"Markus Lanz": Um Deutschland steht es besser als je zuvor

Zu Gast bei Markus Lanz waren SPD-Urgestein Kurt Beck, Beachvolleyballprofi Kira Walkenhorst, Musikproduzent Giorgio Moroder und Journalist Walter Wüllenweber. Foto: Screenshoot/ZDF
Zu Gast bei Markus Lanz waren SPD-Urgestein Kurt Beck, Beachvolleyballprofi Kira Walkenhorst, Musikproduzent Giorgio Moroder und Journalist Walter Wüllenweber. Foto: Screenshoot/ZDF

Keine Debatte, eher eine nette Plauderei – aber über brisante Themen. Die gestrige Sendung von Markus Lanz handelt alles ab, was den Zeitgeist bewegt: Brexit, Fake News, AfD, gleichgeschlechtliche Ehe, künstliche Befruchtung.

Kurt Beck ist entsetzt. Zu Beginn der Sendung ärgert sich das SPD-Urgestein über die jüngste Brexit-Debatte im Britischen Unterhaus. Es bleibt das einzig Lebendige in dieser Sendung, die in eine nette Plauderei abdriftet – immerhin mit spannenden Gästen.

Brexit: Briten haben nicht verstanden, um was es geht

„Das war gar nichts, das, was die gestern abgeliefert haben“, empört sich Kurz Beck über den jüngsten Auftritt von Premierministerin Theresa May im Britischen Unterhaus. „Inhaltliche Substanzlosigkeit“, „vordergründig“, „oberflächlich“, „Ich war bitter enttäuscht“, so sein Fazit über den „Brexit Plan B“.

Auch Stern-Journalist Walter Wüllenweber, der bekannt für seinen Scharfsinn in politischen Analysen ist, erkenne keine Strategie bei May. Er glaubt, die Briten hätten nicht verstanden, was für eine „großartige Sache“ die Europäische Union ist. Eine Teilschuld gibt er der eigenen Branche: Die Medien, vor allem aggressive Boulevardzeitungen, seien seit Jahrzehnten gefüllt mit “Fake News und offensichtlich erlogenen Sachverhalten”.

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Aufmerksamkeit durch Rufe nach „Feuer!“

Wüllenberger vergleicht die Medienlandschaft mit einer Messehalle: Jeder Stand muss etwas unternehmen, um wahrgenommen zu werden. Durch die sozialen Medien gibt es nicht mehr nur Empfänger, sondern jeder ist ein Sender. „Wenn ich gehört werden will, muss ich lauter sein.“ Das, was der Mensch am besten wahrnehme, sind Rufe nach „Feuer!“ oder „Alarm!“. „Das heißt, alle rufen ´Alarm!´ und irgendwann glauben das auch alle.“ In Bezug auf Großbritannien sei aus dieser Situation wirkliche Politik geworden.

Kurt Beck stimmt diesem Befund zu, und findet, die Briten hätten wenig vorrausschauend gehandelt: „Es hat niemand debattiert: Was ist danach?“ Er warnt: Wenn die EU als komplexes Gebilde aus 28 Staaten zerfällt, was wäre dann die einzelne Länderstimme wert gegen Großmächte wie die USA oder Russland?

„AfD muss auch gehört werden”

Markus Lanz unterbricht den Austausch mit einem seiner Lieblingssätze: „Ich hab´ mich mal vor einiger Zeit unterhalten mit…“ Diesmal war es Martin Schulz. Es geht um Schwarz-Weiß-Denken innerhalb der Bevölkerung. Auch dafür findet Wüllenberger eine Erklärung: Kompromisse in der Politik werden als Niederlage gesehen, nicht als Erfolg. Anders als in den USA oder Großbritannien, wo es immer nur einen Gewinner und Verlierer gibt, handle die deutsche Politik aber nicht nach einer „The-winner-takes-it-all-Mentalität“, sondern mehrere unterschiedliche Stimmen werden repräsentiert. „Die AfD spiegelt eine Minderheit wider, die europaskeptisch ist und Vorbehalte gegen Zuwandrer hat. Deren Stimme muss auch gehört werden“, so seine Ansicht, der auch Lanz zustimmt. Dennoch ist Wüllenberger der Meinung, die AfD sei in den Medien überrepräsentiert.

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Deutschland noch nie so sicher wie heutzutage

Lanz möchte zum nächsten Themenpunkt kommen. Es geht um die verzerrte Wahrnehmung sozialer Realitäten. Er unterbricht für ein kurzes Quiz, das hier nicht vorenthalten werden soll.

Frage 1: Wie groß ist der Anteil an Migranten in der Gesamtbevölkerung?

