Markus Lanz: Mehr Sicherheit, mehr Vorräte, mehr Liebe

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Markus Lanz beendet seine Sommerpause. Grund zum Jubeln? Wohl kaum. Er kehrt mit einer geballten Ladung Terrorismusangst, Katastrophenangst, Zukunftsangst zurück auf den Bildschirm. Die Antwort seiner Gäste darauf? Mehr Sicherheit, mehr Vorräte, mehr Liebe – zugegebenermaßen etwas heruntergebrochen.

“Bürger sollen sich einen Vorrat an Lebensmitteln anlegen”, heißt es in einem Zivilschutzkonzept des Bundes. Die eigentlich gar nicht so neue Empfehlung, sich für den Ernstfall abzusichern, sorgt aktuell für mächtig Wirbel. Nachdem im Netz längst sämtliche Hamsterwitzchen erzählt wurden, tritt Lanz nochmal nach. Er lud einen Prepper ein, einen “Hamster”, der seit Tschernobyl 1986 Vorräte anlegt. Walter Dold berät Menschen, die sich auf Krisensituationen vorbereiten. Wo seine eigenen Vorräte gebunkert sind, verrät Dold dem bettelnden Lanz selbstverständlich nicht. Wie viel er bunkert, auch nicht. Lanz beißt sich die Zähne aus: „Sie machen es wirklich spannend.“ Doch immerhin gewährt Dold einen Blick in seine rettenden Tonnen: In eine davon passen Lebensmittel für locker einen Monat. Kondome nicht vergessen! „Nicht für den Spaß, sondern für den Wassertransport.“

Obwohl Dold selbst zum Hamstern rät, kritisiert er den „unglücklichen“ Zeitpunkt der Meldung, die mitten in die Angst vor Terrorismus hineintreffe. „Wir sind wie das kleine Mädchen im Wald, das laut anfängt zu singen“ so das Bild der Deutschen – oder wen auch immer er mit diesem „Wir“ meint – in der Fantasie von Lanz. Immer weniger trauen sich auf die Straße, meiden Massenveranstaltungen wie Public-Viewing zur EM. „Ich habe das Gefühl, die (Terroristen) haben längst das erreicht, was sie wollten.“

Gewöhnen wir uns an die Angst, wird die Panik Alltag?, ist seine Leitfrage. Ja, sagt Terrorismus-Experte Peter Neumann, in fast jedem Konflikt. Je mehr Anschläge, desto eher stumpfen wir ab, so die These. Mit dem Ziel, dass der Terror irgendwann sein Ziel verfehlt. „Wenn Terror nicht mehr terrorisiert, dann ist er nutzlos.“ Doch so weit ist es längst nicht. Er prognostiziert eine Dramatisierung in den nächsten Jahren. Doch halt, Neumann hat auch eine “gute Nachricht”: Die Territorien des IS gehen zurück. Die schlechte Nachricht: Der Professor für Sicherheitsstudien am King’s College in London fürchtet, dass viele der Kämpfer in die derzeit innenpolitisch ohnehin stark gebeutelte Türkei abwandern. Kein Wunder, dass Margot Käßmann momentan lieber Urlaub in ihrem Ferienhäuschen auf Usedom macht. Die Menschen in der Türkei, die vom Tourismus leben müssen, tun ihr leid.Kaufen können sie sich davon nichts.

Für ihre Aussage “Liebet eure Feinde”, frei nach Jesus, erlebte sie kürzlich einen Shitstorm. Auch bei Lanz wirft sie weichgespülte Beschwörungsformeln in die Diskussion ein. „Wir müssen damit leben, dass es Leid gibt, Trauer, Gefahr.“ Das Leben sei trotzdem schön.

Offenbar glaubt Lanz, seine Zuschauer hatten eine Sommerpause von sämtlichen Nachrichten: Er wärmt die Diskussionen nach den Anschlägen von Ansbach und Würzburg auf. Natürlich, das Thema bleibt aktuell. Doch leider wiederholen Lanz und seine Gäste nur bereits oft gehörte Bedenken und Phrasen. „Das ist ziemlich grausam für den Rest der Flüchtlinge, die mit Anstand hier leben wollen“, bedauert Käßmann.

„Es hat mich schon überrascht, dass wir so schnell Attentate sehen, die von Flüchtlingen durchgeführt waren.” Peter Neumann greift die „chaotische Flüchtlingswelle“ auf. Die Technik werde zu wenig genutzt, zu viel wurde in den vergangenen Jahren versäumt. Er kritisiert Sicherheitsbehörden, die noch nicht nahtlos kooperieren und fordert mehr Datenaustausch, mehr Kontrolle im Schengenraum. Denn das steht fest: Mit Bibelsprüchen lässt sich der Terrorismus eben leider nicht bekämpfen.

(is)

Foto: ZDF/Screenshot