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Der Mann, der in der Kälte bleibt

Der gute Cop macht Urlaub, sein böses Alter Ego hinterlässt eine Blutspur im Schnee: Tim Roth bleibt in der zweiten Staffel der Neo-Western-Serie "Tin Star" (ab 19. September bei Sky Atlantic) unverwüstlich.

Eigentlich soll die Polizei die Bürger ihres Ortes ja beschützen. Dumm nur, wenn der Polizeichef selbst die größte Gefahr ist. Der aus London in die kanadische Wildnis übergesiedelte Jim Worth (Tim Roth) hat es seiner Stadt Little Bear in der ersten Staffel der Sky-Serie "Tin Star" wahrlich nicht leicht gemacht. Was natürlich vor allem seinem Alter Ego geschuldet war: Denn der ziemlich nette Chief Jim hat einen Mitbewohner in der Seele. Jack heißt er, ist Trunkenbold und Schläger, Killer und Nihilist und macht ab 19. September immer donnerstags bei Sky Atlantic zehn Episoden lang dort weiter, wo er aufgehört hatte. Und zwar genau dort.

Ein Showdown im Schnee beendete die erste Staffel, derselbe Showdown eröffnet nun die zweite. Der Schnee ist schon nicht mehr weiß, sondern rotgefärbt vom Blut des jungen Killers, der es im Auftrag einer bösen Ölfirma auf Jim abgesehen hatte. Jim hat seinen gewaltbereiten Gegenpart Jack in die Kälte geschickt. Der fängt sich prompt selbst eine Kugel ein, abgefeuert aus unerwarteter Hand.

Absurde Geschichten im blutigen Schnee

Stört ihn das? Mitnichten! Der Mann ist unverwüstlich, auch bei minus 20 Grad Celsius. Er versorgt seine Wunde selbst, legt ein Feuer und zieht mit vorgehaltener Waffe in den Krieg gegen seine eigene Familie. Die verscheucht erst einen Puma, findet dann Schutz bei den Amish, während Papa mit einem neuem Gegenspieler fertig werden muss und seine Vergangenheit explosive Grüße aus London schickt.

Und dann ist da ja noch die Ölfirma, die den ganzen Schlamassel einst in Gang setzte. Deren PR-Chefin Elizabeth ("Mad Men"-Star Christina Hendricks) verabschiedet sich unfreiwillig und unflätig aus ihrem Job. Sie hat jetzt gar nichts mehr zu verlieren, was eine tickende Zeitbombe nicht ungefährlicher macht.

Alkohol, Gewaltexzesse, Mord und Totschlag: Serienschöpfer Rowan Joffé zieht einmal mehr alle Register, die ihm für einen Neo-Western passend scheinen. Die Menschen sind allein, die Landschaft ist weit. Und es ist bitterkalt, draußen wie drinnen. Sinn macht das alles nicht viel, aber immerhin bekommt man mit Tim Roth und Christina Hendricks in den Hauptrollen eine mehr als angemessene Entschädigung für die absurde Geschichte, die so kohärent ist wie die zweite Staffel von "Twin Peaks" und sich bei "Fargo" (leider nur) den Look geborgt hat.