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Markus Lanz attackiert Facebook: "Geschäftsmodell ist Polarisierung!"

Ein Lokalpolitiker, der 2017 Opfer eines Anschlags geworden war, erzählt bei "Markus Lanz", wie wenig die Justiz später gegen die vielen Hasskommentare gegen ihn ausrichten konnte. Das brachte den Moderator aus der Fassung.

Diese Zahlen haben Markus Lanz schockiert: 8.000 Hasskommentare gegen einen Lokalpolitiker, der fast erstochen worden wäre, 37 eingeleitete Verfahren - und keine einzige Verurteilung! Andreas Hollstein, Bürgermeister der westfälischen Stadt Altena, der 100 Flüchtlinge mehr aufgenommen hatte als vereinbart und dafür 2017 Opfer einer Messerattacke geworden war, hat am Dienstagabend bei "Marku Lanz" im ZDF erzählt, wie er nach dem Anschlag in den Sozialen Medien übel beschimpft wurde. Er schilderte insbesondere auch, wie wenig die Justiz dagegen ausrichten konnte. Der Täter, der mit einem 30 Zentimeter langen Messer in einer Dönerbude auf ihn eingestochen hatte, erhielt danach eine zweijährige Haftstrafe auf Bewährung, weil ihm keine Tötungsabsicht nachgewiesen werden konnte. "Ich verstehe nicht viel von Juristerei", erklärte der Moderator. "Aber wie kann das sein?"

Was den Moderator aber richtig empörte, war die offensichtliche Hilflosigkeit der Justiz im Umgang mit den vielen Hasskommentaren in den Sozialen Medien, deren Verfasser für den Lokalpolitiker zu den eigentlichen Verantwortlichen für den Anschlag auf ihn gehörten. Markus Lanz wurde deutlich: "Wir müssen uns doch mal ehrlich machen: Wir können nicht die ganze Zeit sagen, wir werden jetzt dafür sorgen, dass das aufhört. Wir können das nicht immer nur einfordern und sagen, das können wir nicht durchgehen lassen, und dann haben wir bei 8.000 potenziellen Verstößen keine Verurteilungen - das finde ich, ganz ehrlich, ein bisschen dünn." Die Verantwortung dafür sieht der Moderator vor allem bei einem Unternehmen: "Das Geschäftsmodell von Facebook ist die Polarisierung. Punkt. Ende. Aus." Das zeige die ganze Hilflosigkeit.

"Wir müssen den Mund aufmachen und mutig eintreten"

Ein solches Fazit wollte sein Gast, der sich für das Amt des Bürgermeisteramts in Dortmund bewirbt, am Ende aber nicht stehen lassen: "Wir sind nicht hilflos. Es gibt die Zivilgesellschaft, das sind wir alle, und wir müssen den Mund aufmachen und mutig eintreten." 400 Bürger seien nach dem Anschlag für ihn auf die Straße gegangen, und er kenne viele Politiker, denen ähnliches passiert sei. "Viele Leute halten auch in den Echokammern der Sozialen Medien dagegen. Das ist wichtig." Da konnte ihm am Ende auch der Moderator wieder zustimmen.