als vermisst. Der Chef der Weltgesundhitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, sagte vor dem UN-Sicherheitsrat, im Durchschnitt werde im Gazastreifen alle zehn Minuten ein Kind getötet.

+++ Netanjahu: Israels Militär soll nach Kriegsende Gaza kontrollieren +++

Laut Netanjahu sollen die israelischen Streitkräfte nach dem Krieg die Kontrolle über den Gazastreifen haben. Das Militär werde «die Kontrolle über den Streifen behalten, wir werden sie nicht internationalen Kräften überlassen», sagte der Regierungschef Medienberichten zufolge bei einem Treffen mit Vertretern israelischer Grenzstädte. Zuvor hatte Netanjahu gesagt, Israel wolle nicht versuchen, den Gazastreifen zu erobern, zu regieren oder zu besetzen. Das dicht besiedelte Küstengebiet müsse aber entmilitarisiert, de-radikalisiert und wiederaufgebaut werden.

+++ Baerbock appelliert an Golf-Staaten: Gemeinsam für Frieden arbeiten +++

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock appellierte an die arabischen Golfstaaten, gemeinsam mit dem Westen an einer Friedenslösung für Israel und die Palästinensergebiete zu arbeiten.

Annalena Baerbock (Bild: Reuters)
Annalena Baerbock (Bild: Reuters)

«Alle Menschen haben ein Interesse an Frieden und daran, in Würde zu leben», sagte die Grünen-Politikerin in Abu Dhabi. Der Hamas-Terror habe das Sicherheitsgefühl einer ganzen Region erschüttert. «Unsere gemeinsame Botschaft aller Moderaten an die extremistischen Akteure in der Region ist ganz klar: Gießt kein weiteres Öl ins Feuer.»

+++ Erdogan: Israel stellt mit seinem Vorgehen eigene Legitimität infrage +++

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan warf Israel angesichts des Gaza-Kriegs Expansionismus vor. Israel versuche, «einen Staat aufzubauen, dessen Geschichte nur 75 Jahre zurückreicht und dessen Legitimität durch den eigenen Faschismus infrage gestellt wird», sagte er in Ankara.

Recep Tayyip Erdogan (Bild: dpa)
Recep Tayyip Erdogan (Bild: dpa)

Israel habe sich bei der Staatsgründung 1948 «mit Gewalt das Land angeeignet, in dem das palästinensische Volk seit Tausenden von Jahren lebte», sagte Erdogan weiter. Der islamisch-konservative Politiker hat in der Vergangenheit immer wieder Partei für die Palästinenser ergriffen und Israel die Hauptschuld am seit Jahrzehnten währenden Nahost-Konflikt zugewiesen.

+++ WHO: 20 von 36 Krankenhäusern im Gazastreifen außer Betrieb +++

Wegen der schweren Bombardierungen, Zerstörungen und dem Mangel an medizinischem Material sind laut der Weltgesundheitsorganisation 20 der 36 Krankenhäuser im Gazastreifen außer Betrieb. Auch die noch funktionierenden Kliniken liefen aufgrund von Material- und Strommangel nur im Notbetrieb. Sie hätten teils doppelt so viele Patienten wie Betten.

+++ Israel beziffert Zahl der Terroropfer nun auf etwa 1200 +++

Bei dem Angriff der Hamas auf Israel wurden nach Angaben des israelischen Außenministeriums am 7. Oktober nach neuen Erkenntnissen schätzungsweise 1200 Menschen ermordet. Bisher war die Zahl der Toten mit rund 1400 angegeben worden. Die Zahl könnte sich noch ändern, sagte ein Ministeriumssprecher - etwa wenn alle Leichen identifiziert worden seien.