"Die Mallorca-Saison ist für 2020 eigentlich gelaufen"

"Ich lasse mir von der Coronakrise nicht die Laune vermiesen", sagt Mickie Krause. Aber der Party-Sänger macht sich nichts vor: Die diesjährige Mallorca-Saison ist in seinen Augen kaum noch zu retten. Um wen er sich besonders sorgt und was er von den "Existenzängsten" einiger Kollegen hält, erklärt er im Interview.

Eigentlich hätte Ballermann-Star Mickie Krause (49) Anfang April in den Flieger nach Mallorca steigen sollen, um dort in Diskotheken wie dem Mega-Park aufzutreten - doch aus diesen Konzerten wird vorerst nichts. Aufgrund der Conora-Pandemie droht die Saison komplett ins Wasser zu fallen. Wie viele andere Künstler steht auch Krause vorerst ohne Arbeit da. Der eine oder andere Mallorca-Sänger äußerte bereits Existenzängste. Im Interview verrät Mickie Krause ("Schatzi, schenk mir ein Foto"), warum er dafür kein Verständnis hat, was er von den Maßnahmen der Bundesregierung hält und warum er seine Fans mit "Krause zu Hause" wenigstens ein bisschen auf andere Gedanken bringen möchte.

teleschau: Mickie Krause, diese Frage war selten so wenig Floskel wie jetzt, darum erst einmal: Wie geht es Ihnen?

Mickie Krause: Also körperlich geht es mit gut - und sonst eigentlich auch. Ich fühle mich fit und gesund. Aktuell bin ich sogar in der Marathonvorbereitung und absolviere seit Wochen lange Läufe bis zu 32 Kilometer. Wenn es mir nicht gut gehen würde, könnte ich solche Strecken nicht bewältigen.

teleschau: Sie waren kürzlich aber auch schon in Quarantäne. Warum?

Mickie Krause: Bis zum 13. März war ich mit meinem Sohn, einem Kumpel und dessen Sohn in Tirol im Urlaub. Mein Kumpel hatte danach eine ordentliche Grippe und ließ sich dann direkt testen. Der Test war zum Glück negativ und uns wurde gesagt: Wenn wir keine Symptome haben, müssen wir uns nicht testen lassen. Gott sei Dank sind mein Sohn und ich symptomfrei geblieben, aber zur Sicherheit habe ich mich zwei Wochen in Quarantäne begeben. Ich wohne auf dem Land, hier ist sowieso nicht viel los, deswegen war das nicht so schlimm. Die Quarantäne ist jetzt vorbei.

teleschau: Ursprünglich war geplant, dass Sie ab April wieder im Mega-Park auf Mallorca auftreten. Welche Folgen hat die Corona-Pandemie für Sie?

Mickie Krause: Für mich bedeutet es, dass ich meinen Beruf in den nächsten zwei bis drei Monaten nicht ausüben kann - im Moment darf ich eben keine Bühne betreten. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Regelung in der näheren Zukunft gelockert wird und es dann wieder Veranstaltungen für mehr als 1.000 Menschen gibt. Schon jetzt komme ich auf 50 bis 60 Absagen beziehungsweise Terminverschiebungen. Das heißt, Veranstaltungen, die im April oder Mai hätten stattfinden sollen, werden zum Teil in den Herbst gelegt.

teleschau: Wie geht es Ihnen damit?

Mickie Krause: Ich lasse mir von der Coronakrise nicht die Laune vermiesen. Ich bin ein positiv eingestellter und lebensfroher Mensch und das werde ich auch während und nach der Krise sein. Ich versuche zu genießen, dass ich jetzt mal entschleunigen kann. Eigentlich wollte ich im November eine sechsmonatige Auszeit nehmen - die habe ich jetzt praktisch vorgezogen.

"Natürlich werde ich helfen und auch spenden"

teleschau: Wie ist die Stimmung bei Ihren Mallorca-Kollegen?

Mickie Krause: Unterschiedlich. Ich hatte mehrmals Kontakt zu Tim Toupet, der ja selbst positiv auf Corona getestet wurde, nachdem er aus Ischgl zurückkam. Er meinte, es gehe ihm gut, aber er ist genau wie ich der Meinung, dass die Mallorca-Saison für 2020 eigentlich gelaufen ist. Vor Juli wird da nicht viel passieren. In den Medien liest man ja jetzt schon von Existenzängsten. Einige Kollegen sagen, sie müssen zum Amt rennen, wenn das so weitergeht. Da frage ich mich: Was haben diese Kollegen in den letzten Jahren alles falsch gemacht? Wie sind sie mit ihrem Geld umgegangen?

teleschau: Auch Ihr Kollege Jürgen Milski äußerte bereits sein Unverständnis für solche Aussagen ...

Mickie Krause: Damit hat er auf jeden Fall recht. Dass Künstler, die wirklich über Jahre gutes Geld verdient haben, sich so äußern und jetzt schon von Existenzängsten reden, ist für mich nicht nachvollziehbar. Das ist eine Respektlosigkeit gegenüber den Menschen, die mit einem Monatsgehalt von 1.800 oder 2.000 Euro klarkommen müssen. Wenn ich da alleine an die Gastronomie oder die Tourismusbranche denke! Ich liebe ja die schönste Insel der Welt - das ist nicht Mallorca, sondern Norderney, wie jeder weiß. Da liegt im Moment einfach alles brach. Menschen, die vom Tourismus leben, wie etwa die Restaurantbetreiber, die eine monatliche Pacht zahlen müssen, haben monatelang gar keine Einnahmen. Diese Leute trifft es viel härter als uns.

teleschau: Machen Sie sich trotzdem Sorgen, welche wirtschaftlichen Folgen die Coronakrise mit sich bringt - auch für Ihre Branche?

