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Warum man verheiratet sein musste, um das schnellste Spionageflugzeug der CIA zu fliegen

Die A-12 Lockheed wurde 1962 erstmals eingesetzt.
Die A-12 Lockheed wurde 1962 erstmals eingesetzt.

Die SR-71 Blackbird ist bis heute das schnellste einsatzfähige Millitärflugzeug der Geschichte. Vor mehr als zwei Jahren wurde sie aus dem Verkehr gezogen. Ihr Vorgänger, die A-12 von Lockheed war tatsächlich schneller. Die A-12, aus der schließlich der raketenbestückte Mach 3-Abfangjäger YF-12 und die raketenabwehrende Legende SR-71 hervorgingen, wurde erstmals 1962 unter dem Banner der CIA im Rahmen des so genannten Project Oxcart in die Luft gebracht.

Alle drei Projekte waren streng geheim. Das lag nicht nur an der fortschrittlichen Technologie. Sondern daran, dass die vereinigten Staaten, ohne Moskaus Wissen, heimlich Material für den Bau dieser Flugzeuge aus der Sowjetunion beschafften.

Der Historiker David Robarge bietet in seinem Buch "Archangel: CIA Supersonic A-12 Reconnaissance Aircraft" spannende Einblicke in das Oxcart-Programm. Außerdem erzählt er dort von den Voraussetzungen, um für den Flug ausgewählt zu werden.

Höchste Geheimhaltung


Die A-12 war nicht nur ein weiteres Geheimprojekt für Kelly Johnsons Team in den legendären Skunk Works von Lockheed. Das Programm war ein großes Unterfangen. Sowohl im Hinblick auf die aufgewendeten Ressourcen als auch auf die erwarteten Ergebnisse.

Johnson war als Luftfahrtingenieur für einige der einflussreichsten militärischen Flugzeugkonstruktionen des 20. Jahrhunderts verantwortlich. Er hatte bereits sieben Jahre zuvor erfolgreich das hochfliegende Spionageflugzeug U-2 für die CIA eingesetzt. Er hatte das Flugzeug so konstruiert, dass es in weniger als einem Jahr dank seines Verstandes und seines treuen Rechenschiebers direkt am Rande des Weltraums in einer Höhe von 80.000 Fuß über dem Boden fliegen konnte.

Die Area 51 wurde für die Testflüge eingerichtet

Nicht nur, dass Johnsons Erfolg mit der U-2 ihn als die richtige Wahl für dieses neue geheime und hochfliegende Projekt erscheinen ließ, sondern die Testflüge von Johnsons U-2 waren auch der Grund für die Einrichtung der inzwischen berüchtigten Area 51 - ein trockener Seegrund, der als isolierte Landebahn in Nevada genutzt wurde und als Groom Lake bekannt ist.

Die meisten Hochgeschwindigkeitsflugzeuge setzen ihre Nachbrenner ein, um die Schallgeschwindigkeit in kurzen Stößen von jeweils nur wenigen Minuten zu überschreiten. Die A-12 kann diese Geschwindigkeit stundenlang beibehalten. Das bedeutete, dass jeder Zentimeter des Flugzeugs in der Lage sein musste, der unglaublichen Hitze standzuhalten. Letztere wurde von der Luft selbst erzeugt, als sie mit über 2.300 mph vorbeiflog und die Außentemperaturen oft auf über 1.000 Grad Celsius ansteigen ließ.

Herkömmliche Materialien wie Stahl und Aluminium, die im Flugzeugbau verwendet werden, hielten dieser Belastung nicht so zuverlässig stand wie nötig.

Die USA mussten auf russisches Titan zurückgreifen

Es gab eine Titanlegierung, die für diese Aufgabe geeignet war. Aber die amerikanischen Titanvorräte reichten einfach nicht aus. Stattdessen bediente sich die CIA Dritter und Strohfirmen, um das für das Projekt Oxcart benötigte Titan vom damals größten Lieferanten der Welt zu beschaffen - der Sowjetunion.

Der Kreml wusste nichts davon, dass die USA das Material kauften. Dieses benötigten sie für den Bau der Flugzeuge, die ihre modernsten Boden-Luft-Raketen abwehren. Außerdem konnten sie die schnellsten Abfangjäger innerhalb ihrer eigenen Grenzen abfangen. Dieser Kauf musste streng geheim gehalten werden. Als es an der Zeit war, die leistungsstarke neue A-12 zu testen, war Groom Lake wieder einmal der geeignete Ort dafür. Aber man musste Piloten finden, die dieses Projekt geheim halten konnten.

Mentale, körperliche und eheliche Voraussetzungen


Beamte der Air Force taten sich mit Vertretern der CIA und Johnson selbst zusammen, um eine Reihe von Kriterien aufzustellen, die A-12-Piloten erfüllen mussten, um für den Job in Frage zu kommen. Die meisten dieser Kriterien sind recht gewöhnlich. Körperliche Anforderungen, die durch die praktischen Beschränkungen des Platzes im Cockpit festgelegt wurden. Außerdem wird Berufserfahrung im Umgang mit Hochleistungsflugzeugen vorausgesetzt.

