Lobbyismus des Vatikans? Umstrittene bosnische Heilige Stätte genehmigt

Der Vatikan hat Pilgerfahrten in eine umstrittene bosnische Heiligstätte genehmigt, in dem Kinder Visionen der Jungfrau Maria gesehen haben sollen, in Südbosnien im Dorf Medjugorje.

Fast 15 Jahre hat die Untersuchung dieser Gegebenheiten gedauert. Weitere Untersuchungen seien erforderlich.

Es gäbe Widersprüche in einigen der Berichte, dennoch entschied sich das Dikasterium, dass die Berichte es mehr als rechtfertigen, den Gläubigen zu erlauben, Pilgerfahrten dorthin zu organisieren und öffentliche Andachtsakte zuzulassen.

Die Entscheidung demontiert im Wesentlichen die ursprünglichen Zweifel an den Visionen, und die Bedenken um das wirtschaftliche Interesse, Medjugorje zum Ziel von Touristen zu machen.

Pilger beten neben der Statue der Jungfrau Maria in der St. James Kirche in Medjugorje, Bosnien, Donnerstag, 19. September 2024.
Pilger beten neben der Statue der Jungfrau Maria in der St. James Kirche in Medjugorje, Bosnien, Donnerstag, 19. September 2024. - Armin Durgut/Copyright 2023 The AP. All rights reserved

Die Vorgeschichte

Im Jahr 1981 berichteten sechs Kinder und Jugendliche, dass sie Visionen der Madonna auf einem Hügel in Medjugorje in der Weinbauregion Herzegowina gehabt hätten.

Einige der "Seher" haben behauptet, dass die Visionen seitdem regelmäßig, ja sogar täglich, auftreten würden und dass Maria ihnen Botschaften schickt.

Infolgedessen ist Medjugorje zu einem wichtigen europäischen Pilgerziel für gläubige Christen geworden, das im Laufe der Jahre Millionen von Menschen angezogen hat. Allein im vergangenen Jahr haben etwa 1,7 Millionen Katholiken diesen Ort besucht.

Was hat die Wirtschaft damit zu tun?

2017 sagte Papst Franziskus noch: "Ich ziehe es vor, dass die Muttergottes eine Mutter ist. Unsere Mutter und nicht eine Telegrafistin, die jeden Tag zu einer bestimmten Zeit eine Botschaft sendet“.

Der religiöse Tourismus ist zu einem wichtigen Teil der lokalen Wirtschaft geworden. Hotels, Privatunterkünfte, landwirtschaftliche Familienbetriebe, ja sogar Sportanlagen und Campingplätze haben sich auf die Touristen eingestellt.

Ihr Zustrom hat zum finanziellen Wohlstand der umliegenden Gemeinden beigetragen. Eine willkommene Entwicklung für das Land, das in den 1990er Jahren vom Bosnienkrieg verwüstet wurde.

Ein Pilger macht ein Selbstporträt vor der Statue der Jungfrau Maria in der St. James Kirche in Medjugorje, Bosnien, Donnerstag, 19. September 2024.
Ein Pilger macht ein Selbstporträt vor der Statue der Jungfrau Maria in der St. James Kirche in Medjugorje, Bosnien, Donnerstag, 19. September 2024. - Armin Durgut/Copyright 2023 The AP. All rights reserved

In seiner Erklärung im Mai sagte das kristliche Lehramt, dass es Visionen und andere übernatürliche Phänomene, nicht mehr zu beglaubigen würde, darunter Statuen, die angeblich Blut weinen, oder Stigmata, die angeblich spontan an Händen oder Füßen auftreten.

Nach den neuen Kriterien erteilt die katholische Kirche ein sogenanntes "nihil obstat“, ewenn an dem Ereignis nichts ist, was dem Glauben widersprechen würde.

Dieses "nihil obstat“ hat der VatikanMedjugorje mit der Zustimmung von Franziskus erteilt.

Die Anerkennung ist umstritten

In seiner Analyse listete der Vatikan die vielen spirituellen Ereignisse auf, die mit Wallfahrten zu diesem Ort in Verbindung gebracht werden, darunter Menschen, die sich entscheiden, Priester oder Nonnen zu werden, Paare, die sich nach Eheproblemen versöhnen, Heilungen nach Gebeten und Bekenntnisse zur Nächstenliebe, von Menschen, die sich um Waisen und Drogenabhängige kümmern.

Aufgelistet wurden jedoch keine negativen Ereignisse im Zusammenhang mit Medjugorje. Zum Beispiel die Bedenken früherer Bischöfe von Mostar oder der Priester, der am engsten mit Medugorje und den sechs "Sehern“ in Verbindung gebracht wird und der 2009 vom Vatikan des Amtes enthoben wurde, unter anderem wegen der Verbreitung falscher Lehren.

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Die Entscheidung wird sich sicherlich eine positive Auswirkung auf Medjugorje haben.

Schließlich ist der Tourismus der Schlüssel für ihre Entwicklung, wie die Gemeinde selbst sagt. Jedes Jahr werden verschiedene Festivals veranstaltet, die von christlichen humanitären Gemeinschaften organisiert werden.

Die Mitarbeiter der Gemeinde sagen, dass 2024 ein Rekordjahr werden könnte, da die christlichen Pilger wegen des Krieges im Nahen Osten Israel eher meiden und sich stattdessen für Medjugorje entscheiden würden.