Marktcheck: Klimalabel auf Lebensmitteln

„Klimaneutral“ oder „Klimapositiv“ – viele Hersteller bewerben ihre Lebensmittel mittlerweile mit entsprechenden Labeln. Was wirklich dahinter steckt, zeigt ein Marktcheck der Verbraucherzentrale.

Auf vielen Lebensmitteln finden sich mittlerweile Klimalabel. (Bild: Getty Images)
Auf vielen Lebensmitteln finden sich mittlerweile Klimalabel. (Bild: Getty Images)

Der Klimawandel ist eins der wichtigsten Themen unserer Zeit. Nur durch Verminderung der Treibhausgas-Emissionen lässt sich die gefürchtete Erderwärmung aufhalten.

Einen nicht unerheblichen Anteil an Treibhausgasen hat die Lebensmittelproduktion. Die Emissionen entstehen unter anderem bei der Tierhaltung, der Landnutzung, der Verarbeitung und dem Transport.

„Die Ernährung verursacht in Deutschland 15 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen. Wollen wir unser Klima schützen, müssen wir auch unseren Lebensmittelkonsum verändern“, erklärt die Verbraucherzentrale. Jeder Einzelne kann also etwas tun, auch beim Einkaufen im Supermarkt. Viele Hersteller von Lebensmitteln bewerben ihre Produkte deshalb mittlerweile mit Klimalabeln.

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„Klimaneutrales Produkt“, „klimapositiv“ oder „CO2-neutral“ ist dann gut sichtbar auf der Vorderseite der Verpackungen zu lesen. Doch können solche Siegel uns helfen, klimafreundlicher zu essen? Dieser Frage ging die Verbraucherzentrale Hamburg in einem Marktcheck nach. Sie untersuchte und bewertete elf Lebensmittel mit Klimalabel und kam zu dem Ergebnis: „Manche können, manche können ein wenig, viele können nicht.“

Siegel ist nicht gleich Siegel

Grundsätzlich fanden sich beim Marktcheck viele unterschiedliche Siegel. Die seien teils von den Unternehmen selbst entwickelt, andere von unabhängigen Organisationen vergeben worden. Aber: Alle untersuchten Siegel wurden von einer externen Stelle auf ihre Ökobilanzierung hin kontrolliert.

Kritisch sah die Verbraucherzentrale Label auf Produkten mit tierischem Ursprung, wie etwa Fleisch, Milch und Käse. Denn deren Herstellung hat bei der Nahrungsmittelproduktion den größten Anteil an Treibhausgas-Emissionen.

Auf der Facebook-Seite der Verbraucherzentrale Hamburg diskutieren Nutzer über das Thema Klimalabel:

„Trotzdem sind Klimaneutral-Label auf Hähnchenfilets von Wiesenhof, Pizza mit Salami und Mozzarella von Gustavo Gusto sowie Kuhmilch der Marke Fair & Gut von Aldi Nord zu finden. Die Label lassen diese Produkte nachhaltiger erscheinen als sie tatsächlich sind– vor allem, wenn man sie mit Alternativen ohne tierische Inhaltsstoffe vergleicht. Mit dem Kauf solcher Lebensmittel tut man dem Klima trotz Klimalabel keinen Gefallen!“, so die Verbraucherzentrale.

Klima-Label sind nicht Bio

Klima-Label informieren ausschließlich über CO2-Emissionen. In manchen Fällen nutzen Hersteller die Label aber offensichtlich, um ihren Produkten einen grünen Anstrich zu verleihen, obwohl die Lebensmittel nicht ökologisch erzeugt wurden. So sei beim Marktcheck aufgefallen, dass etwa das Knäckebrot von Wasa, die Hafermilch von Oatly oder die Pizza von Gustavo Gusto „irgendwie öko-mäßig“ daher kamen, obwohl alle aus konventionell angebauten Rohstoffen bestehen.

Genau hinschauen sollten Verbraucher auch, auf was sich das ausgelobte Klima-Label bezieht. Bei einigen der untersuchten Lebensmittel fanden sich zusätzliche Aufdrucke wie „Produkt“, „Unternehmen“ oder „Verpackung“. „Der jeweilige Begriff beschreibt den Bereich, für den die Emissionen ausgeglichen werden. Da die Verpackung in der Regel nur einen kleinen Teil der CO2-Emissionen eines Lebensmittels ausmacht, ist es deutlich besser, wenn die Emissionen für das Produkt kompensiert werden“, so die Verbraucherzentrale.

Lieber vermeiden statt kompensieren

In vielen Fällen verbessern Unternehmen ihre Klimabilanz, indem sie sich an Kompensationsprojekten beteiligen. Dann werden etwa der Waldschutz, die erneuerbaren Energien oder ähnliche Maßnahmen im globalen Süden gefördert.

Verbraucherschützer dürfen gegen Facebook klagen

„Nur wenige Anbieter wie Followfood oder Aldi Nord können solche Projekte auch in Deutschland vorweisen. Doch für die Überprüfbarkeit, aber auch damit Flächen weltweit gerecht genutzt werden, wären gerade lokale Projekte wie die Renaturierung von Mooren in Deutschland oder auch Europa sinnvoll“, erklären die Verbraucherschützer.

Grundsätzlich sei es aber sinnvoller, den CO2-Ausstoß bei der Lebensmittelproduktion selbst zu senken, als nur zu kompensieren.

Label haben zu wenig Aussagekraft

Was ein Hersteller nun wirklich für den Klimaschutz tut und welche Aussagekraft die ausgelobten Label haben, ist auf den ersten Blick oft nicht zu erkennen. Die Verbraucherzentrale kam zu dem Schluss, dass die meisten der überprüften Label ungeeignet sind, um im Supermarkt klimafreundliche Produkte auszuwählen.

Lediglich bei der Haselnuss-Schokolade von Veganz und dem Haferdrink von Oatly ließ sich auf der Verpackung ablesen, welche CO2-Emissionen mit den Produkten verbunden sind. Bei allen übrigen gab es entweder gar keine konkreten Zahlen oder die Informationen mussten mühsam über zusätzliche Links oder QR-Codes zusammengetragen werden.

Fazit der Verbraucherzentrale: Ein einheitliches, staatliches Klimalabel mit konkretem Bezug zum Produkt und verbindlichen Kriterien sollte das Ziel sein, um Verbraucherinnen und Verbrauchern ein wirksames Werkzeug an die Hand zu geben.

Weitere Informationen zum Thema „Klimalabel auf Lebensmitteln“ finden Sie hier auf den Internetseiten der Verbraucherzentrale Hamburg.

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