"Müller ... und 2:1" - Was wurde aus den WM-Helden von 1974?

Das Wembley-Tor von 1966 war nur eine Herausforderung, der er sich in seiner Karriere stellen musste: Der legendäre Fußballkommentator Rudi Michel starb am 29. Dezember 2008 im Alter von 87 Jahren in Baden-Baden. Sein schönster Moment: der 7. Juli 1974 ... (Bild: 1974 Getty Images/Peter Bischoff)

"Müller ... und 2:1" - Reporter Rudi Michel freute sich eher dezent. Kein Vergleich zu jenen Radio-Ausführungen 20 Jahre zuvor, als Sätze entstanden, die heute jedes Kind auswendig kann: "Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen. Rahn schießt ...". Dennoch: Rudi Michel war einer der populärsten und besten Kommentatoren des Fußballs. Einer, der den Sport in Mittelpunkt stellte. Nicht sich selbst. (Bild: Bongarts/Vladimir Rys / Getty Images)

Rudi Michel wurde vor 100 Jahren, am 2. August 1921, in Kaiserslautern geboren. Er bewunderte Fritz Walter, der Kapitän der 54er-Mannschaft. Von 1954 bis 1982 berichtete er als Journalist von jeder Weltmeisterschaft. 1988 ging er in Pension und arbeitete fortan als Zeitungskolumnist. (Bild: Bongarts / Vladimir Rys / Getty Images)

Breitner per selbstverständlich berechtigtem Foulelfmeter und Gerd Müller schossen Deutschland 1974 in München zum zweiten Titel. Nach dem Schlusspfiff schwieg Michel für einige Sekunden, ehe er durchaus leidenschaftlich vortrug: "Die Mannschaft der Bundesrepublik Deutschland ist Fußball-Weltmeister 1974." Was aus den Helden von damals wurde, zeigt die Galerie. (Bild: 2008 Getty Images/Thomas Niedermueller)

Im WM-Finale musste er sich schon in der zweiten Minute geschlagen geben. Johan Neeskens hatte bis dahin im Turnier immer vom Torwart aus gesehen in die rechte Ecke geschossen. Im Finale im Münchner Olympiastadion ackerte er das Ding in die Mitte. Danach lieferte die "Katze von Anzing" eine Weltklasse-Partie und hielt der Mannschaft den Titel fest. (Bild: Bob Thomas Sports Photography / Getty Images)

Im Tor damals: Sepp Maier, der beste Torhüter seiner Zeit und bis heute einer der erfolgreichsten aller Zeiten. Er holte alle nationalen und internationalen Titel. Nach seiner Karriere arbeitete er als Torwarttrainer bei den Bayern und der Nationalmannschaft, von der er im Unfrieden schied. Der heute 77-Jährige gehörte ob seines Humors zu den beliebtesten Fußballern seiner Zeit. (Bild: 2019 Getty Images/Pool)

Kapitän der Mannschaft war Franz Beckenbauer (75), der wie viele seiner Kollegen 1974 am Höhepunkt seiner einzigartigen Karriere angelangt war. Bis 1977 spielte er bei den Bayern, ehe er nicht ganz in Frieden nach New York wechselte. 1983 beendete er seine aktive Karriere. Als Teamchef der Nationalmannschaft gewann er 1990 erneut den WM-Titel. (Bild: 2015 Getty Images/Clemens Bilan)

Durch sein Privatleben, aber auch durch sein Engagement als Sportfunktionär geriet Franz Beckenbauer mehrfach ins Blickfeld der Medien. 2018 wurde er in die erste Elf der "Hall of Fame des deutschen Fußballs" gewählt. Bis heute gilt er neben Lothar Matthäus, Fritz Walter und Matthias Sammer als bester deutscher Fußballer der Geschichte. (Bild: Allsport UK /Allsport)

Ohne ihn wäre der deutsche Fußball heute nicht da, wo er ist. Gerd Müller schoss Deutschland nicht nur zum Finalsieg, sondern ist mit 365 Buden auch der Rekordtorschätze der Bundesliga. Und wird es immer bleiben. (Bild: 2016 Hulton Archive/Getty Images)

