Mängel bei der Zeitlupe? Zwayers Videoschiri am Pranger

Schiedsrichter Felix Zwayer bekam aus Köln die strittige Elferszene drei Mal schnell auf den Monitor gespielt

Der nicht gegebene Strafstoß für Bayern München weit in der Nachspielzeit des Pokalfinals gegen Eintracht Frankfurt (1:3) hat der Diskussion um den Videobeweis weiteren Gesprächsstoff hinzugefügt.

Die Spider-Cam im Berliner Olympiastadion zeigte nämlich, dass Schiedsrichter Felix Zwayer den Tritt von Frankfurts Kevin Prince Boateng gegen den Fuß von Bayern-Mittelfeldmann Javi Martinez in der Review Area dreimal in hoher Geschwindigkeit vorgespielt bekam, bevor er die Entscheidung Eckstoß traf.

"Als Zwayer auf den Bildschirm schaut, kam das Bild dreimal ganz schnell hintereinander", sagte Bodo Illgner, Weltmeister von 1990, im CHECK24 Doppelpass auf SPORT1.

"Das hat mich verrückt gemacht. Wenn ich als Schiedsrichter da gestanden hätte, hätte ich gesagt: Pass auf, jetzt zeig mir das ein Mal. Warte, lass mich überlegen! Jetzt zeig es mir nochmal! Und jetzt nochmal!"

Gagelmann: "Zeig ihm den normalen Ablauf"

Der ehemalige FIFA-Referee Peter Gagelmann sah es ähnlich. "Normale Spielbilder wären manchmal hilfreicher", meinte Gagelmann bei Sky: "Für mich war das eine Geschichte, wo ich gesagt habe: Mensch, zeigt ihm doch den normalen Ablauf…"

Zuständig für die Bilder war in Köln Bastian Dankert, der ebenso wir Zwayer bei der WM in Russland als Videoassistent im Einsatz sein wird.

Videobilder "können lügen", sagte SPORT1-Experte Reinhold Beckmann dazu im Doppelpass. "Es ist nicht dreidimensional, wir sehen zweidimensional. Das ist der große Fehler."

Insofern sei es rein vom Bild auf dem Monitor gar nicht so einfach gewesen, zwischen einem Luftloch Boatengs und einem Foul zu unterscheiden.

Illgner: "Habe es erst nicht als Foul wahrgenommen"

"Ich habe mir dieses Foul wer-weiß-wie-oft angesehen", meinte auch Illgner.

"Die ersten Male habe ich es auch nicht als Foul wahrgenommen. Ich habe gedacht, Boateng tritt in die Luft und hat Martinez gar nicht erwischt. Denn bei der Wucht des Tritts erwartet man normalerweise, dass das Bein von Martinez nach vorne wegfliegt. Er setzt den linken Fuß aber erst noch auf und schmeißt ihn dann nach vorne weg."

Ein Urteil, dass weder der späteren Mehrheitsmeinung noch die Wahrnehmung der Beteiligten entsprach. "Ich treffe ihn ganz klar", räumte Boateng ein. Den Elfmeter muss er eigentlich pfeifen." Womöglich hätte Zwayer das bei einer anderen Geschwindigkeit der Bilder auf dem Monitor auch getan.