Malaika Mihambo und Noah Lyles - Sportstars im Rollstuhl rausgefahren - worauf Sie beim Sport nach Corona achten müssen
Nach ihren Wettkämpfen mussten sowohl Weitspringerin Mihambo als auch Sprinter Lyles entkräftet auf einem Rollstuhl aus dem Innenraum des Stade de France gebracht werden – offenbar wegen den Folgen einer Corona-Erkrankung. Worauf Sie beim Wiedereinstieg in den Sport nach einem Infekt achten müssen.
Nach dem Gewinn ihrer ersten olympischen Silbermedaille im Weitspringen weinte Weltmeisterin Malaika Mihambo. Nicht aus Enttäuschung, sondern Entkräftung. Da sie keine Luft mehr bekam, mussten Helfer sie mit einem Rollstuhl aus dem Stade de France fahren.
Später äußerte sich die Olympiasiegerin von 2021 zu den Hintergründen. Vor zwei Monaten hatte sie sich mit Corona infiziert und „damit auch wirklich stark zu kämpfen gehabt“, sagte sie im Interview mit „ n-tv.de “. So sei ihre Lunge durch die Infektion in Mitleidenschaft gezogen worden. „Ich hatte einfach das Gefühl, dass mir die Luft wegbleibt. Ich hab' dann Atemnot bekommen und konnte einfach nicht mehr, weil es wirklich anstrengend war“, so die 30-Jährige.
Weitspringerin Mihambo äußert sich zu Zusammenbruch nach Wettkampf
Zudem habe sie einen Reizhustenanfall gehabt. Der Husten mache ihr schon länger zu schaffen. „Ich hatte wie gesagt sehr starken Husten und das hat mich jetzt auch die letzten zwei Wochen begleitet in der Vorbereitung, dass man wirklich in der Nacht kaum schlafen konnte, weil der Husten so stark war“, sagt die gebürtige Heidelbergerin. „Das kostet einfach Körner, mental wie natürlich auch körperlich.“ Um sich von der Wettkampfbelastung zu erholen, brauche sie nun wegen der zurückliegenden Corona-Infektion mehr Zeit.
Bereits 2022 hatte sich Mihambo zwischen der Leichtathletik-Weltmeisterschaft und der -Europameisterschaft mit Covid-19 infiziert und unter den Folgen gelitten. „Das größte Problem dabei war, dass ich dann eine Form von Long Covid hatte und dass es dadurch sehr schwierig wird, an sein absolutes körperliches Leistungspotenzial zu kommen“, sagte sie im Gespräch mit „n-tv.de“. Im Alltag, zum Beispiel beim Treppengehen, hatte sich damals keine Atemnot bemerkbar gemacht. Dieses Problem trat nur – wie jetzt auch – im Leistungssportbereich auf.
US-Sprinter Lyles ging mit Corona-Infektion an den Start
Anders als Mihambo ging US-Sprinter Noah Lyles nicht nach, sondern mit einer Corona-Erkrankung an den Start. Über die 200 Meter sicherte er sich die Bronzemedaille. Im Anschluss sank er auf die Bahn und wurde wie die Vize-Olmypiasiegerin in einem Rollstuhl aus dem Innenraum gebracht. Danach bestätigten der US-Sprinter und sein Verband bei den Olympischen Spielen in Paris eine Corona-Infektion. Demnach wurde der Olympiasieger über die 100 Meter bereits am Montag positiv auf das Virus getestet. In der Interview-Zone sprach er mit einer Maske zu den Reportern.
Was für Auswirkungen hat es für Profisportler, wenn sie kurz nach oder mit einer Atemwegsinfektion wie Corona Höchstleistungen abrufen? Und was können Normalsportler sich während oder nach einer Grippe- oder Coronaerkrankung zumuten? Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.
Welche Auswirkungen kann eine Corona-Erkrankung auf den Körper haben?
Nach dem ersten Kontakt mit dem Virus wird das Immunsystem aktiv. Die Reaktionen darauf äußern sich als Husten, Halsschmerzen oder Fieber. „Die Viren breiten sich immer weiter aus und wandern auch in die Lunge“, sagt Sven Stieglitz, Facharzt für Innere Medizin und Pneumologie im Krankenhaus St. Josef in Wuppertal. Auch wenn Covid-19 in erster Linie eine Lungenerkrankung sei, können durch das Virus auch andere Organe wie Gefäße, Herz oder Gehirn befallen werden.
Jürgen Scharhag, Ärztlicher Leiter des Österreichischen Instituts für Sportmedizin in Wien, erwähnt als Ursache dafür, dass Covid-19 eine Entzündung der Blutgefäße verursachen könne. Das bedeutet, dass die schützende Gefäßinnenhaut durch das Virus befallen werde. Aus dem Grund könne es auch zu massiven Schäden unter anderem am Herzen, an den Nieren, der Leber, dem Gehirn und den Nerven kommen.
Wie problematisch kann Corona für Leistungssportler werden?
Auch Leistungssportler sollten Scharhag zufolge Covid-19 nicht auf die leichte Schulter nehmen. „Die Schäden einer vom Corona-Virus verursachten Erkrankung können zum Verlust der Maximalleistung führen“, meinte Scharhag. Um gefährliche Komplikationen wie zum Beispiel Vernarbungen an der Lunge oder eine Herzmuskelentzündung zu vermeiden, sollten sich erkrankte Sportler gründlich auskurieren. Solche Folgen könnten nämlich für den Leistungssportler auch das Karriereende bedeuten.
