Mann mit vielen Ämtern: Kölner CDU-Chef Petelkau versteht sich selbst als Trainer

Bernd Petelkau hat die Partei wieder auf Erfolgskurs gebracht.

Er ist Parteivorsitzender. Vorsitzender der CDU-Fraktion im Stadtrat. Vorsitzender der CDU im Stadtbezirk Lindenthal. Und seit einer Woche ist er auch Abgeordneter im Landtag. Anhäufung von Ämtern ist außergewöhnlich Eine derartige Anhäufung von Ämtern wie bei Bernd Petelkau (52) haben die Kölner Christdemokraten noch nicht erlebt. Seine Machtfülle scheint umso erstaunlicher, als er anfangs Wert darauf legte, keine öffentlichen Mandate anzustreben. Er wolle sich seiner Unabhängigkeit zuliebe weder um Listenplätze bemühen müssen, noch „gewissen Sachzwängen unterwerfen“, betonte Petelkau. Das war damals, im März 2012, unmittelbar nach seiner Wahl zum Parteichef. Eine Kommunalwahl, eine Oberbürgermeisterwahl und zwei Landtagswahlen später steht die Union so gut da wie lange nicht mehr – und das ist durchaus auch ein Erfolg des Mannes an ihrer Spitze. Keine Fotos im Chefbüro Der Parteivorsitzende empfängt den Besuch von der Presse in einem Besprechungszimmer seiner Fraktion im Rathaus, dem „Harry Blum-Raum“. In seinem Chefbüro will er sich nicht fotografieren lassen, Nachfragen zwecklos. Wie viele Stunden er künftig noch an seinem Schreibtisch in der Abteilung für strategische Projekte der Commerzbank-Gruppe in Frankfurt sitzen wird, lässt Petelkau offen. Das sei davon abhängig, welche Funktionen er in der Landtagsfraktion übernehmen soll. Vollständig pausieren will der Diplom-Kaufmann in Frankfurt offenbar nicht. „Eine Frage des Zeitmanagements“ Berufspolitiker, Bankmanager, vierfacher Familienvater, lässt sich das alles überhaupt vereinen? „Eine Frage des Zeitmanagements“, findet Petelkau. In der Ratsfraktion trauen sie ihm das jedenfalls zu. „Er hat eine protestantische Seele – arbeiten, arbeiten, arbeiten“, sagt ein Parteikollege. Ein anderer bescheinigt ihm eine „einzigartige Disziplin“. In der Regel stelle er seinen Wecker auf 5.30 Uhr, sagt Petelkau. Er halte sich mit Fahrradfahren und Laufen fit, Alkohol versage er sich völlig. Seine Kinder hätten durch den G8-Unterricht und durch verschiedene Hobbys ein dichtes Programm. „Auch wenn ich Zuhause bin, sehe ich sie kaum“, sagt Petelkau. „Insofern wird sich nicht viel ändern.“ CDU-Abgeordneter wird ohne Zweifel Sondererlaubnis erhalten In der Kölner CDU sind Doppelmandate nicht zugelassen. Die Mitgliederversammlung kann jedoch Ausnahmen beschließen. Es besteht kein Zweifel daran, dass Petelkau eine solche Sondererlaubnis erhalten wird. Dabei applaudiert längst nicht jeder der One-Man-Show aus Lindenthal. „Eine solch große Anzahl von Ämtern ist hochproblematisch, besonders wenn noch eine andere berufliche Tätigkeit dazukommt“, warnt ein langjähriger Christdemokrat. „Wir wollen keinen haben, der nur das Händchen hebt bei den Abstimmungen.“ Als Vertreter der größten Stadt des Landes müsse Petelkau in Düsseldorf mit dem Anspruch antreten, „mehr als nur ein Hinterbänkler zu sein“. Der Parteivorsitzende selber beschreibt seine Aufgabe so: „In der Landespolitik besteht ein Missverhältnis zwischen dem Ruhrgebiet und dem Rheinland. Ich will Köln und der Metropolregion zu mehr Gewicht verhelfen.“ Petelkau versteht sich als Trainer Es stimmt schon, dass einige seiner Vorgänger mehr Ausstrahlung hatten als der mitunter farblos wirkende Petelkau. Er hat weder die Volksnähe eines Richard Blömer, noch verfügt er über das rednerische Talent eines Rolf Bietmann und das Vermittlungsgeschick eines Heribert Blens. Und dennoch nimmt Petelkau mehr Ämter wahr als irgend ein Christdemokrat zuvor. „Das ist vollkommen unproblematisch“, sagt er. „Die Entscheidungen fallen im Team. Ich verstehe mich als Trainer, der eine Mannschaft koordiniert, damit sie Erfolg hat.