Mögliche Auslieferung an Japan: U-Haft für Walschützer Watson in Grönland erneut verlängert
Ein Gericht in Grönland hat die Untersuchungshaft für den kanadischen Walschützer Paul Watson vor dem Hintergrund einer möglichen Auslieferung an Japan erneut verlängert. Die Richter verlängerten die eigentlich am 5. September ablaufende U-Haft des Gründers der Umweltorganisation Sea Shepherd am Mittwoch um weitere 28 Tage. Die Chefin der Umweltorganisation, Lamya Essemlali, bezeichnete die Verlängerung als "skandalös" und erklärte, Watson werde Berufung einlegen.
Die nächste Anhörung findet Essemlali zufolge am 2. Oktober statt. Die Polizei bestätigte die Verlängerung der Untersuchungshaft, ohne ein Datum für eine neue Anhörung mitzuteilen.
Mitte August war die Untersuchungshaft bereits verlängert worden, "um seine Anwesenheit bei einer Entscheidung über eine Auslieferung sicherzustellen", wie das Gericht damals erklärte.
Die Anwälte Watsons hatten mit einer erneuten Verlängerung der U-Haft gerechnet, da die rechtliche Prüfung des Auslieferungsantrags noch andauere. "Wir sind enttäuscht - auch wenn wir diese Entscheidung erwartet haben", sagte Essemlali.
Der 73-jährige Watson ist für seine riskanten Störmanöver gegen Walfänger auf hoher See bekannt. Der US-Kanadier war im Juli in Grönland verhaftet worden, als sein Schiff gerade zum Auftanken im Hafen der Hauptstadt Nuuk festgemacht hatte. Grundlage für die Festnahme war ein von Japan ausgestellter Haftbefehl wegen früherer Protestaktionen gegen japanische Walfänger.
Japan wirft Watson vor, ein japanisches Besatzungsmitglied mit einer Stinkbombe verletzt zu haben, um Walfangaktivitäten zu stören.
Watsons Anwälte beteuern seine Unschuld und erklärten, sie hätten Videobeweise, die zeigen, dass das Besatzungsmitglied nicht an Deck war, als die Stinkbombe geworfen wurde. Das Gericht in Nuuk weigerte sich demnach jedoch, das Video zu zeigen.
Watson selbst sprach von einer "juristischen Scharade" und einem "politischen Skandal". "Sie weigern sich, die Beweise anzuschauen. Wenn sie die Beweise sehen, werde ich entlastet", sagte Watson dem Onlineportal "Vatika". Er glaube, dass Japan großen politischen Druck auf die dänische Regierung ausübe, fügte Watson hinzu.
Japan ist neben Norwegen und Island eines von nur drei Ländern, welche noch die kommerzielle Waljagd erlauben. Auf Tokios Fangliste stehen neben Zwerg-, Bryde- und Seiwalen seit Anfang August auch Finnwale. Japan hatte die Jagd auf die nach Blauwalen zweitgrößten Meeressäuger der Welt nach monatelanger Diskussion erlaubt, obwohl sie als gefährdet gelten.
kbh/ck