Wie lange können die Folgen für Leistungssportler spürbar sein?
„Wir kennen bei Corona Fälle, die sich schnell zurückbilden und wir kennen Fälle, die wirklich lange brauchen, bis sie sich zurückbilden, selbst bei initial leichten Verläufen“, sagt Intensivmediziner Christian Karagiannidis. Ihm seien Patienten bekannt, die bis zu ein Jahr lang mit den Folgen der Erkrankung in der Lunge zu kämpfen hatten.
Wie lange sollten Sportler nach einer Corona-Erkrankung pausieren?
Um Risiken durch zu frühes Training nach einer Covid-19-Erkrankung bestmöglich zu vermeiden, empfiehlt Olympia-Arzt Bernd Wolfarth den Infizierten, die milde bis gar keine Symptome aufweisen, eine Pause von sieben bis 14 Tagen. Betroffene sollten auf starke körperliche Anstrengung sowie Stress verzichten.
Bei Husten, Bronchitis oder Fieber rät der Sportmediziner Scharhag zu einer Sportpause von zwei bis vier Wochen bis zur völligen Genesung.
Bei schwereren Erkrankungen wie einer Lungenentzündung sollte mehrere Wochen bis zur völligen Genesung auf Sport verzichtet werden. Mindestens drei Monate soll die Sportpause betragen, wenn eine Herzmuskelentzündung aufgetreten ist. „Wer sich mit einem solchen Befund zu früh wieder körperlich belastet, hat ein stark erhöhtes Risiko für Komplikationen“, sagte Scharhag.
Was sollten Hobby- und Breitensportler nach einer Corona-Erkrankung abchecken, bevor sie wieder Sport treiben?
Der Kasseler Hausarzt Uwe Popert rät, beim Wiedereinstieg in den Sport weniger auf die verstrichenen Tage und mehr auf die Signale des Körpers zu achten. „Man muss schauen, wie man auf Belastung reagiert. Wenn der Infekt kurz war, kann man auch schneller wieder seinen Sport machen.“ Was Sportlern beim gesunden Wiedereinstieg hilft:
1. Langsam wieder anfangen
Nicht direkt wieder mit dem gleichen Pensum wie vor dem Infekt loslegen, sagt Ingo Froböse von der Sporthochschule Köln. „Auch mal sagen: Okay, fünf gerade sein lassen. Ich bin nicht mehr der Alte oder die Alte, sondern ich muss mich wirklich wieder aufbauen.'“
2. Intensive Belastungen vermeiden
Wer sonst flott jogge, sollte erstmal Aktivitäten mit geringer Intensität wählen, um das Herz-Kreislauf-System nach einer Erkrankung nicht zu überlasten, rät Froböse. Beim Walken oder Radfahren etwa könne man das „wunderbar dosieren“ und auch die Atemfrequenz einfach etwas runter reduzieren.
Und auch was die Muskeln angeht, sollte man nicht direkt so weitermachen wie vor dem Infekt. Zumal, wenn der mit Bettruhe kuriert werden musste. Denn dann bauen sich die Muskeln ab, Fachleute sprechen von Muskelatrophie.
Doch sie lassen sich wieder aufbauen: „Das Schöne an Muskeln ist, die haben ja ein Gedächtnis. Die wissen, was sie mal gekonnt haben, was sie auch immer noch können“, so der Sportmediziner: „Daran erinnern sie sich gerne. Und dementsprechend ist danach das Training auch für die Muskulatur möglich. Allerdings in einer etwas anderen Dosierung als zu Beginn. Aber das Muskelgedächtnis hilft, einfach wieder zurückzukommen in die alte Leistungsfähigkeit.“
3. Auf den Körper hören
Wie stellen wir fest, dass wir unserem Körper nicht zu viel zumuten? „Ich rate immer: Man sollte sich nebenbei unterhalten können. Wenn man das hinbekommt, überlastet man sich nicht“, sagt Uwe Popert. Wichtig ist auch, die eigene Tagesform anzuerkennen – und einen Gang herunterzuschalten, wenn man merkt: Heute geht weniger.
Auch nach dem Training lohne es, in den Körper hineinzuspüren, so Popert. Wenn man sich erholt und erfrischt fühle, sei alles gut. „Ist mal allerdings völlig k.o., hat man es übertrieben.“
4. Geduld haben – und sich unterstützen lassen
Wie lange es dauert, bis man zu alter Form zurückfindet – das lässt sich nicht pauschal sagen. Je nach Schwere und Dauer des Infekts und der Erkrankung könne es auch mehrere Monate dauern, bis man wieder die alte Leistungsfähigkeit habe, so Froböse.
Warum es so wichtig ist, es nicht zu schnell anzugehen: Wird der Körper bei einem Infekt durch Sport überfordert, riskiert man wie bereits erwähnt eine Herzmuskelentzündung. Die wiederum erhöht das Risiko für einen plötzlichen Herztod.
Wenn der Verdacht auf eine Herzmuskel- oder auch eine Lungenentzündung vorliegt, sollten Hobbysportler genau wie Profiathleten sich vor einem Wiedereinstieg in jedem Fall ärztlich beraten und umfassend untersuchen lassen.