„Mächtigere Kreise“ - Schröder verrät, wie er Ukraine-Frieden aushandelte - und warum dieser gescheitert ist

Der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder.<span class="copyright">Michael Kappeler/dpa</span>
Der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder.Michael Kappeler/dpa

Altbundeskanzler Gerhard Schröder kritisiert, dass der Westen die Gefahr einer Eskalation im Ukraine-Konflikt unterschätzt. Er fordert, EU-Hilfen für die Ukraine an Friedensvorschläge zu knüpfen und betont die Bedeutung der historischen Sicherheitsinteressen Russlands.

Im Rahmen eines Gespräches äußerte sich der ehemalige deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder zur aktuellen weltpolitischen Situation und speziell zum Ukraine-Konflikt. Während einer zweistündigen Rede, zu der die „Weltwoche“ eingeladen hatte, bezeichnete Schröder den russischen Einmarsch in die Ukraine als schweren Fehler und merkte an, dass das Risiko einer Eskalation im Westen unterschätzt werde.

Trotzdem mahnte er, die historischen Sicherheitsinteressen Russlands und die deutsche Verantwortung aufgrund der Geschichte nicht zu ignorieren, wie die „Weltwoche“ berichtet.

Schröder fordert Ukraine-Hilfe nur mit Auflagen

Laut der „Weltwoche“ sprach sich Schröder für eine bedingte Unterstützung der Ukraine aus, forderte jedoch, dass EU-Hilfen an die Präsentation echter Friedensvorschläge durch die Regierung Selenskyjs gebunden sein sollten. Der Krieg könne seiner Meinung nach nicht militärisch entschieden werden und es müsse zu Kompromissen kommen.

In den von Schröder erwähnten Friedensverhandlungen in Istanbul, in denen seine Frau als Dolmetscherin fungierte, war man anscheinend nahe an einer Lösung, die die Ostgebiete in der Ukraine belassen hätte und für die Krim eine Sonderregelung ähnlich dem Modell Südtirol vorsah.

Ein Nato-Beitritt der Ukraine wäre dabei aufgeschoben worden. Jedoch deutete Schröder darauf hin, dass von Seiten der ukrainischen Führung keine volle Entscheidungsfreiheit bestand und mächtige Kräfte hinter den Kulissen einen Friedensschluss verhinderten, so die Weltwoche.

Altkanzler Schröder: Russland sei militärisch nicht zu besiegen

Weiterhin gab der Altkanzler zu bedenken, dass Russland militärisch nicht zu besiegen sei und betonte, dass der Großteil der russischen Bevölkerung hinter Präsident Putin stehe, weil sie glauben, der Westen wolle Russland niederringen. Schröder kritisierte auch, dass die europäischen Interessen nicht immer mit den amerikanischen übereinstimmen und plädierte für eine stärkere europäische Position gegenüber den USA.

In Bezug auf seine eigene Partei verteidigte Schröder die sozialdemokratische Ostpolitik und wies Kritik daran zurück. Er wünschte sich ein mutigeres Auftreten von Kanzler Olaf Scholz und sah in einer friedensorientierten Ausrichtung eine Chance für die SPD im Wettbewerb mit dem CDU-Chef Friedrich Merz.

Schröder lobt die Bürger Ostdeutschlands

Schröder äußerte sich laut der „Weltwoche“ auch zu innenpolitischen Themen Deutschlands, lobte die Bürger Ostdeutschlands und betonte die Bedeutung demokratischer Werte und Meinungsfreiheit.

Auch wenn er sich gegenwärtige Probleme Deutschlands einräumte, lehnte er eine negative Gesamteinschätzung ab und zog Parallelen zur Zeit seiner Regierung, als er mit den „Agenda 2010“-Reformen erfolgreich war.

Zum Abschluss der Veranstaltung, die im Züricher „Dolder Grand“ stattfand, teilte Schröder persönliche Anekdoten und gab einen Einblick in seine Kindheit sowie seine politische und private Beziehung zu verschiedenen Persönlichkeiten.