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Markus Lanz: Journalist erzählt von Piraten-Entführung

Den Fragen von Markus Lanz weicht Grünen-Politikerin Annalena Baerbock geschickt aus.Foto: Screenshot ZDF
Den Fragen von Markus Lanz weicht Grünen-Politikerin Annalena Baerbock geschickt aus.Foto: Screenshot ZDF

Pinguine sind Egoisten. Die Scheidungsrate ist hoch. Aber sie sind „beeindruckend gleichberechtigte Eltern“, erzählt Forscher Klemens Pütz bei Markus Lanz. Doch nicht nur das Familienleben der Pinguine wurde am Dienstagabend behandelt – auch das von Grünen-Politikerin Annalena Baerbock. Highlight des Abends ist jedoch Journalist Michael Scott Moore, der von seiner Entführung durch somalische Piraten berichtet.

Es macht den Eindruck, als wolle sie über Politik nicht reden. Womöglich liegt es aber auch an den Fragen, die sie von Moderator Lanz gestellt bekommt. Sind Sie früher tatsächlich Trampolin gesprungen? Sind Sie wirklich auf einem Bauernhof aufgewachsen? Wovon haben Sie als junges Mädchen geträumt? Nähert sich eine Frage dem politischen Geschehen, schafft es Grünen-Politikerin Annalena Baerbock geschickt auszuweichen.

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Das „Schnatterinchen“ der Grünen

Zum Glück sitzt da noch Journalist Wolfram Weimer in der Runde, der das Gespräch zumindest etwas in die politische Richtung lenkt. Er bezeichnet die „ältere Generation“ der Grünen als „Alt-Linke“: „anstrengend und ideologisch“. Nun hätte die Partei einen „erfrischenden Turn“ gemacht und ist in der bürgerlichen Mitte angekommen. Er vergleicht dabei Robert Habeck als „Sandmännchen“, da er den narrativen Part der Doppelspitze einnimmt, und Annalena Baerbock als „Schnatterinchen“ bzw. „Pittiplatsch“, da sie die Dinge präzise erklärt. Nur in dieser Sendung fällt das mit der Präzision nicht auf – das Schnattern hingegen schon.

Baerbock erzählt, dass sie in einem Hippie-Haushalt in Niedersachsen aufgewachsen ist, die Frauenquote war mit zwei Schwestern und zwei Cousinen schon immer hoch, sie lebten in einem Dorf, wo nur einmal die Stunde ein Bus kam, heute ist sie Zweifach-Mutter, wohnt in Potsdam, fährt einen VW-Diesel und wird das nach dem Skandal erst recht tun, um selbst zu erleben, was der Betrug für die Menschen bedeutet, einmal die Woche hat sie einen festen Termin mit ihren Kindern, um sie von der Kita abzuholen und Abend zu essen, und ja, sie wurde einmal dritte bei der Deutschen Trampolinmeisterschaft, wenn alles zu viel wird, geht sie immer noch raus, eine Runde Trampolin springen.

Perfektes Jahr für die Grünen: SPD implodiert, Union zerstritten

Nach diesem Baerbock-Wall greift Journalist Wolfram Weimer erneut ein und versucht, im Gegensatz zum Moderator, das Gespräch hin zu den eigentlichen Themen zu führen: Landtagswahlen in Ostdeutschland und die Situation der Grünen im Osten. Die Grünen hätten 2018 ein perfektes Jahr gehabt: Die SPD implodiert, die Union zerstritten. „Hat man für sich selber eine Vorstellung: Welches Amt würde mich interessieren?“, fragt Weimar. Doch Baerbock weicht erneut aus, kommt – wie auch immer – auf das Thema Sportförderung, das völlig unterschätzt sei und „gesellschaftspolitisch das Thema ist, das man mehr fördern sollte.“

Lanz versucht es erneut und nun kommen zumindest die präzisen Antworten: „Tempolimit: Ja? Nein?“ „Ja.“ „Haben sie sich schon mal Gedanken gemacht, welches Ministerium sie gerne hätten?“ „Ich werde nicht dauernd über Neuwahlen spekulieren.“ „Wovon haben Sie geträumt als junges Mädchen?“ Bearbock scheint es zu reichen: Heute Nacht habe sie von Pinguinen geträumt – warum man nicht dazu übergehe? „Die Leute wollen wissen, was wird denn der Habeck und die Baerbock – deswegen können sie es eigentlich schon sagen“, ein letzter Versuch von Weimer. Vergebens.

Die Runde bei Markus Lanz (v.l.): Grünen-Politikerin Annalena Baerbock, Journalist Michael Scott Moore, Pinguin-Forscher Klemens Pütz, Journalist Wolfram Weimer. Foto: Screenshot ZDF
Die Runde bei Markus Lanz (v.l.): Grünen-Politikerin Annalena Baerbock, Journalist Michael Scott Moore, Pinguin-Forscher Klemens Pütz, Journalist Wolfram Weimer. Foto: Screenshot ZDF

Dann also zu den Pinguinen.

Forscher Klemens Pütz erzählt von seinen Dokumentationen an der Antarktis und hat beeindruckende Videoaufnahmen dabei. Bei den Kaiserpinguinen brütet das Männchen das Ei aus. Zwei Monate steht es da, mit dem Ei unter der Fettschicht, während die Mutter im Meer rumschwimmt und sich den Magen vollschlägt. Wenn das Küken schlüpft, kommt sie zurück, würgt das Essen hoch und füttert den Nachwuchs damit. Forscher Pütz klärt auf: Pinguine sind monogam – aber nur für eine Saison. „Die Scheidungsquote ist bei 80 Prozent.“

Von Piraten entführt

Fast drei Jahre war der deutsch-amerikanische Journalist Michael Scott Moore als Geisel in der Hand von somalischen Piraten. Er recherchierte 2012 in Somalia, als am vorletzten Tag der Reise sein Konvoi von zwölf Leuten mit Kalaschnikow angehalten wurde. Sie zerrten ihn aus dem Auto, schlugen ihn zusammen. Das Handgelenk war gebrochen, er blutete, aber was ihn am meisten einschränkte, sei die fehlende Brille gewesen: „Von da an war ich blind.”

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Die Piraten forderten 20 Millionen Euro Lösegeld und drohten immer wieder, ihn zu töten. 977 Tage lang wurde er gefoltert – unter anderem mit Schlafentzug und Isolieren. Während der Geiselnahme dachte er mehrfach daran, eine Kalaschnikow zu nehmen und die Entführer – oder sich selbst – zu erschießen. Befreit wurde er unter anderem wegen seiner Mutter. Sie handelte das Lösegeld auf 1,6 Millionen US Dollar runter.

„Wie sehr fühlt man sich im Stich gelassen, dass Staaten sich – auch aus nachvollziehbaren Gründen – nicht bestechen lassen?“, fragt Lanz „Ich kannte die Regeln und wusste das im Voraus. Das war nicht deprimierend. „Aber was Moore neu war: Nicht jeder Geiselnehmer wusste von den Regeln der USA, weshalb sie auf das Geld warteten. Die Erlebnisse würden den Journalisten immer wieder einholen, wobei es ihm viel besser gehe: Er hat gelernt zu verzeihen – und das mache sein Leben leichter.

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