Nach seiner Karriere beim FC Bayern wechselte Müller in die USA, später war er im Trainerstab der Bayern tätig. Im Oktober 2015 gab sein Verein bekannt, dass bei Müller Demenz aufgrund einer Alzheimer-Erkrankung diagnostiziert wurde. "Gerd schläft langsam hinüber", sagte seine Ehefrau Uschi Müller der "Bild" zu Müllers 75. Geburtstag am 3. November 2020. (Bild: AFP / Getty Images)

Kein deutscher Fußballer der Geschichte hat eine ähnliche Bedeutung für seinen Verein und sein Land wie Gerd Müller. Ohne ihn wären wären Beckenbauer, Breitner, Maier und auch Rummenigge niemals die geworden, die sie sind. (Bild: Popperfoto/Getty Images)

Zwei, die unendlich wenig gemeinsam, aber einander unendlich viel zu verdanken haben. Der geradlinige Gerd Müller und der Querdenker Paul Breitner (69) entschieden mit ihren Toren das Finale. Danach wechselte Breitner von den Bayern zu Real Madrid. (Bild: Rolls Press / Popperfoto / Getty Images)

Nach seiner Rückkehr beendete Breitner als Letzter der großen Bayern-Helden seiner Zeit 1983 seine Karriere. Er arbeitete als Funktionär, später als Botschafter seines Vereins, geriet aber auch durch einige öffentliche Äußerungen immer wieder in die Kritik. Er ist verheiratet mit seiner Frau Hildegard und hat drei Kinder. (Bild: 2019 Getty Images/Alexander Hassenstein)

Berti Vogts, der "Terrier" hinten rechts, arbeitete nach seiner aktiven Karriere als Trainer. Acht Jahre lang betreute er die deutsche Nationalmannschaft - Schottland, Aserbaidschan und Nigeria waren weitere Stationen. Bis heute äußert sich der 74-Jährige immer wieder zur Situation des deutschen Fußballs im Allgemeinen und der bei seinem Heimatverein Mönchengladbach im Besonderen. (Bild: 2012 Getty Images/Alex Livesey)

In allen sieben Partien der WM stand Uli Hoeneß auf dem Platz, er erzielte drei Tore. Nach einer schweren Verletzung musste er 1979 seine aktive Karriere beenden, ehe er in unterschiedlichen Funktionen für den FC Bayern wirkte. Der heute 69-Jährige gilt als erfolgreichster Fußball-Manager des Landes, verbüßte aber auch eine Freiheitsstrafe wegen Steuerhinterziehung. (Bild: Getty Images/Johannes Simon)

In allen sieben Spielen stand auch Wolfgang Overath als Denker und Lenker im Mittelfeld auf dem Platz. Nach seiner Karriere arbeitete er in der freien Wirtschaft, 2004 wurde er zum Präsidenten des 1.FC Köln gewählt, 2011 trat er zurück. Mit seiner Frau hat der 77-Jährige zwei leibliche Söhne und eine brasilianische Adoptivtochter. (Bild: Getty Images)

Von rechts legte er den Siegtreffer auf. Rainer Bonhof (69) spielte 53-mal für Deutschland, ehe 1983 seine Karriere bei Hertha BSC endete. Er arbeitete lange als Co-Trainer von Berti Vogts und ist heute Vizepräsident bei seinem Heimatverein Borussia Mönchengladbach, mit dem er selbst viermal Meister wurde. (Bild: Christian Verheyen/Borussia Moenchengladbach via Getty Images)

Mit Erwin Kremers und der WM wurde es nichts. Im letzten Bundesligaspiel hatte er einen Schiedsrichter beleidigt ("Halt's Maul, du blöde Sau!"). Aber sein Zwillingsbruder Helmut (72, Bild) durfte mit dabei sein. Achtmal trat der Schalker für Deutschland in seiner Karriere an, bei der WM kam er jedoch als einer von nur zwei Feldspielern nicht zum Einsatz. Bis heute ist er dem leidgeprüften FC Schalke 04 eng verbunden. (Bild: 2019 Getty Images/Andreas Rentz)

Gerade mal zwei Spiele absolvierte Jupp Heynckes bei der WM. Vor allem auf Vereinsebene feierte der Mönchengladbacher große Erfolge. Ob zunächst als Spieler (viermal Deutscher Meister) oder später als Trainer der FC Bayern, den er 2013 zum Champions-League-Titel führte. Heute lebt der 76-Jährige auf dem Land. (Bild: 2018 Getty Images/Aitor Alcalde)

