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„Markus Lanz“ – Bettgeflüster mit Ex-FBI-Direktor James Comey

Spielte eine Schlüsselrolle dabei, dass Trump Präsident wurde: Ex-FBI-Direktor James Comey. (Bild: Screenshot/ZDF)
Spielte eine Schlüsselrolle dabei, dass Trump Präsident wurde: Ex-FBI-Direktor James Comey. (Bild: Screenshot/ZDF)

In der Geschichte der amerikanischen Geheimdienste gab es bislang keine vergleichbares Ereignis: Ex-FBI-Direktor James Comey sprach bei Lanz über seine Beziehung zum US-amerikanischen Präsidenten, Trumps Amtsverständnis und seine eigene Entlassung.

Der frühere FBI-Direktor James Comey hielt gerade eine Rede vor der Putzkolonne des FBI in Los Angeles, da sah er eine Eilmeldung im TV: Der Präsident hatte ihn soeben entlassen. Sein Buch, das er gestern bei Markus Lanz vorstellte, heißt „Größer als das Amt“ und ist eine Anklage gegen den derzeitigen amerikanischen Präsidenten, der dem Amt moralisch nicht gewachsen sei.

Die Beziehung zwischen den beiden Männern war von Anfang an belastet. Es war Comeys Job, Trump bei seinem ersten Treffen über die Vorwürfe zu informieren, die seither aufgrund ihrer Brisanz nicht mehr von der Bildfläche zu bekommen sind: Russland soll den amerikanischen Wahlkampf beeinflusst haben, enge Mitarbeiter von Trump sollen sich sogar direkt mit russischen Agenten getroffen haben. Verschwörung lautet der schwere Vorwurf, der seitdem die amerikanische Tagespolitik dominiert, wenn Trump sie nicht gerade mit Nordkorea oder Familientrennungen ablenkt.

Die Zusammenarbeit mit Trump war von Anfang an gestört

Aber darum ging es auch bei Lanz nur am Rande. Vielmehr interessierte den Moderator und die Gäste ein pikantes Detail, das sich ebenfalls in Russland abgespielt haben soll und die Beziehungen zwischen Comey und Trump dominierte: Das angeblich existierende „Pipi-Video“, das zeige, wie Trump sich in Russland vermeintlich von Prostituierten anpinkeln lässt. Wie der Präsident genau reagiert habe, will Lanz wissen, als ihm Comey von den Vorwürfen erzählte, weil es sein Job sei, den Präsidenten über aktuelle Sicherheitsbedrohungen zu informieren.

Der erzählte, dass Trump immer wieder darauf zu sprechen gekommen sei, ihm erklärt habe, er sei nicht darauf angewiesen, sich von fremden Frauen anpinkeln zu lassen, überhaupt habe er panische Angst vor Keimen. Es wäre Comeys Job gewesen, den Präsidenten vor möglichen Erpressungsversuchen zu schützen. Weil Trump aber derart irritiert war von der Vorstellung, der FBI-Direktor könnte den Vorwürfen selbst Glauben schenken, war die Zusammenarbeit von Anbeginn an gestört.

“Da will einer zu viel Nähe”

Comey erzählte von Abendessen und Telefonanrufen, bei denen Trump versucht habe, sich mit ihm anzufreunden, anstatt mit ihm zum Schutz ihres Landes zusammenzuarbeiten. „Da will einer zu viel Nähe“, brachte Lanz eine wesentliche Einsicht aus Comeys Buch auf den Punkt. Trump, so Comey, habe einen Hunger nach Bestätigung, den er bei einem Erwachsenen noch nie gesehen habe.

Dabei wäre doch gerade das Amt des Präsidenten eines, das sich nicht auf persönliche Nähe, sondern auf ein politisches Mandat stützt. Gleich von Anbeginn an erinnerte Comey daher die Art und Weise, wie Trump zwischen Vertrauten und Feinden unterscheidet, eher an die Führungskultur innerhalb der Mafia als an die früherer amerikanische Präsidenten. „Du musst loyal sein“, habe Trump ihm gesagt. „Ich werde immer ehrlich sein“, sei seine Reaktion gewesen. „Es war, als würden wir verhandeln.“

Auch die deutsch-amerikanischen Beziehungen sind von diesem anderen Umgang belastet. Wird Amerika wieder wie früher werden, wollte Lanz wissen. „Die Beziehungen, die wir über Generationen entwickelt haben, werden jeden Menschen überleben, jeden Politiker, jedes Mandat, jede Amtszeit“, glaubt Comey daran, dass Trump nicht zwangsläufig dauerhaften Schaden anrichten wird. Die amerikanischen Institutionen seien stärker als die Personen, die sie ausfüllen.

War als ehemaliger ARD-Korrespondent für die arabische Welt bei Lanz, um über einen anderen schwierigen Präsidenten zu sprechen: Autor und Journalist Ulrich Kienzle (Mitte) über Erdogan und die bevorstehenden Wahlen in der Türkei. (Bild: Screenshot/ZDF)
War als ehemaliger ARD-Korrespondent für die arabische Welt bei Lanz, um über einen anderen schwierigen Präsidenten zu sprechen: Autor und Journalist Ulrich Kienzle (Mitte) über Erdogan und die bevorstehenden Wahlen in der Türkei. (Bild: Screenshot/ZDF)

Die strengste Frage des Abends stellte nicht Markus Lanz, sondern Autor und Journalist Ulrich Kienzle: Ob Comey nicht mit der Veröffentlichung der E-Mails, die Hillary Clinton die Wahl kosteten, uns allen diesen moralisch ungeeigneten Präsidenten beschert habe? Comey blieb bei seiner schwierigen Entscheidung von damals: Es nicht zu tun, hätte das Ende des FBI bedeutet. „Jetzt müssen Sie aber auch dabei helfen, diesen Kerl wieder loszukriegen“, forderte ihn Kienzle auf. Da schaltete sich Lanz wieder ein: „Das macht er gerade, Herr Kienzle.“

So kamen die gestrige Sendung und der Auftritt des Ex-FBI-Direktors im Netz an: