Mütter kämpfen für Puppen mit Handicaps

Dank Facebook-Kampagne gibt es erste Puppen mit Hörgerät und Rollstuhl

Es muss ja nicht immer Barbie sein: Auch die Puppen und Spielzeugfiguren anderer Hersteller stellen nahezu ausschließlich perfekte, unversehrte Körper dar. Die Eltern von Kindern mit Handicaps fordern nun Puppen, mit denen sich auch ihre Kleinen identifizieren können. Dank der Kampagne „Toy Like Me“ will nun ein Anbieter Puppen mit Hörgeräten und Rollstühlen ausliefern.

Auch so können Puppen aussehen (Bild: Facebook/Toy Like Me)
Auch so können Puppen aussehen (Bild: Facebook/Toy Like Me)

Für ein kleines Mädchen ist ihre Puppe nicht selten die beste Freundin. Das Spielzeug dient aber auch als Identifikationsfigur. Beim Blick in die Spielzeugkiste ihres Nachwuchses sah die Journalistin Rebecca Atkinson hingegen keine Figuren, mit denen sie sich selbst als Kind mit Hörgerät hätte identifizieren können. Die Britin beschloss, die Spielzeugindustrie in die Pflicht zu nehmen. Mit zwei Freundinnen gründete sie auf Facebook die Kampagne „Toy Like Me“.

Weltweit sind laut UNICEF 93 Millionen Kinder bis 14 Jahre von mittelschweren bis gravierenden Behinderungen betroffen. Dennoch würden sie ausgerechnet von der auf ihre Bedürfnisse ausgerichteten Spielzeugindustrie ausgeschlossen, schrieb Atkinson jüngst auf der Internetseite des „Guardian“. Die Journalistin griff das Beispiel Playmobil heraus. Dessen einzige Figuren mit Handicaps seien ein Junge mit gebrochenem Bein und ein älterer Mann im Rollstuhl. „Was sagt das unseren Kindern? Dass nur alte Menschen Räder brauchen? Dass eine Behinderung während der Kindheit sich auf einige Wochen mit deinem Bein in Gips beschränkt und dann verschwindet?“

Atkinson und ihre Mistreiterinnen posteten auf Facebook Fotos von Puppen, Plüschtieren, Lego- oder Playmobilfiguren, wie sie sie selbst gern in Geschäften vorfinden würden. Etwa eine Barbie im Rollstuhl, einen Lego-Pirat mit Blindenhund, einen Teddy mit Hörhilfe oder einfach eine Puppe mit Brille. Die Kampagne teilte auch zahlreiche Fotos von gleichgesinnten Eltern. Bislang wurden knapp 10.000 Likes verzeichnet.

Der erste Erfolg von „Toy Like Me“ hat sich mittlerweile eingestellt. Die britische Firma Makies will künftig eine spezielle Kollektion von Handicap-Accessoires für seine Puppen anbieten. Darunter sollen ein pinkfarbenes Hörgerät, ein Blindenstock und ein Rollstuhl sein. Das Zubehör wird per 3D-Drucker produziert. Auf Wunsch kann die Puppe, die man sich online in den unterschiedlichsten Versionen selbst zusammenbauen kann, auch mit einem großflächigen Muttermal im Gesicht versehen werden. Die Makies-Puppen sind allerdings mit einem Preis von rund 100 Euro ohne Accessoires nicht gerade preiswert.

Die Mütter von „Toy Like Me“ freuen sich über die ersten Erfolge. „Doch was ist mit den großen Mädchen und Jungen der Spielzeugwelt?“, fragte Atkinson an die Adresse von Lego, Mattel und Playmobil gewandt. Die Unternehmen seien wiederholt kontaktiert worden. „Bislang sind sie aber nicht zum Spielen rausgekommen.“

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