Zu seiner Zeit gab es noch den Vorstopper. Was bedeutete: Er machte die Drecksarbeit, und hinter sowie neben ihm durfte Kaiser Franz glänzen. Hans-Georg Schwarzenbeck (73), "Katsche" genannt, spielte seine gesamte Karriere über bis 1981 nur für den FC Bayern. Nach seiner aktiven Zeit übernahm er von einer Tante einen Schreibwarenladen in der Münchener Au und belieferte von dort auch seinen Club. (Bild: Boris Streubel/Getty Images)

Es war nicht seine WM. Die EM 1972 war die Sternstunde des Günter Netzer (76), zwei Jahre später setzte Trainer Helmut Schön auf Wolfgang Overath im Mittelfeld. Netzer stand nur 20 Minuten gegen die DDR auf dem Platz. Immer wieder erklärte er, dass er sich deshalb nicht wirklich als Weltmeister fühlte. Der Mönchengladbacher bestritt für seinen Heimatverein 297 Partien, 1977 beendete er seine Karriere. Später arbeitet er als Manager (HSV), Medienunternehmer und TV-Experte. (Bild: Thorsten Wagner/Bongarts/Getty Images)

Knapp 40 Jahre war Wolfgang Kleff alt, als er seine Profikarriere beendete. Bei der WM 1974 war er die Nummer zwei hinter dem übermächtigen Sepp Maier im Tor. Die meisten seiner 433 Bundesligaspiele absolvierte er für Mönchengladbach. Inzwischen betreibt der 74-Jährige eine Fußballschule. Popularität erlangte Kleff in späteren Jahren vor allem auch durch seine Ähnlichkeit zum Komiker Otto Waalkes. (Bild: Thorsten Wagner/Bongarts/Getty Images)

Die Verlässlichkeit in Person: Bernd Cullmann (71) gehört bis zum heutigen Tag zu den erfolgreichsten Spielern aller Zeiten beim 1. FC Köln. Als Libero oder Verteidiger spielte er im Verein, in der Nationalmannschaft agierte er bisweilen im defensiven Mittelfeld. Dreimal wurde er bei der WM eingesetzt. Nach seiner aktiven Karriere, die 1983 endete, arbeitete "Culli" für eine Sportartikelfirma, später auch als Manager in Köln und Duisburg. (Bild: Christof Koepsel/Bongarts/Getty Images)

Zunächst lief die WM nicht gut für Jürgen Grabowski. Doch in der Partie gegen Schweden kämpfte sich der Frankfurter ins Team zurück. Das Finale war sein 44. und letztes Länderspiel, der Pokal ein Geschenk zu seinem 30. Geburtstag, den er an eben jenem 7. Juli feierte. Bis heute bekommt die Eintracht-Frankfurt-Legende Autogrammwünsche. Der 77-Jährige lebt mit seiner Frau in Taunusstein. (Bild: Bob Thomas Sports Photography / Getty Images)

Bernd Hölzenbein (75) spielte bis 1981 bei Eintracht Frankfurt und ging danach in die USA. In verschiedenen Funktionen war er nach seinem Karriereende 1986 bei seinem Heimatverein tätig. Er absolvierte 40 Länderspiele. Im Finale 74 wurde er in Minute 25 im Strafraum gefoult. Der fällige Elfmeter brachte das wichtige 1:1. (Bild: 2013 Getty Images / Thorsten Wagner)

Viele Verletzungen begleiteten die turbulente Karriere von Jupp Kapellmann, der nur fünf Länderspiele bestritt, bei der WM nicht zum Einsatz kam, aber mit im Kader war. Seine größten Erfolge feierte er als Spieler des FC Bayern. Doch soll es atmosphärische Probleme mit Uli Hoeneß gegeben haben, sodass Kapellmann 1979 zu 1860 wechselte. Nach der Karriere promovierte er an der Uni München, danach arbeitete er als Orthopäde in Rosenheim, Saudi-Arabien und Thüringen. Kapellmann (71) hat sieben Kinder. (Bild: Michel Plastre / Onze / Icon Sport)

Neben Sepp Maier und Rudi Kargus galt Nobert Nigbur als bester deutscher Torhüter der 70er-Jahre. Für Schalke und Hertha BSC stand er im Tor, seinerzeit galt der Gelsenkirchener als Elfmeterkiller. Die Beziehung zu seinem Heimatverein war von Höhen und Tiefen geprägt. Nach einem Streit mit dem Manager Rudi Assauer wurde Nigbur sogar supendiert. Nigbur (73) machte auch sonst Schlagzeilen - als Sänger ("Wenn Schalke 04 nicht wär") und Trabrennfahrer. Bei der WM kam er nicht zum Einsatz. (Bild: ARTCO-Berlin/ullstein bild / Getty Images)

