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"Man wird nicht ernst genommen": Extremsportler klagt im TV über dramatische Corona-Spätfolgen

Ärzte berichten von heftigen Spätfolgen auch bei jungen Menschen, die ihre Corona-Infektion überwunden geglaubt hatten. Das ARD-Magazin "Report München" stellte nun einen Sportlehrer vor, den jeder Schritt enorme Überwindung kostet. Er warnte eindrücklich vor dem Virus.

Die Anzeichen häufen sich, dass immer mehr Betroffene, die sich mit dem Coronavirus angesteckt haben, auch nach überstandenen milden Krankheitsverläufen und negativem Test mit schweren Nachwirkungen zu kämpfen haben. Was Ärzte und Wissenschaftler weltweit vor ein Rätsel stellt, ist die Erkenntnis, dass auch junge oder körperlich gesunde Menschen von den Spätfolgen betroffen sind. Das Magazin "Report München" stellte am Dienstag im Ersten einen Fall vor, von dem es in nächster Zeit immer mehr geben könnte: Miklas Mohr, Sportlehrer, Extremsportler - und auch vier Monate nach seiner Infektion ein Schatten seiner selbst.

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Der 41-Jährige warnte in dem Beitrag eindrücklich davor, die Folgen des Virus zu unterschätzen: "Dadurch, dass jetzt alle das Gefühl haben, es ist gar nicht so schlimm, wie es ist, hat man das Gefühl, dass man nicht so ernst genommen wird." Anfang März hatte er sich die Infektion im Skilager eingefangen. Anschließend lag er vier Wochen zu Hause im Bett, um sich auszukurieren. Am 3. April wurde er negativ getestet, seitdem gilt er als genesen. Danach hat er seine Schüler zeitweise von zu Hause aus betreut, schafft das aber jetzt nicht mehr. Der Sportlehrer, der im Landkreis Garmisch dreimal die Woche zehn Kilometer durch den Bergwald joggte und als weitere Hobbys Mountain-Biken und Tauchen nennt, kann kaum einen Kilometer im Spaziertempo zurücklegen. Zwischendrin müsse er immer wieder Pausen einlegen.

Jeder zehnte Genesene klagt über Beschwerden: "Es ist wirklich hart"

"Mit dem Rückfall habe ich plötzlich Kreislaufprobleme bekommen, Schwindelattacken", berichtet er vor der Kamera. "Richtige Schwächeanfälle, wo einfach von jetzt auf plötzlich gar nichts mehr ging. Und seitdem kämpfe ich mich wieder hoch, mit dem Wechsel, dass ich mal zwei gute Tage habe, dann sind wieder ein paar schlechte Tage dabei." Auch seine Frau Simone hatte sich im März angesteckt, danach aber schnell erholt. So fit wie früher sei sie aber noch lange nicht: "Ich verstehe auch nicht, warum es die einen so erwischt, die anderen so. Es ist wirklich hart."

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"Report München" zitierte Daten aus einer Patientenbefragung des Kings College London. Demnach klagt jeder zehnte Patient auch vier Wochen nach der Infektion über Beschwerden wie Müdigkeit, Kopfschmerzen, Geruchsverlust, anhaltende Atembeschwerden oder Hautausschlag. Selbst Herzrhythmusstörungen und Diabetes sollen als Langzeiteffekte einer Covid-19-Erkrankung auftreten können - und das trotz Antikörpern.

Auch junge Menschen mit milden Verläufen betroffen: "Es ist alarmierend!"

Professor Andreas Koczulla von der Schön Klinik Berchtesgadner Land, bei dem immer mehr Patienten mit anfangs milden Verläufen landen, konnte sich in dem Beitrag die schweren Nachwirkungen auch nicht letztgültig erklären: "Wir haben in den letzten Monaten gelernt, dass dieses Virus sich an vielen Stellen festklammert. Das scheint auch ein Grund zu sein, warum an vielen Stellen im Körper diese Probleme verbleiben können."

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Der Arzt Professor Gabriel Izbicki vom Shaare Zedek Medical Center in Jerusalem nannte es "äußerst alarmierend, dass auch junge Leute mit milden Verläufen unter Langzeitsymptomen leiden". Selbst Antikörper würden offensichtlich nicht vor den Langzeitfolgen einer Corona-Infektion schützen, betont Professor Carmen Scheibenbogen von der Fatique Ambulanz der Charité in Berlin im ARD-Beitrag. Was sie sagte, klang beunruhigend: Wahrscheinlich wüte hier nicht das Virus selbst, sondern "das Immunsystem, das durch diese Infektion aktiviert wurde und dann nicht wieder richtig zur Ruhe gekommen ist".

Trotz der Besorgnis und Warnungen der Ärzte und Wissenschaftler bleibt Miklas Spohr zuversichtlich. Im September wolle er seine Schüler wieder unterrichten, verriet er am Ende des Beitrags - persönlich und im Klassenzimmer.

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