"Die Piloten mussten eine aktuelle Qualifikation vorweisen können und mindestens 2.000 Flugstunden absolviert haben. Davon 1.000 in den neuesten Hochleistungs-Kampfjets. Zudem mussten sie verheiratet, emotional stabil und sehr motiviert sein. Sie mussten zwischen 25 und 40 Jahre alt, unter 1,80 m groß und 175 Pfund schwer sein, damit sie in das enge Cockpit der A-12 passten", erklärt CIA-Historiker David Robarge.

Eine wichtige Voraussetzung war die Heirat. Die Legende besagt, dass die Spartaner, die vor den heißen Toren der Thermopylen auf die persische Armee trafen, alle Söhne haben mussten, weil die Krieger wussten, dass sie wahrscheinlich nicht mehr zurückkommen würden. Die Air Force und die CIA hingegen haben sich den Begriff "Familienvater" wahrscheinlich anders vorgestellt.

Ledige Piloten durften den Jet nicht fliegen

Aus der Sicht des 21. Jahrhunderts, in dem die Gefahr eines Atomkriegs mit der Sowjetunion in weite Ferne gerückt ist, erscheint der Gedanke, sich über einen Überläufer Gedanken zu machen, fast schon absurd. Das war in den Tagen des Projekts Oxcart anders.

Als Johnson und sein Team 1962 den ersten Testflug der A-12 vorbereiteten, hatten sich bereits mindestens ein Dutzend amerikanischer Geheimdienstmitarbeiter und Soldaten seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs von den Vereinigten Staaten abgewandt. Sie wollten in der Sowjetunion eine neue Heimat zu finden, darunter ein Offizier der US Air Force.

Der Kennedy-Attentäter war einst übergelaufen

Einer dieser Soldaten war ein US-Marine namens Lee Harvey Oswald. Er lief 1959 über und kehrte erst im Jahr des ersten Testflugs der A-12 mit seiner neuen russischen Frau zurück. Ein Jahr später verübte er ein Attentat auf den amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy. Offizielle Berichte deuten darauf hin, dass die Ermordung und sein Überlaufen größtenteils nichts miteinander zu tun hatten. Offizielle und inoffizielle Quellen erklären die vorausgesetzte Heirat, mit der Reife des Mannes. Verheiratete Männer mit Familie sollen demnach stabiler erscheinen.

Auch wenn sich diese Theorie nicht bewahrheitet hat, könnte die Vorstellung, dass sie unter den Beamten des Verteidigungsministeriums weit verbreitet war, durchaus zutreffend sein. Alle potenziellen Kandidaten wurden gründlichen Untersuchungen unterzogen, um sicher zu gehen, dass sie psychisch stabil waren. Das Erfordernis der Heirat war jedoch höchstwahrscheinlich auch eine Art soziale Absicherung. Es sollte verhindert werden, dass ein potenzieller Überläufer hinter den Stock von Amerikas teuersten und technologisch fortschrittlichsten Staatsgeheimnissen gesetzt wird.

Auch wenn niemand direkt sagen würde, dass Überlaufen ein Problem war, so lässt sich doch nicht bestreiten, dass die Geheimhaltung dieses Programms vor der Sowjetunion und sogar vor der amerikanischen Öffentlichkeit höchste Priorität hatte.

Nur 11 Männer durften ins Cockpit der Maschine

"Das Verfahren wurde so geheim gehalten, dass die Vorgesetzten der Kandidaten nicht wussten, was ihre Untergebenen taten. Diejenigen, die das Screening überstanden, wurden gebeten, für die Agentur an einem streng geheimen Projekt zu arbeiten. Dieses sollte sich um ein sehr fortschrittliches Flugzeug drehen. "Bis November 1961 hatten nur fünf von ihnen zugesagt", schrieb Robarge.

Es ist wichtig zu erwähnen, dass die für das Projekt Oxcart ausgewählten Piloten, wie auch viele andere Beteiligte, zwar aus der Luftwaffe stammten, aber letztlich der CIA unterstanden. Weil die A-12 und die SR-71 so ähnlich sind, wird manchmal behauptet, die Air Force habe von ihren Blackbird-Piloten verlangt, dass sie verheiratet sind. Das war aber nicht der Fall.

Letztendlich wurden nur 11 Männer von der Air Force für die gefährliche Ehre ausgewählt, die A-12 zu fliegen. Zwei von ihnen, Walter L. Ray und Jack W. Weeks, verloren bei Abstürzen mit dem Flugzeug ihr Leben. Das Projekt Oxcart endete 1968. Doch sein Nachfolger, die SR-71, sollte noch jahrzehntelang fliegen - und dabei mindestens 800 Boden-Luft-Raketen abwehren, von denen viele von sowjetischem Boden aus abgefeuert wurden.

Dieser Text wurde von Lisa Ramos-Doce aus dem Englischen übersetzt. Das Original findet ihr hier.