Auf Münchner Oktoberfest - Anti-Ausländer-Song und DJ Ötzi sind tabu: Das sind die Wiesn-Hits 2024

Am Eröffnungswochenende des Oktoberfests 2024 zeichnen sich erste Trends bei den Wiesn-Hits ab. Auf einige Titel verzichten die Festzelt-Kapellen bewusst.

  • Im Video oben: Aufnahmen zeigen chaotischen Massen-Ansturm auf das Oktoberfest

Mit einer solchen Resonanz hätte Kapellen-Mitglied Tina Zacher nicht gerechnet´. Zusammen mit ihrer Band „Heldensteiner“ stimmte sie am Samstagabend im Löwenbräu-Festzelt auf dem Münchner Oktoberfest einen Klassiker an: „Time of my life“, der 80er-Jahre-Hit aus dem Film „Dirty Dancing“. „Die hätten uns fast das Zelt zerlegt“, erzählt sie von einer Stimmung, die sie kaum für möglich gehalten habe. Bereits in den Vorjahren sei das Lied gut angekommen, aber nicht so wie wie nun zum Wiesn-Start: „Die Leute haben so unglaublich mitgesungen. Das war Wahnsinn!“

Wiesn-Hits 2024: „Layla“-Nachfolger setzte sich nicht durch

Aber es zeichnet sich ab, dass es möglicherweise nicht DEN einen Wiesn-Hit geben könnte. Mit „Bumsbar“-Herzln hatten sich manche Souvenirhändler im Vorjahr darauf vorbereitet, dass DJ Robin mit dem gleichnamigen Titel den Ton angeben könnte. Doch der „Layla“-Nachfolger setzte sich nicht durch, die Händler blieben auf ihren Herzln sitzen. Im Gespräch mit den Wiesn-Kapellen zeigt sich , dass es vor allem die „Evergreens“ der 1970er bis 1990er Jahre sind, die das Publikum begeistern. Neben dem Soundtrack aus dem Film „Dirty Dancing“ von 1987 schallen oft Klassiker wie „Sweet Caroline“ (1969) oder „Narcotic“ (1998) durch die Festzelte.

Dem Geschmack des Publikums folgt daher auch die dienstälteste Kapelle des Oktoberfests. „Wir spielen die alten Hits der letzten Jahre durch“, verrät Kapellmeister Christian Sachs. Seit 1950 sind die „Schwarzfischer“ die Stimmungsmacher im Schottenhamel. „Aber wir spielen auch neue Titel, die vom Rhythmus her wiesntauglich sind“, ergänzt Sachs. Als Beispiel nennt er „Leev Marie“ von „voXXclub“. Der kölsche Musikimport lasse sich auch in Münchner Festzelten gut spielen.

Doch verdrängen solche Hits eben nicht die Klassiker. „Das überrascht mich immer wieder“, sagt der Kapellmeister. Im Schottenhamel feiere das Publikum aktuell insbesondere die Rocktitel der 80er-Jahre – und das sei ein vergleichsweise neuer Trend: „Bis vor zwei Jahren waren Ballermann-Songs ziemlich angesagt. Aber das ist nicht mehr so intensiv.“

Oktoberfest in München: Dirty-Dancing-Hit und andere Klassiker

Um manche Lieder machen die „Schwarzfischer“ dagegen bewusst einen Bogen. Für rassistische Sprechchöre ist zuletzt „L’Amour Toujours“ auf verschiedenen Volksfesten und Feten missbraucht worden und deshalb in Verruf geraten. „Die Nummer ist wirklich gut, ein toller Schlager“, würdigt Sachs das Werk von Gigi D’Agostino. Trotzdem findet sich der Titel nicht im Repertoire der Kapelle: „Wir gehen keinerlei Risiken ein.“ Das Lied sei allerdings schon in den Vorjahren nicht auf dem Programm gestanden.

Auch FC-Bayern-Songs wie „Stern des Südens“ oder den „1860er-Marsch“ der Münchner Konkurrenz spielen die „Schwarzfischer“ bewusst nicht – um Streit im Publikum zu vermeiden. Schließlich können sie nur schwer einschätzen, wer an den Tischen sitzt.

Auch im Löwenbräu-Festzelt sei L’Amour Toujours angesichts des internationalen Publikums tabu, sagt Tina Zacher. Ein DJ-Ötzi-Hit ist dagegen im Laufe der Zeit aus der Liederliste der Wiesnkapelle geflogen: „Hey, Baby“. „Die Leute lieben das nach wie vor, aber wir wollen mit der Zeit gehen“, begründet Zacher den Schritt. Die Stimmung beim Dirty-Dancing-Hit und anderen Klassikern dürfte die Kapelle darin bestätigen.