Macron will über die Gründung eines Palästinenserstaates sprechen
Mit dünner, brüchiger Stimme bringen die Angehörigen der Opfer, die Frankreichs Präsident Emmanuel Macron in Israel trifft, ihre Worte heraus. "Unsere Tochter, einundvierzig Jahre alt, wurde zwei Tage nach ihrem Geburtstag getötet", sagt ein Vater. Seine Frau zeigt Macron ein Foto ihrer Tochter auf dem Handy. Der Präsident umarmt die beiden.
Macron ist mehr als zwei Wochen nach Kriegsbeginn zu einem Solidaritätsbesuch in Israel. Er trifft Familien französischer und französisch-israelischer Staatsangehöriger, die bei dem Hamas-Angriff getötet wurden oder im Gazastreifen als Geiseln gehalten werden.
Die Zahl der getöteten französischen Staatsbürger wurde zuletzt mit 30 angegeben. Sieben weitere werden vermisst. Inzwischen habe sich bestätigt, dass einige davon von der Hamas als Geisel genommen worden seien. Mindestens 1.400 Menschen, meist Zivilsiten, wurden von den Hamas-Terroristen erschossen, verstümmelt oder verbrannt, wie israelische Behörden mitteilten.
In der vergangenen Woche hatte Macron gesagt, in den Nahen Osten zu reisen, sobald es eine Aussicht auf konkrete Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas gebe. Für ihn sei wichtig, eine konkrete Einigung erzielen zu können, die Lage zu deeskalieren sowie über humanitäre Fragen zu reden.
Wiederaufnahme eines echten Friedensprozesses
Geplant sind Gespräche mit Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sowie Präsident Izchak Herzog, bei denen es um Möglichkeiten der Deeskalation und humanitäre Fragen gehen soll.
Er wolle nach Angaben aus Paris aber auch die Gründung eines Palästinenserstaates ansprechen. Macron werde in Israel zur "Wiederaufnahme eines echten Friedensprozesses" aufrufen, der zur Gründung eines palästinensischen neben dem israelischen Staat führen solle, teilte der Elysée mit. Ein solcher Schritt setzt demnach auch ein Ende der "Siedlungsaktivitäten" Israels im Westjordanland voraus.
Außerdem wird erwartet, dass Macron zum "Schutz der Zivilbevölkerung" im Gazastreifen aufrufen wird, den Israel unablässig bombardiert und eine Bodeninvasion in der überfüllten palästinensischen Enklave vorbereitet.
Nach Angaben des von der Hamas geführten Gesundheitsministeriums sind bei den israelischen Angriffen mehr als 5.000 Menschen ums Leben gekommen, die meisten von ihnen Frauen und Kinder.
Macron wird insbesondere zu einem "humanitären Waffenstillstand" aufrufen, um dringend benötigte Hilfsgüter in den Gazastreifen zu bringen, dessen 2,4 Millionen Einwohner:innen aufgrund der israelischen Blockade weitgehend ohne Wasser, Lebensmittel, Strom und andere Grundversorgungsgüter auskommen müssen, so der Elysee-Palast.