Markus Lanz: Domians würdiger Nachfolger

Schicksalsschläge, Nahtoderfahrungen und gescheiterte Eltern-Kind-Beziehungen: Der Psychologische Psychotherapeut Dr. Markus Lanz war wieder ganz in seinem Element.

Fans von Kultmoderator Jürgen Domian traf der letzte Dezember härter als die Trennung von Take That. Mit der letzten Ausstrahlung der gleichnamigen Sendung verabschiedete sich das Idol einer ganzen Generation aus dem Talkradio. Mit ihm gingen gesellschaftskritische und relevante Themen wie Sex mit Hackfleisch. Bleibt also nur noch Markus Lanz für die nächtliche TV-Tiefenanalyse.

Seit Jürgen Domians letzter Sendung ist Lanz der derzeit wohl bekannteste deutsche Fernsehtherapeut. Wir haben nicht gezählt, doch die vermutlich meist gestellte Frage bei Markus Lanz lautet: „Haben Sie da keine Angst?“ Auch gestern Abend tauchte er wieder ganz tief in die Abgründe der menschlichen Psyche.

Gruppentherapie bei Markus Lanz

Zu Gast auf der Lanzschen Couch: Huub Stevens und Fabian Hambüchen
Zu Gast auf der Lanzschen Couch: Huub Stevens und Fabian Hambüchen

Zu Gast auf der roten Couch: Ex-Fußballtrainer Huub Stevens, Sportreporter Rolf Fuhrmann, Motorrad-Stuntfrau Mai-Lin Senf und Kunstturner Fabian Hambüchen.

Huub Stevens, vielleicht von allen am schlimmsten vom Schicksal gebeutelt, machte den Anfang und erzählte auf Lanz Bohren hin von der schweren Krankheit seiner Frau, einer Nahtoderfahrung als Kind und dem Tod des Vaters, als Stevens gerade 16 Jahre alt war. Lanz, mit der ihm angeborenen Empathie, kommentierte heiter mittenrein: „16 Jahre. Wichtiges Alter. Da braucht man seinen Vater.“ Und folgerte schließlich messerscharf: „Deswegen stehen Sie auch so loyal zu Ihrer Familie.“ Als Stevens schließlich von den eigenen Herzproblemen berichtete, die er im Griff zu haben scheint, drückte Lanz noch einmal ganz fest auf die Tränendrüse: „Vielleicht wacht da Ihr eigener Vater über Sie.“ Die Vorstellung ist schön und wir sollten wirklich alle mal mehr Gefühle zulassen.

Lanz holt die Elternkeule raus

Nächster in der Kuschelrunde: Sportreporter Rolf Fuhrmann, der einen äußerst sympathischen Eindruck machte – in Lanz Augen jedoch etwas zu sehr mit Rainer Langhans verschwamm. „Du hast ja in 27 WGs mit 28 Frauen gewohnt. Jetzt erzähl mal.“ Aber da kam nicht viel. Fuhrmann antwortete brav, er bevorzuge weibliche Mitbewohnerinnen wegen der erhöhten Intuition und des einfachen Zusammenlebens. Lanz schien beinahe enttäuscht – dann eben doch die Familienkeule. Lanz zur Beziehung zwischen Fuhrmann und dessen mittlerweile verstorbenen Eltern: „Man merkt, dass da noch was ist. Das tut wahrscheinlich auch noch weh. Aber lass uns da nicht tiefer reingehen.“ Und: „Vielleicht lebst du deswegen heute so unkonventionell.“

Auch Kunstturner Fabian Hambüchen blieb nicht verschont. Als ginge das Leben des 29-jährigen Leistungssportlers bereits dem Ende zu, bohrte Lanz immer tiefer. „Wie hat man dich auf den Moment vorbereitet, an dem all das nicht mehr ist?“ „Wie ist es zu wissen: Es wird nie wieder etwas in meinem Leben geben, das ich so gut kann, wie das, was ich da konnte.“ „Ist das was, wovor man Angst hat? Dass man diese wahnsinnige Körperlichkeit irgendwann verliert?“ Hambüchen nimmt’s locker und gibt lediglich zu: „Ich merke wie der Bizeps schrumpft. Das ist für einen Mann immer sehr schwierig.“

“Du kannst immer anrufen”

Glücklicherweise ist Diplom-Küchenpsychologe Markus Lanz auch außerhalb der Sendezeit für seine Patienten da: „Du kannst uns immer anrufen“, bot er Hambüchen an, der allerdings mit einem Seitenblick zu erkennen gab, dass er eigentlich lieber Stuntfrau Mai-Lin Senf anrufen würde. Die wiederum hat so gar keine Ängste, auch nicht, wenn sie mit Vollgas auf dem Hinterreifen durch die Flammenwand brettert. Es schien ganz, als sei diese Runde noch nicht austherapiert. Die nächste Sitzung bei Dr. Markus Lanz folgt bestimmt (ah).

Foto: Screenshot/ZDF