Antworten der Gäste:

  • Kurt Beck, Politiker: 8 Prozent

  • Kira Walkenhorst, Ex-Volleyballerin: 10 Prozent

  • Giorgio Moroder, Musikproduzent, lebt in Los Angeles: „Ich kenne mich mit Deutschland überhaupt nicht mehr aus.“

  • Walter Wüllenweber, Journalist: Wird nicht gefragt, der weiß das.

  • Die meisten Deutschen denken: 30 Prozent

  • Markus Lanz löst auf: 15 Prozent

Frage 2: Wie viele Bundesbürger islamischen Glaubens gibt es?

Antworten der Gäste:

  • Kurt Beck, Politiker: 9 Prozent

  • Kira Walkenhorst, Ex-Volleyballerin: „weniger“

  • Giorgio Moroder, Musikproduzent: 10 Prozent

  • Walter Wüllenweber, Journalist: Wird nicht gefragt, der weiß das.

  • Die meisten Deutschen denken: 20 Prozent

  • Markus Lanz löst auf: 4 Prozent

Warum liegen viele so falsch?

Wüllenweber, der die erste Hälfte der Sendung mit seinen Thesen vereinnahmt, klärt auf: Es werde über so viel Negatives berichtet, dass die Menschen den Eindruck haben, es verschlechtert sich alles. „Dabei verschätzen sie sich total.“ Seiner Begründung zufolge, ist der Mensch von Natur aus auf schlechte Nachrichten konzentriert, da sein Überlebenskonzept ist: „Wo sind Gefahren?“ Schlagzeilen über Kriminalität würden daher intensiver wahrgenommen werden. Die Unterscheidung zwischen medialer Wirklichkeit und realer Wirklichkeit fällt den Menschen deshalb schwer. „Die meisten Menschen in Deutschland haben das Gefühl, die Kriminalität in Deutschland nimmt zu. In Wahrheit ist es so: Noch nie haben Menschen so sicher gelebt wie die Deutschen heute. Auf der ganzen Welt, in der gesamten Weltgeschichte“, so Wüllenweber.

Ex-Volleyballprofi Kira Walkenhorst und ihre Frau (im Hintergrund, Publikum) haben durch künstliche Befruchtung Drillinge bekommen. Foto: Screenshoot/ZDF
Ex-Volleyballprofi Kira Walkenhorst und ihre Frau (im Hintergrund, Publikum) haben durch künstliche Befruchtung Drillinge bekommen. Foto: Screenshoot/ZDF

Heulend aus dem Training

Nachdem Wüllenberger und Beck – und wie immer auch Lanz – den Großteil der Sendung gesprochen haben, geht es nun über zur Frau in der Runde: Kira Walkenhorst, Beachvolleyball-Weltmeisterin von 2017. Sie hat ihre Karriere beendet. Grund: Schmerzen. Auf die Nachfrage von Lanz, wo sie Schmerzen habe, antwortet sie: „Frag lieber: Wo nicht?“ Sechs Knie-OPs, kaputte Schulter, eine Rippe auf Wanderschaft, die immer wieder rausspringe. „Man kriegt sie wieder rein und ich kann dann ein paar Minuten trainieren, aber dann springt sie auch wieder raus.“

Baby aus dem Katalog

Doch der eigentliche Grund, warum Kira Walkenhorst dasitzt, ist nicht ihr Karriereende, sondern ihr Nachwuchs. Zusammen mit Ehefrau Maria, die hinter ihr im Publikum sitzt, hat sie Drillinge. Die Säuglinge schlafen hinter der Bühne, während die Eltern über künstliche Befruchtung sprechen, die sie in Dänemark durchführen ließen. Lanz findet es angebracht, dabei Franz Beckenbauer zu zitieren: „Der liebe Gott freut sich über jedes Kind.“ Im Katalog konnten die werdenden Eltern Kinderfotos und Details zum Aussehen des Samenspenders erfahren sowie Audioproben anhören. Wichtig sei den beiden aber nur die familiäre Krankheitsgeschichte gewesen.

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Mit 79 Jahren auf Europa-Tournee

Zuletzt bekommt Musikproduzent Giorgio Moroder die Gelegenheit über sein Leben zu plaudern. Hits wie „Mendocino“ von Michael Holm und „Take My Breath Away” von Top Gun machten ihn weltberühmt. Er gewann drei Oscars, drei Grammys und vier Golden Globes. In diesem Jahr wird er eine Europa-Tournee starten. An einige Zitate, die Lanz ihm nachsagt, kann sich der noch-78-Jährige nicht mehr erinnern. Bei einem Videoausschnitt aus einer früheren Produktion mit Uschi Glas für das Lied „Wenn dein Herz brennt“ fragt er nach, wer die Dame im Video war und versetzt Lanz, und nur Lanz, in einen Lachanfall. Zeit, es den Drillingen von Kira Walkenhorst nachzumachen und schlafen zu gehen.

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