„Markus Lanz – Russland!“: Auf der Suche nach der deutsch-russischen Freundschaft

Am Donnerstag lief die 90-minütige Doku „Russland!“ im ZDF. (Bild: ZDF/Silke Gondolf)
Am Donnerstag lief die 90-minütige Doku „Russland!“ im ZDF. (Bild: ZDF/Silke Gondolf)

Anlässlich der Fußball-WM zeigte das ZDF am Donnerstag die Dokumentation „Markus Lanz – Russland!“, für die der Moderator quer durch das Gastgeberland reiste. Bei seinen Begegnungen interessierte Lanz vor allem eine Frage: Wie steht es um das deutsch-russische Verhältnis? Die Antworten fielen überraschend aus.

„Russland gilt als Sehnsuchtsort der Deutschen“. So lautet einer der ersten Sätze, die Markus Lanz in seinem Dokumentarfilm sagt. Aber wie sieht es eigentlich umgekehrt aus? Haben die Russen auch Sehnsucht nach Deutschland? Das Verhältnis der beiden Länder zueinander ist schließlich seit einigen Jahren gestört. In „Markus Lanz – Russland!“ fasst er an einer Stelle treffend zusammen: In Deutschland könne man sich gegenwärtig nur entscheiden, als Putin-Versteher zu gelten oder als Höfling Amerikas. Dazwischen gebe es nichts.

In dem eineinhalbstündigen Film spricht Lanz unter anderem mit Städtern und Bauern, Jungen und Alten. Auch mit einem Obdachlosen und einem Milliardär. Letzterem, dem Unternehmer Felix Komarov, konnte Lanz sogar ein hochbrisantes Detail entlocken. Nach einigem Zögern gesteht Komarov, US-Präsident Donald Trump persönlich zu kennen. Der Kontakt sei entstanden, weil Trump vor seiner Präsidentschaft aktiv Kontakte zur russischen Community in Amerika gesucht habe, so Komarov. Trump sei auch einige Male nach Russland gekommen. Und er, Komarov, habe schon mal in der Wohnung von Trumps Bruder geschlafen. Sein Fazit über Trump: „Er ist ein sehr komplizierter Mensch.“

Markus Lanz in Moskau im Gespräch mit einem Obdachlosen. (Bild: ZDF/Silke Gondolf)
Markus Lanz in Moskau im Gespräch mit einem Obdachlosen. (Bild: ZDF/Silke Gondolf)

Ansonsten ging es in der Dokumentation aber bodenständiger zu. „Wenn die Russen an Europa denken, denken sie zuerst an Deutschland“, sagt der Historiker Dmitri Trenin, Direktor des Carnegie Center in Moskau und pensionierter Oberst der russischen Armee. „Für Russland ist eine enge Beziehung zu Deutschland und Europa ein absolutes Muss.“ Deutschland bewege sich mit seiner Political Correctness im Augenblick jedoch in eine gefährliche Richtung. Und in welche? „Nicht Totalitarismus“, sagt Trenin, „aber es geht schon in diese Richtung.“

Etliche Russen haben Markus Lanz in ihren Wohnungen empfangen. (Bild: ZDF/Silke Gondolf)
Etliche Russen haben Markus Lanz in ihren Wohnungen empfangen. (Bild: ZDF/Silke Gondolf)

Eine Frau namens Daria, die in Deutschland studiert hat und nun in Russland als Deutschlehrerin arbeitet, verrät, dass Deutsch nach Russisch die Lieblingssprache der Russen ist. Daria korrigiert auch das medial vermittelte Bild beider Ländern: Russland sei nicht ein Land voller Babuschkas und Idioten, und Deutschland sei auch nicht das Schlaraffenland, wie es im Ausland oft dargestellt werde. Aus Deutschland sei sie aber wieder nach Russland heimgekehrt, weil sie das Gefühl hatte, immer etwas Beweisen zu müssen. Die Deutschen seien wesentlich freundlicher gegenüber Einwanderern aus Afrika als gegenüber den Russen.

In Summe liefert Markus Lanz eine sehenswerte Doku, bei der Menschen aus allen Gesellschaftsschichten und mit allen politischen Meinungen zu Wort kommen. Kritikwürdig ist lediglich der britisch-amerikanische Soundtrack: Pink Floyd, Arctic Monkeys, Ugly Kid Joe, Rolling Stones, Bob Dylan. Ein musikalische Untermalung mit russischen Klängen hätte dem Film besser gestanden.

Und wie kam das Russland-Abenteuer bei den Zuschauern an? Im Netz wird Markus Lanz für seine Reise gefeiert: