Mann seit acht Jahren ohne Identität

Benjaman Kyles Langzeitgedächtnis geht bis zu jenem Zeitpunkt zurück, als er sich vor acht Jahren nackt und bewusstlos im Müllcontainer eines Fast-Food-Restaurants wiederfand. Ärzte diagnostizierten eine Amnesie bei dem heute etwa 64-Jährigen. Sein Gedächtnis kam bis heute nicht zurück. Ein Dokumentarfilm und eine Internetkampagne wollen ihm nun helfen, endlich seine Identität zu klären – vielleicht Kyles letzte Hoffnung auf einen Neuanfang. 

Ohne Erinnerungen wachte Benjaman Kyle vor acht Jahren im Krankenhaus auf. Den Namen gab er sich, weil er die gleichen Initialen hat wie „Burger King“. Vor einer Filiale der Fast-Food-Kette in Richmond Hill, Georgia, hatte man Kyle zuvor in einem Müllcontainer gefunden – nackt und bewusstlos. Sein Körper wies Spuren von Gewalt auf. Der Mann ohne Gedächtnis konnte lediglich sagen, dass er das Gefühl hatte, Benjaman zu heißen, schreibt „ABC News.com“.

Abgesehen davon war jegliche Erinnerung wie ausgelöscht: „Ich hatte keine Ahnung, wer ich war“, so Kyle gegenüber der Website. Fingerabdrücke und ein Abgleich mit verschiedenen Datenbanken brachten keine Ergebnisse. Da Kyle keinen Namen und keinen Sozialversicherungsausweis hatte, bekam er keinen Personalausweis, keinen Führerschein, kein Bankkonto, keine Kreditkarte. Nicht einmal ein Buch in der Bibliothek darf er sich ausleihen. „Im Grunde existiere ich nicht. Ich bin eine Person, die geht und spricht, aber für die Bürokratie bin ich unsichtbar.“

Um die 64 Jahre alt soll Kyle heute sein. 2008 war er zu Gast bei „Dr. Phil“, einer US-Talkshow des Psychologen Dr. Phil McGraw. Dort erzählte Kyle von vagen Erinnerungen an seine Kindheit, die er glaubt, im US-Bundesstaat Indiana verbracht zu haben. Reaktionen auf seinen Auftritt gab es viele – fortan interessierten sich die Medien noch mehr für sein Schicksal. Auf „Twitter“ und der Online-Community „Reddit“ kann man sich über ihn informieren und mögliche Hinweise zu seiner Identität geben. Außerdem wurden Militärakten nach Anhaltspunkten zu ihm durchsucht und DNS-Tests gemacht. Doch Antworten auf seine Herkunft fand Kyle dadurch nicht.

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Kyles verzweifelte Suche nach seinem Ich war auch Thema eines Dokumentarfilms. Der 21-jährige Filmstudent John Wikstrom nahm sich der Geschichte an, nachdem er über Kyle im Internet gelesen hatte. Sein Werk wurde auf den Tribeca-Filmfestival und in Cannes gezeigt. Heute kann man sich den Film auch online anschauen. 

Wikstrom rief auch eine Website namens findingbenjaman.com ins Leben, die sich mit Kyles Schicksal und der Suche nach seiner Identität beschäftigt. Dort findet sich auch eine Petition an das Weiße Haus, mit der die Initiative eine neue Sozialversicherungsnummer für Kyle erwirken will. Wenn die sogenannte „We the People“-Petition bis zum 25. Dezember 25.000 Unterschriften bekommt, kann sie zu diesem Zweck eingereicht werden. Auf Twitter und Reddit wirbt Wikstrom für die Kampagne. Er ist davon überzeugt, dass der Mann, der sich Benjaman Kyle nennt, damit endlich einen Neuanfang machen kann.




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