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Markus Lanz: Marcel Reif verurteilt Erdoğan-Foto von Gündoğan und Özil

Marcel Reif ist enttäuscht über die Foto-Aktion der Nationalspieler. (Bild: Screenshot ZDF)
Marcel Reif ist enttäuscht über die Foto-Aktion der Nationalspieler. (Bild: Screenshot ZDF)

Der Fußballkommentator Marcel Reif zeigt sich empört über das Treffen der beiden Nationalspieler mit dem türkischen Präsidenten Erdoğan. Bei Markus Lanz stellt er klare Forderungen an sie.

„Sie wussten genau, wo sie hinfahren. Sie wussten genau, dass Wahlkampf ist in der Türkei“, moniert Reif in der Sendung von Markus Lanz. İlkay Gündoğan und Mesut Özil hatten sich zu Beginn der Woche mit Recep Tayyip Erdoğan getroffen und mit dem türkischen Staatspräsidenten Fotos gemacht. Gündoğan signierte gar ein Trikot mit den Worten „Hochachtungsvoll für meinen Präsidenten“. Die Empörung über diese Geste kann Marcel Reif verstehen.

Angesichts der bevorstehenden Fußball-WM in Russland, in „Putin-Country“, wie er sagt, habe er immer versucht die Spieler in Schutz zu nehmen. „Viele Dinge werden abgeladen auf junge Nationalspieler“, erklärt er mit Blick auf die politisch angespannte Situation rund um Themen wie Pressefreiheit, Krim und Syrien. Solch eine politische Verantwortung sei den Spielern gegenüber nicht gerecht, Reif wollte sie davor schützen. „Gestern habe ich dann aufgegeben“, berichtet er enttäuscht. Besonders İlkay Gündoğan habe er für eine „helle Kerze auf der Torte gehalten“ – der wisse, wofür Erdoğan steht. Dass er dennoch ein Trikot „seinem Präsidenten“ widme, hält der Sportkommentator für „ungehörig“.

Peter Huth fordert harte Konsequenzen für die Fußballer. (Bild: Screenshot ZDF)
Peter Huth fordert harte Konsequenzen für die Fußballer. (Bild: Screenshot ZDF)

Auch „Welt am Sonntag“-Chefredakteur Peter Huth hält die Aktion für inakzeptabel. Er habe zuerst gar nicht glauben können, dass die Fotos aus diesem Jahr stammen. Als in der Türkei aktiver Unternehmer sei vor allem Gündoğan bewusst gewesen, wen er da treffe und welche Bedeutung seine Worte haben. „Er hat sich entschieden: Er ist ein Erdoğan-Mann, das ist sein Präsident“, so Huth. Wer die Werte und Geisteshaltung des türkischen Staatspräsidenten vertrete, werde jedoch seiner Vorbildfunktion als Nationalspieler nicht gerecht und habe in der Mannschaft nichts mehr zu suchen. Der Journalist geht sogar noch weiter und fragt sich, warum Gündoğan überhaupt für Deutschland spiele. „Die einzige Motivation, in der deutschen Nationalmannschaft zu spielen, ist die, dass er mit Deutschland vielleicht nochmal Weltmeister wird und mit der Türkei wohl eher nicht“, spekuliert er.

Dass Emre Can im Gegensatz zu Gündoğan und Özil die Einladung von Erdoğan abgelehnt habe, zeige, „dass das geht“ und das Treffen kein unausweichlicher Termin war, so Huth. Außerdem nehme Cans Reaktion der „rechtspopulistischen Propagandamaschine“ die Luft aus den Segeln. AfD-Politikerin Alice Weidel etwa hatte das Erdoğan-Treffen der beiden Fußballer als Beispiel für die misslungene Integration von Türken in Deutschland angeführt. „Es ist nicht so, dass die Integration komplett gescheitert ist, nur weil Herr Gündoğan und Herr Özil dieses Foto gemacht haben“, wiegelt Peter Huth ab. Die Spieler würden nicht für alle Türken, sondern nur für sich selbst stehen.

Auch Marcel Reif zeigt sich frustriert darüber, dass die Fußballer mit dieser Aktion der AfD in die Karten gespielt haben: „Es ärgert mich maßlos, weil ich muss jetzt wieder hergehen und sagen: ‘Nein, Frau Weidel, es stimmt nicht so, wie Sie es sagen. Es ist nicht alles gescheitert. Sie reden Unsinn, wie Sie immer Unsinn reden.’“ Er würde Gündoğan und Özil jedoch nicht direkt aus der Nationalmannschaft werfen. „Das Abendland wird an diesem Bild nicht zugrunde gehen, nur runterspielen darf man es auch nicht“, erklärt er. Wichtig sei nun, dass die Spieler über das Treffen reflektieren und ihre Werte hinterfragen. Reif würde sich wünschen, dass vor allem Gündoğan aufrichtig eingestehe, einen Fehler gemacht zu haben. „Wenn er allerdings sagt: Das ist mein Präsident. Der steht für etwas, wofür ich auch stehe, dann kann ich ihn mir in diesem Trikot nicht mehr vorstellen“, stimmt er Peter Huth zu.

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