Mickie Krause: Klar, die finanziellen Folgen werden wahrscheinlich verheerend sein und sind zum jetzigen Zeitpunkt noch gar nicht abzusehen. Ich bin kein Wirtschaftsexperte, aber ich bin ziemlich sicher, dass es in den nächsten Monaten viele Pleiten geben wird. Von einigen Diskotheken weiß ich jetzt schon, dass sie bis Juli zu haben. Der Bierkönig oder der Mega-Park auf Mallorca können das vielleicht irgendwie verkraften, aber gerade für die kleinen Diskotheken und Veranstalter wird es schwer - und sie werden danach vielleicht auch nicht mehr in der Lage sein, wieder zu öffnen und Veranstaltungen durchzuführen.

teleschau: Bei aller Angst ist aber auch eine große Solidarität zu spüren: Fußballer verzichten auf Teile ihrer Gehälter, Spendenaktionen werden ins Leben gerufen. Engagieren Sie sich auch in irgendeiner Form?

Mickie Krause: Meine Einnahmen liegen im Moment zwar praktisch bei Null, aber es kann nicht angehen, dass ich die Menschen, denen es noch viel schlechter geht, nicht unterstütze. Natürlich werde ich helfen und auch spenden. Und ich werde mit anpacken, wenn meine Hilfe erwünscht ist. Schließlich haben die Menschen, die jetzt finanzielle Schwierigkeiten haben, auch dazu beigetragen, dass es mir heute so gut geht - zum Beispiel, indem sie meine Konzerte besuchten oder am Ballermann abfeierten. Das darf und sollte man nicht vergessen.

"Mehr Kühe als Menschen"

teleschau: Glauben Sie, dass die Menschen aus dieser Krise auch etwas Positives mitnehmen werden?

Mickie Krause: Ich glaube, dass der Zusammenhalt dadurch insgesamt größer wird. Auch innerhalb der Familien. Und Zusammenhalt ist, glaube ich, der Schlüssel, um eine Krise wie diese zu überstehen.

teleschau: In Deutschland gelten inzwischen Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen. Wie beurteilen Sie die Maßnahmen der Bundesregierung in den ersten Wochen der Krise?

Mickie Krause: Ich begrüße das schon. Ich habe vor einigen Tagen mit Freunden auf Mallorca gesprochen und wer dort einkaufen geht, darf in den Supermarkt nur rein, wenn eine andere Person herausgegangen ist. Dagegen ist es ja bei uns noch entspannt. Ich bin kein Politiker, aber ich finde, dass unsere Regierung insgesamt einen guten Job macht - besser als die Regierungen vieler anderer Länder.

teleschau: Haben Sie das Gefühl, die Deutschen nehmen die Vorgaben ernst genug?

Mickie Krause: Ich lebe ja auf dem Land in einem 8.000-Seelen-Dorf. Hier geht man sich gepflegt aus dem Weg, und es finden auch keine Treffen von mehr als zwei Personen statt. Ich gehe nach wie vor raus zum Joggen, was ja auch schon von einigen Leuten kritisiert wurde. Aber auf meiner Joggingstrecke treffe ich mehr Kühe als Menschen. Das lasse ich mir auch nicht nehmen - denn das Joggen hat für mich etwas Meditatives und ich bleibe dadurch fit und gesund.

teleschau: Wie verbringen Sie ansonsten die viele ungeplante Freizeit?

Mickie Krause: Ich kümmere mich - ganz langweilig - um Sachen wie meinen Steuerkram und Nebenkostenabrechnungen. Aber ich verbringe natürlich auch ganz viel Zeit mit meiner Familie. Wir spielen Gesellschaftsspiele wie "Schnappt Hubi!" und "Trivial Pursuit", wir haben sogar ein Puzzle mit 1.000 Teilen angefangen. Außerdem habe ich einen schönen Fitness-Raum, da kann ich aufs Laufband, und einen großen Garten, da muss der Rasen vertikutiert werden. Also ich kriege die Zeit wirklich gut rum.

teleschau: Das meiste davon klingt eigentlich ja nach sehr schönen Aktivitäten.

Mickie Krause: Absolut! Für mich ist das Entschleunigung pur. Ich weiß nicht, wie toll meine Familie es findet, dass ich jetzt so viel zu Hause bin - aber wenn man sich so sehr auf das Wesentliche besinnt, ist es irgendwie auch eine schöne Zeit.

teleschau: Wie erreichen Sie in diesen Zeiten Ihre Fans?

Mickie Krause: Indem ich über Facebook oder Instagram live aus meinem Wohnzimmer sende. Als ich das zum ersten Mal spaßeshalber ausprobierte, wurde es direkt 250.000 Mal geliked. Also sagte ich mir: Mein Job besteht jetzt darin, den Leuten ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Ich spiele Songs, beantworte Fragen und erzähle zwischendurch Witze von Fips Asmussen oder Markus Krebs - und schon ist die halbe Stunde um.

teleschau: So ganz ohne Publikum und Applaus im heimischen Wohnzimmer - wie fühlt sich das an?

Mickie Krause: Beim ersten Mal war es ungewohnt und komisch, 30 Minuten alleine in eine Kamera zu sprechen und zu singen, ohne zu wissen, wer wirklich zuhört und für wen ich das mache. Aber beim zweiten Mal hatte ich mich schon daran gewöhnt, und mittlerweile macht es echt Spaß. Ich sehne mich aber trotzdem sehr nach meinem Publikum.

teleschau: Was glauben Sie, wann für Sie wieder Normalität einkehren könnte?

Mickie Krause: Das kann natürlich niemand vorhersehen. Aber ich bin guter Dinge, dass es vielleicht im September wieder losgeht. Ich glaube, im Herbst werden wir sehr, sehr viel feiern ...