Machen Videospiele intelligenter?

Kinder, die mehr Zeit mit Videospielen verbringen, zeigen in einer Untersuchung leicht bessere kognitive Leistungen als Kinder, die weniger spielen.

Gaming kann durchaus positive Effekte auf die Intelligenz haben
Auch das Max-Planck-Institut für Bildungsforschung hat eine Studie zum Zocken gemacht. Das Ergebnis: "Super Mario 3D" lässt Gehirnregionen, die für räumliche Vorstellung und strategisches Planen, zuständig sind, wachsen. Foto: Symbolbild / gettyimages

Die negativen Vorurteile über Videospiele sind altbekannt und sollen an dieser Stelle nicht noch ein weiteres Mal aus der Mottenkiste geholt werden. Tatsächlich deuten Untersuchungen seit einiger Zeit in eine ganz andere Richtung: Dass Zocken durchaus positive Auswirkungen haben kann.

Vier Stunden Medienkonsum im Schnitt

Forschende aus den USA und den Niederlanden haben dazu nun eine neue Studie vorgestellt. Darin haben sie Zusammenhänge zwischen einigen Kriterien für Intelligenz und Videospielen bei Neun- und Zehnjährigen gefunden.

Um Intelligenz, ein erstmal sehr abstrakter Begriff, bewertbar zu machen, hat die Gruppe von Kognitionswissenschaftler:innen fünf Aufgaben zusammengestellt.

Diese sollten beispielsweise testen, wie gut die räumliche Vorstellungskraft der Proband:innen ausgeprägt ist oder wie sie Informationen aus einem gelesenen Text ziehen können. Die Forschenden um Torkel Klingenberg haben ihre fünf Aufgaben dann rund 5.000 US-amerikanischen Kindern gestellt.

Zwei Jahre wiederholten sie das Ganze. Somit konnten die Forschenden eine Entwicklung sehen. Zusätzlich fragten sie ab, wie viel Stunden die Kinder täglich vor einem Bildschirm sitzen und wie sie die Zeit dort verbringen: mit Videospielen, Videos oder in sozialen Netzwerken. Im Schnitt betrug die Zeit etwa 2,5 Stunden vor dem Fernseher, eine halbe Stunde mit sozialen Medien und etwas über eine Stunde mit Videospielen.

Keine anderen möglichen Auswirkungen abgefragt

„Zu Beginn der Studie zeigten Kinder, die häufiger Videospiele als der Durchschnitt spielten, keine besseren kognitiven Leistungen. Nach den beiden Jahren waren aber sowohl bei Jungen als auch bei Mädchen, die mehr Spiele spielten, die Leistungssteigerungen am größten.“ So zitiert New Atlas Klingenberg.

Der Forscher betont aber auch die Limitierungen der Studie, da einerseits nur sehr wenige Kriterien für Intelligenz untersucht wurden. Zudem wurden keine weiteren möglichen Auswirkungen abgefragt, wie beispielsweise der Zusammenhang von Schlafqualität, Schulleistung oder körperlicher Aktivität mit der erhöhten Bildschirmzeit.

Ein bisschen schlauer

„Unsere Ergebnisse stützen damit die Behauptung, dass Bildschirmzeit im Allgemeinen die kognitiven Fähigkeiten von Kindern nicht negativ beeinträchtigt. Sie zeigen zudem, dass Videospiele die Intelligenz sogar fördern können“, sagt Klingberg. Dabei hat sein Team nicht untersucht, welche Art von Spielen besonders von Vorteil sein könnte, da unter „Gaming“ alles von Spielen auf dem Smartphone bis hin zu Shootern auf der Konsole zusammengefasst wurde.

Klingberg möchte die Studie nicht als pauschale Empfehlung verstanden wissen, Kinder von nun an unbegrenzt vor einen Bildschirm zu setzen. „Aber die Eltern, die sich darüber, dass ihre Kinder Videospiele spielen, können jetzt beruhigter sein. Denn ihre Kinder werden dadurch wahrscheinlich ein bisschen schlauer.“

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