Er lief. Und lief. Und lief. Und flankte punktgenau. Herbert Wimmer, der "Hacki", spielte bei der WM gegen Australien und Jugoslawien, 1976 beendete er seine Karriere in der Nationalmannschaft, für die er 36 Partien bestritt. Fünfmal wurde er für seinen Heimatverein Mönchengladbach Deutscher Meister. Nach seiner Karriere übernahm er den Betrieb seines Vaters. Wimmer (76) machte im Laufe seines Lebens immer wieder die Hüfte zu schaffen, mehrfach wurde er operiert. (Bild: Thorsten Wagner/Bongarts/Getty Images)

Der "Eisenfuß" (hier mit Julio Iglesias und Heino): Horst-Dieter Höttges galt als kompromissloser Verteidiger. 66-mal spielte der gebürtige Mönchengladbacher, der die meiste Zeit seiner Karriere in Bremen verbrachte, für die Nationalmannschaft - bei der WM allerdings nur wenige Minuten im schicksalhaften Spiel gegen die DDR (0:1). Er stand auch im Finale der WM 1966. Vor gut einem Jahr wurde bekannt, dass Höttges an Demenz erkrankt ist. Der 77-Jährige lebt in einem Pflegeheim in der Nähe von Bremen. (Bild: Peter Bischoff/Getty Images)

Die starke Konkurrenz im Mittelfeld sorgte dafür, dass der Kölner Heinz Flohe bei der WM nur drei Spiele bestritt. 1980 beendete er nach einem heftigen Foul seine aktive Karriere und wurde mit eher mäßigem Erfolg Trainer. Als Einziger aus dem Kader 1974 lebt Flohe nicht mehr. Er starb im Alter von 65 Jahren im Juni 2013 ... das Herz. (Bild: Michel Barrault / Michel Piquemal / Onze / Icon Sport via Getty Image)

Wenn ältere Fußballfans heute den Kader der WM 1974 benennen sollen, fällt sein Name eher selten. Dabei kam Dieter Herzog (75), damals Spieler bei Fortuna Düseldorf, zweimal zum Einsatz. Insgesamt absolvierte der Linksaußen jedoch nur fünf Länderspiele. 1976 wechselte er nach Leverkusen in die zweite Liga, wo er 1979 mit dem Club aufstieg. 1983 beendete er seine Karriere, später arbeitete er für den Verein weiter und betrieb einen Tabakwarenladen. (Bild: Christof Koepsel/Bongarts/Getty Image)

Er ist einer von vier Weltmeister-Trainern Deutschlands: Helmut Schön, gebürtiger Dresdner, war 14 Jahre lang bis 1978 Bundestrainer, danach lebte er zurückgezogen mit seiner Frau in Wiesbaden. Er starb, als Alzheimer erkankt, am 23. Februar 1996. Er selbst spielte 16-mal für die Nationalmannschaft. (Bild: Evening Standard)

Schöns Co-Trainer Jupp Derwall übernahm dessen Amt 1978. Er selbst spielte zweimal für die deutsche Nationalmannschaft. Als Trainer endete seine Karriere 1989 bei Galatasaray Istanbul, wo er zweimal türkischer Meister geworden war. Bis heute trägt ein Trainingsplatz dort seinen Namen. Jupp Derwall starb am 26. Juni 2007 im Alter von 80 Jahren. (Bild: Lutz Bongarts/Bongarts/Getty Images)

Schlusspfiff um 17.47 Uhr. Die Bundesrepublik Deutschland gewann die WM mit einem 2:1-Sieg über die Niederlande im Finale von München. Zum zweiten Mal nach 1954 ging der Titel nach Deutschland. Die Auftritte des Teams hatten nicht die Brillanz von der EM 1972, indes stimmte die Mischung aus Künstlern und Arbeitern. Nach einem reinigenden Gewitter nach der Niederlage gegen die DDR stellte sich die Mannschaft neu auf und siegte am Ende glücklich, aber verdient. (Bild: 2016 Hulton Archive/Getty Images)