“ Um in dem Bild zu bleiben: Es sieht gut aus auf dem Punktekonto des von ihm geführten Ex-Zweitligisten Union Köln. CDU befinde sich in eine der besten Phasen Der Kreisverband mit seinen 4500 Mitgliedern steht vergleichsweise geschlossen da. Die internen Kämpfe verfeindeter Gruppierungen sind beendet. Der gemeinsam mit den Grünen und der FDP bestrittene Oberbürgermeisterwahlkampf für die parteilose Henriette Reker war ein diplomatisches Meisterstück. Obwohl die SPD im Rathaus die stärkste Fraktion stellt, bestimmt ein schwarz-grünes Bündnis die Stadtpolitik. Der neue Stadtdirektor Stephan Keller gehört ebenso der CDU an wie die neue Verkehrsdezernentin Andrea Blome. Bei der Landtagswahl vor einer Woche verloren die Sozialdemokraten drei der sieben Wahlkreise an die Union. „Wir befinden uns in der besten Phase, die die Kölner CDU in den zurückliegenden 15 Jahren gehabt hat“, sagt deren Multifunktionär Petelkau. Parteichef will die Zukunft Kölns mitgestalten „Bernd Petelkau hat es geschafft, auch junge Leute um sich zu scharen“, heißt es in seinem Umfeld. Und was mindestens so wichtig sei: Der Parteichef habe den Jüngeren durch sein Vertrauen die Chance gegeben, sich zu entwickeln. Seine auffällige goldene Armbanduhr, das Jaguar-Cabrio in der Garage finden nicht ganz so viel Zuspruch. Als Kommunalpolitiker sollte er sich lieber zurückhalten, sagt ein ihm durchaus wohlgesonnener Fraktionskollege im Stadtrat. Im Bankgeschäft lässt sich ungleich mehr Geld verdienen, als in der Politik. Warum also investiert er so viel Zeit ehrenamtlich in der Partei und im Stadtrat, beruflich als Abgeordneter des Landtages? „Wenn man vier Kinder hat und einem was an Köln liegt, will man die Zukunft mitgestalten“, antwortet Petelkau. Der Gesellschaft etwas zurückgeben „Die christlichen Werte haben immer mein Leben bestimmt“, er lasse sich von der christlichen Soziallehre und den zehn Geboten leiten. Außerdem betätige er sich aus „einer gewissen Dankbarkeit“ heraus. Seine Eltern, der Vater aus Ostpreußen, die Mutter aus Sachsen, seien in den 50er Jahren mit einem Koffer nach Köln gekommen und hier gut aufgenommen worden. Er wolle der Gesellschaft etwas zurückgeben. „Demokratie muss verteidigt werden, das Gleiche gilt für das Haus Europa.“ Wirkt Petelkau auf Außenstehende stets etwas hölzern, so zeigt er sich im kleinen Kreis auch anders. Er habe ihn als „total lustigen Menschen erlebt, analytisch und kompetent“, sagt ein Parteifreund. Nicht so gern sieht man in seiner Partei die vielen Kurzauftritte als Repräsent der CDU. Spult der CDU-Chef einfach nur ein Programm ab? Im Karneval habe er Petelkau jeden Abend zwei Sitzungen besucht, außerhalb der Session nehme er schon mal vier Veranstaltungen nacheinander wahr. „Er spult das einfach nur so runter“, kritisiert man intern. So etwas komme im vorpolitischen Raum, also bei Vereinen, Sozial- und Wirtschaftsverbänden, nicht so gut an. „Da muss er gemütlicher werden“, wünscht sich ein Christdemokrat. Im Rathaus wäre allzu viel Gemütlichkeit hinderlich. Der CDU-Chef arbeite sachbezogen und strukturiert, ist anerkennend zu hören; ein Projektmanager in Sachen Politik. „Die Projektarbeit in der Bank ist eine gute Ausbildung für die Politik“, sagt Petelkau. Was er damit meint: „Menschen zusammenführen, Dinge zu Papier bringen und dann in offener Diskussionskultur zu guten Entscheidungen kommen.“ Wenig Verlangen an dem Posten des Oberbürgermeisters „Politik ist ja auch ein Lehrberuf“, weiß der Landesgeschäftsführer der FDP und Vorsitzende der Ratsfraktion, Ralph Sterck. Er könne „Herrn Petelkau zu der Entscheidung für den Landtag nur beglückwünschen“. Die Liberalen hoffen davon zu profitieren, wenn der vom Wahlerfolg seiner Partei beflügelte CDU-Mann gegenüber den Grünen künftig mehr Führungsstärke zeigen würde. Eine Koalition mit der FDP im Land wird nach Auffassung des CDU-Chefs nichts ändern an der Zusammenarbeit mit den Grünen in Köln. „Wir haben vieles auf den Weg gebracht, das wollen wir gemeinsam fortsetzen“ sagt Petelkau. „Möglichst auch nach der Kommunalwahl 2020 und möglichst auch mit Oberbürgermeisterin Henriette Reker.“ Daraus lässt sich schließen, dass er selber weniger Verlangen hat, für das höchste Amt der Stadt zu kandidieren....Lesen Sie den ganzen Artikel bei ksta