Oliver Blume gibt Interview - Jetzt spricht der VW-Chef - und weicht bei entscheidender Frage aus
Knatsch bei Volkswagen: Der Konzern will noch stärker sparen, gegebenenfalls sogar ein Werk in Deutschland schließen. Gewerkschaft und Betriebsrat kritisieren die Pläne scharf. In einem Interview sagt Konzernchef Oliver Blume, wohin es mit Deutschlands größtem Automobilhersteller eigentlich gehen soll.
Erst erschütterte am Montag eine Hiobsbotschaft aus dem Hause VW die Republik, zur Wochenmitte folgte ein Treffen des Vorstands mit aufgebrachten Mitarbeitern und Gewerkschaftern – und nun äußerte sich Konzernchef Oliver Blume persönlich.
Im Interview mit dem „ Handelsblatt “ bekräftigte Blume, dass Volkswagen „zum weltweit führenden automobilen Technologiekonzern aufgebaut werden soll“. Dafür sei eben auch Härte angebracht, was Kostensenkungen angeht. VW erwägt nämlich, erstmals in seiner Historie auch ein deutsches Werk zu schließen.
Hart erkämpfte Rekordzahlen „sind keine Garantie für die Zukunft“
„Die europäische Automobilindustrie befindet sich in einer sehr anspruchsvollen Lage. Das wirtschaftliche Umfeld hat sich nochmals deutlich verschärft. Das gilt insbesondere für die Marke VW im Volumensegment. Hinzu kommt, dass vor allem der Standort Deutschland bei der Wettbewerbsfähigkeit weiter zurückfällt“, sagte Blume der Wirtschaftszeitung.
Zwar habe der Konzern, wie auch die Tochter Porsche, im vergangenen Jahr Rekordzahlen geliefert. Dennoch sei der Umbau nötig: „Diese Ergebnisse waren hart erarbeitet, sind aber keine Garantie für die Zukunft. Wir haben nun mal den deutlichsten Handlungsbedarf auf der wirtschaftlichen Seite. Wir können, müssen und werden den Volkswagen-Konzern finanziell noch robuster aufstellen.“
Heißt konkret: Höhere Renditen, und zwar mittel- und nicht langfristig. Der Konzern strebe zweistellige Renditen an, und zwar „nicht 2040, eher 2030“. Dafür müsse die gesamte Kette an Kosten überprüft werden, führte Blume weiter aus: „Angefangen bei den Entwicklungskosten, Materialkosten, Herstellkosten, Fixkosten bis zu den Vertriebskosten.“
Im vergangenen Jahr, das zeigen die Jahresergebnisse, verzeichnete der Konzern eine operative Umsatzrendite von 7,0 Prozent. Diese soll – so hatte es Blume im vergangenen Jahr gesagt – auf bis zu zehn Prozent klettern.
VW-Chef: „Wir spekulieren nicht öffentlich über Werke“
Gegenüber dem „Handelsblatt“ betonte Blume nun, dass diese hohen Renditen kein Selbstzweck seien: „Wir brauchen diese höheren Ergebnisse, damit wir genügend Kraft und finanzielle Mittel haben, um auch zukünftig investieren zu können.“ Das sichere Wettbewerbsfähigkeit wie auch Arbeitsplätze.
Eine der großen Fragen, die derzeit kursieren, ist, ob und wenn ja, welches Werk VW schließen muss . Und ausgerechnet hier weicht Blume aus. „Wir spekulieren nicht öffentlich über Werke.“ Auf die Frage, ob diese Maßnahmen nicht den Frieden bei VW gefährden, sagte Blume indes: „Entscheidend ist, dass wir den Weg gemeinsam gehen. Wir alle tragen Verantwortung für die Menschen in unserem Unternehmen. Deshalb müssen und werden wir Volkswagen zukunftssicher aufstellen.“
Er erwarte auch „keinen Pokal für das, was wir hier tun“. Persönlich habe er die Aufgabe als Vorstandsvorsitzender aus Verantwortung übernommen. „Für die Menschen und für diesen Konzern, für den ich seit 30 Jahren arbeite“, so Blume. Das sei Motivation genug.
Aus dem Konzern soll ein „Zehnkämpfer“ werden
Es werde zudem keine „Phase nach dem Sparen“ geben, sagte der VW-Chef. „Dass wir uns nicht falsch verstehen: Die Performance-Programme werden wir beständig weiterfahren.“ Allein im laufenden Jahr habe man 30 neue Modelle an den Markt gebracht, und diese „Schlagzahl“ will Blume aufrechterhalten.
Was die aktuellen Schwachstellen gegenüber der Konkurrenz – beispielsweise bei der Software – angeht, so pocht Blume auf die strategischen Partnerschaften: „Wir arbeiten daran, unsere Stärken zu stärken und unsere Rückstände auszugleichen. Software ist ein gutes Beispiel. Wir haben nicht den Anspruch, alles allein zu machen. Das zeigen die Kooperationen mit Xpeng in China und global mit Rivian.“
Letztlich soll Volkswagen so „in der Breite überzeugen“. Der Manager vergleicht den Konzern dabei mit einem Zehnkämpfer: „Er ist der kompletteste Athlet, in einigen Disziplinen herausragend und in anderen vorn dabei.“