Nach Mahnung aus Tschechien - Ukraine fordert vollständigen Abzug russischer Truppen und lehnt Kompromisse ab

Der Präsident der Tschechischen Republik, Petr Pavel, während der UN-Generalversammlung.<span class="copyright">Getty Images / TIMOTHY A. CLARY / Kontributor</span>
Der Präsident der Tschechischen Republik, Petr Pavel, während der UN-Generalversammlung.Getty Images / TIMOTHY A. CLARY / Kontributor

Der tschechische Präsident Petr Pavel hatte zuletzt mit kontroversen Aussagen über einen möglichen Kriegsausgang in der Ukraine aufhorchen lassen. Das ukrainische Außenministerium reagierte nun darauf.

Die Ukraine hat erneut klargestellt, dass der vollständige Abzug der russischen Truppen aus allen besetzten Gebieten entscheidend für einen gerechten und dauerhaften Frieden ist.

Diese Erklärung folgt, wie der "Kyiv Independent" berichtet, auf die kürzlich in einem Interview mit der "New York Times" getätigten Aussagen des tschechischen Präsidenten, wonach Kiew „realistisch“ sein solle bezüglich des Ziels, alle besetzten Gebiete zurückzuerobern.

Ukraine lehnt "Kompromisslösungen" ab

In einem Statement auf der eigenen Website betonte das ukrainischen Außenministerium nun laut "Ukrainska Pravda", dass es keine "Kompromisslösungen in Bezug auf Menschenleben, Freiheit, gemeinsame Werte, Gerechtigkeit für Russlands Verbrechen und die Wiederherstellung des internationalen Friedens und der Sicherheit" geben könne.

Und: "In diesem Kontext werden temporäre Lösungen keinen dauerhaften Frieden bringen, sondern den Krieg lediglich hinauszögern"

Ukraine will Selenskyjs Friedensformel umsetzen

Außerdem erklärte die Behörde, dass "der Abzug der russischen Besatzungstruppen aus dem souveränen Gebiet der Ukraine innerhalb der international anerkannten Grenzen" ein "obligatorischer Punkt der Friedensformel des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj“ sei, wie der "Kyiv Independent" zitiert.

In besagter Friedensformel Selenskyjs sei die Rückgabe aller besetzten Gebiete eine von mehreren Bedingungen dafür, dass nicht nur ein "gerechter und dauerhafter Frieden für die Ukraine, sondern auch für den gesamten europäischen Kontinent und die Welt" garantiert würde.

Das Ministerium rief deshalb laut "Ukrainska Pravda" auch die Welt dazu auf, gemeinsam die Friedensformel umzusetzen und Druck auf Russland auszuüben, "um es zu einem gerechten Frieden zu zwingen, die ukrainischen Gebiete zu befreien und den Respekt vor dem Völkerrecht wiederherzustellen". Dies sei "ein realistisches Szenario ist, das wir durch gemeinsame Anstrengungen erreichen können".

Tschechischer Präsident fordert "realistische" Erwartungshaltung

Der tschechische Präsident Petr Pavel hatte zuvor der ukrainischen Zeitung zufolge erklärt, das Land solle die Möglichkeit akzeptieren, dass ein Teil seines Territoriums nach dem Krieg "vorübergehend" unter russischer Kontrolle bleiben könnte.

„Von einer Niederlage der Ukraine oder Russlands zu sprechen, wird einfach nicht passieren. Das Ende wird irgendwo dazwischen liegen“, kommentierte er laut "Kyiv Independent" und forderte die Ukraine auf, "realistisch" zu sein.

"Kein echter Sieg, wenn Hälfte der ukrainischen Bevölkerung dabei getötet wird"

Präsident Pavel verteidigte später noch seine Position und erklärte als Antwort auf das Statement des ukrainischen Außenministeriums, dass er immer davor gewarnt habe, unrealistische Erwartungen zu hegen. „Ich habe nie in Frage gestellt, dass wir die Ukraine bei der Wiederherstellung ihrer territorialen Integrität unterstützen sollten. Dies ist das ultimative Ziel."

"Wir müssen jedoch realistisch sein, was den Zeithorizont und die Kosten für die Erreichung dieses Ziels betrifft“, sagte er laut "Kyiv Independent" gegenüber Medienvertretern in New York.

Der tschechische Präsident fügte demnach auch noch hinzu, dass es "wohl kein Sieg gegen Russland in der Ukraine" wäre, wenn ein solcher "den Tod von der Hälfte der ukrainischen Bevölkerung bedeuten würde".