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Markus Lanz: Nichts als Wahlkampf

Männerdebatten bei Markus Lanz – so lieben wir den Dienstagabend. – Foto: Screenshot/ZDF
Männerdebatten bei Markus Lanz – so lieben wir den Dienstagabend. – Foto: Screenshot/ZDF

Das Manchester Attentat, Anis Amri, der Islamismus, türkische Religionslehrer. In diesen Tagen greifen selbst die Grünen auf billige Wahlkampfmittel zurück.

Markus Lanz ist wieder einmal in Form, mit seinem besten Schwiegermutterlächeln: „Willkommen in einer Sendung, in der wir am Ende eines dramatischen Tages über politische Verantwortung sprechen wollen.“

Zu Gast bei Lanz: Politiker Cem Özdemir (der – Zitat Erdogan – „sogenannte Türke”), Journalist Stefan Aust, Karnevalist und Autor Bernd Stelter, Schülerin Justine Thiede und Arzt Dr. Markus Preiter.

Mehr als 20 Tote beim Anschlag in Manchester, darunter viele Kinder. Das hat – so Stefan Austs These – eine neue Dimension. So, wie bisher alle Anschläge in unserer schönen westlichen Welt eine neue Dimension hatten; denn alle anderen ignorieren wir ja gekonnt. „Ich weiß nicht wie das noch jemand seinem Herrgott oder seinem Mullah oder seinem Kampfoffizier vom IS erklären will“, sagt der Journalist und klingt dabei ein wenig, als würde er gerne mal Minarette ankokeln.

„Die Arbeit der IS Propaganda-Abteilung erledigen wir mit“

Auch Lanz hat gar nicht mal so neue Einsichten: „Die Arbeit der IS Propaganda-Abteilung erledigen wir mit“, indem wir die Nachrichten und Bilder von Terrorattentaten immer wieder zeigen. Karnevalist Bernd Stelter plädiert dafür, dass wir diese Nachrichten auch mal ausschalten.

Cem Özdemir wird an dieser Stelle leidenschaftlich und wirft Aust zurecht vor, er wolle uns weismachen, es ginge hier nur um das Problem einer Religion. „Wir diskutieren kaum darüber: Wo kommt eigentlich diese perverse Ideologie des Islamismus her?“ Denn die komme nicht, so Özdemir, „mit der Muttermilch“. Die habe eine Quelle. Und apropos Quelle: Ist natürlich alles finanziert durch unseren Öleinkauf in Saudi Arabien – Wiege des Wahabismus.

„Ich habe zu Hause nicht gelernt, dass man Menschen umbringen soll.“

Özdemir zu Aust: „Ich komme aus einer muslimischen Familie. Ich habe zu Hause nicht gelernt, dass man Menschen umbringen soll.“ Aust lässt sich nicht beirren, macht das Problem zu dem einer ganzen Religion, nur das er “Reljon” sagt, was unfreiwillig komisch wirkt.

„Wenn die [Terroristen] sich auf eine Religion berufen, ist es im Wesentlichen die Aufgabe derjenigen, die sich auf dieselbe Religion berufen, damit mal wirklich aufzuräumen.“

Da stimmt der Özdemir – gerade noch aus einer muslimischen Familie – zu. Plädiert dazu noch, keine türkischen Religionslehrer mehr an deutschen Schulen unterrichten zu lassen, keine Ideologien von außen nach Deutschland einzuschleusen. Hier klatschen sogar die älteren Herrschaften im Publikum, die bis gerade eben beim Unwort „Islam“ nur resigniert mit den Köpfen schüttelten.

„Sie als Grüne Partei sind doch nicht die Speerspitze zur Bekämpfung des Islamismus“

Spätestens jetzt ist klar, dass dies keine gesellschaftliche Debatte, sondern einfach nur Wahlkampf ist. „Sie als Grüne Partei sind doch nicht die Speerspitze zur Bekämpfung des Islamismus“, entgegnet Lanz. Zwischendurch haut der Herr von der Karnevalsbühne noch einen raus – die einzige, die in dieser Debatte nicht zu Wort kommt, ist Justine Thiede, deren Mutter mit 50 Jahren an Alzheimer erkrankte und nun im „Dorf des Vergessens“ wohnt. Ein Ort, der eigentlich nur Illusion ist. An dem man im Supermarkt mit Knöpfen statt Bargeld bezahlen kann. Wenn die Realität aber so aussieht, wie gestern Abend bei Lanz – dann ist es vielleicht gar nicht so schlecht, ihr zu entfliehen. (ah)

Foto: Screenshot/ZDF

Im Video: #prayformanchester – darum werden mit diesem Hashtag Hasenohren gepostet