Die märchenhafte Geschichte des Auer Relegations-Helden

Sören Bertram rettete den FC Erzgebirge Aue mit einem Dreierpack in der Relegation

Es war das große Drama des letzten Zweitliga-Spieltags, in der Relegation gab es das große Happy End.

Erzgebirge Aue ist nach dem 3:1 (1:1)-Sieg im Rückspiel gegen den Drittligisten Karlsruher SC gerettet. Und entsprechend groß war die Party-Stimmung.

Fans drängten wie entfesselt auf den Platz, umarmten die Spieler. Sie tanzten und sangen voller Freude - und trugen den Dreifachtorschützen Sören Bertram wie den Messias auf Händen.

Für den Stürmer ist es eine märchenhafte Geschichte.

Sören Bertram kam schwer verletzt nach Aue

"Der hat das jetzt zurückgezahlt, nachdem ich den als Invaliden aus Halle geholt habe", jubelte Präsident Helge Leonhardt über den 26-Jährigen, der 2016 mit einem Kreuzbandriss vom Halleschen FC nach Aue gewechselt war.

In seiner ersten Aue-Saison absolvierte er kein einziges Spiel über 90 Minuten, auch in der zweiten wurde er mehrfach von Verletzungen zurückgeworfen.

Rechtzeitig zum Endspurt war er voll da - und verausgabte sich im Spiel seines Lebens bis zur Erschöpfung. Nach seinem dritten Tor habe er "nicht viel mitbekommen, ich hatte überall Krämpfe und habe nur versucht, meinen Kopf zu schützen", berichtete er: "Ich war froh, dass ich da rausgekommen bin, weil ich echt am Ende war."

Biathlet Erik Lesser, Aues Edelfan, der sich nach dem Klassenerhalt unters Partyvolk mischte, forderte bei der Gelegenheit gleich mal einen Vertrag auf Lebenszeit für Bertram.

Beim HSV gelang der Durchbruch nicht

Ob die Dankbarkeit so weit geht, muss sich zeigen. In jedem Fall hat Bertram sich durch seinen Dreierpack auch einen ganz persönlichen Wunsch erfüllt: das Duell mit seinem Ex-Verein und Bundesliga-Absteiger Hamburger SV.

"Mein Herz schlägt schon schwarz-weiß-blau", sagte Bertram. Er hatte in der Jugend für den HSV gespielt und 2010 gar in der Bundesliga debütiert. In Deutschlands höchster Spielklasse absolvierte er jedoch nur zwei Partien, zog 2012 zum VfL Bochum weiter.

Bertrams Heldenstück ist für Aue nicht hoch genug einzuschätzen: Der Ligaverbleib der "Veilchen" sichert die Zukunftsfähigkeit des kleinen Klubs.

Enorme Bedeutung für Aue

"Der FCE ist ein Leuchtturm in der Region. Er gibt den Menschen ein Selbstwertgefühl", sagte Leonhardt: "Damit hast du auch das ökonomische Potenzial, um weiterhin junge Leute zuzuführen und auszubilden."

Er will nun "schnellstens ein paar Gespräche führen", um so viele Leistungsträger wie möglich zu halten.

Erledigt scheint indes der Ärger um die Schiedsrichter-Fehlentscheidungen am 34. Spieltag, gegen die Leonhardt nach zuvor zwei abgelehnten Einsprüchen noch Berufung einlegen wollte. Am Dienstagabend wollte der Präsident diesem Thema keine Beachtung widmen.

"Kann ich jetzt noch nicht sagen", sagte er auf Nachfrage: "Ich trinke jetzt erstmal mit den Spielern ein Bier."