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Mann radelt nach Peking - und verpasst Rückflug

In weniger als fünf Monaten fuhr Thomas Schröder mit dem Fahrrad von Gnoien in Mecklenburg-Vorpommern nach Peking. Am Dienstag wollte er zurückfliegen, verpasste jedoch sein Flugzeug – genau an dem Tag, an dem sein Visum ablief.

Thomas Schröder stolz an seinem Ziel angekommen: Peking (Foto: Screenshot Facebook)
Thomas Schröder stolz an seinem Ziel angekommen: Peking (Foto: Screenshot Facebook)

Thomas Schröder, 31, radelt gerne. So gerne, dass er von Deutschland bis nach Peking fuhr. „Ich war schon immer sehr abenteuerlustig und wollte einfach mal etwas Größeres in Angriff nehmen“, sagte der gelernte Bürokaufmann in einem Interview auf gps.de. „Ich liebe das Radfahren als Fortbewegungsmittel und auch das Reisen in ferne Länder.“ Also verband er beides.

Rund 12.000 Kilometer trennen seinen mecklenburgischen Heimatort Gnoien und sein Ziel Peking, eine Strecke, die man schlecht am Stück trainieren kann. Doch Schröder fuhr zur Vorbereitung „einfach viel Fahrrad“, zur Arbeit zum Einkaufen, auch im Winter bei Schnee und Eis. Im April ging die Fahrradtour los. Von Deutschland über Polen, Litauen, Lettland, Russland, Kasachstan und Kirgisistan bis nach China.

Ganz leicht war Schröder dabei nicht unterwegs: Etwa 55 Kilogramm Gepäck verbargen sich in seinen Satteltaschen. Darunter war auch ein Zelt, das er immer dann aufschlug, wenn ihm ein Ort gefiel oder er nicht mehr konnte. Gegessen hat er meistens, was es unterwegs gab. Auf besonders kargen Strecken musste er auf Konservendosen zurückgreifen. Sein „absoluter Verpflegungstipp“ sei getrockneter Fisch – sowohl süß, als auch salzig. So kam er mit zehn bis fünfzehn Euro am Tag durch. Finanziert hat er sich die Reise zum Teil selbst, zum Teil mit der Unterstützung von Freunden und Sponsoren. Bei einer Crowdfunding-Kampagne kamen über 5.000 Euro zusammen. Gegen Einsamkeit und Langeweile hörte er unterwegs immer wieder die Songs von Michael Jackson. Doch manchmal habe er sich schon gefragt: „Was machst du hier eigentlich?“

Schröderder bei seiner Ankunft am Berliner Flughafen (Foto: Screenshot Facebook)
Schröderder bei seiner Ankunft am Berliner Flughafen (Foto: Screenshot Facebook)

"Das Flugzeug ist ohne mich los!!!"

Vergangenen Freitag erreichte er Peking nach 146 Tagen strampeln durch acht Länder. Seine Fans verfolgten die Reise auf Twitter und Facebook unter dem Hashtag #G9toBeijing. Viel Jubel erntete er für seine Ankunft in Peking, als er ein Bild von sich auf dem Platz des Himmlischen Friedens postete. Mindestens genauso viel Mitleid bekam er, als er wenige Tage später auf seiner Seite schrieb: „Das Flugzeug ist ohne mich los!!! Mein Visum endet heute am 22. September.“ Er hatte sich wohl auf dem Pekinger Flughafen verirrt.

Schröder rief die Deutsche Botschaft an. Die teilte ihm mit, er müsse noch an diesem Tag das Land verlassen, sonst gäbe es Probleme. Freunde suchten ihm einen neuen Flug heraus und der Gnoiener Bürgermeister Lars Schwarz legte das Geld dafür persönlich aus. Schröder hatte sein letztes Restgeld für Souvenirs ausgegeben. Auch diesmal wird er vermutlich nicht alleine auf den Kosten sitzen bleiben. Ein Fan schreibt auf Schröders Facebook-Seite: „Ich gebe 100 Euro zum Flugticket dazu. Das sind mir die 150 Tage dauernde fesselnde Fahrradpost wert.“

Dienstagvormittag landete Schröder in Berlin, wo ihn Freunde abholten. Für die letzten sieben Kilometer, von Finkenthal in seine Heimatstadt Gnoien, schwang er sich noch einmal in den Sattel – und wurde von einigen radelnden Freunden begleitet.

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