Markus Lanz: Das waren die High- und Lowlights 2017

… nervt uns der allgegenwärtige Sexismus bei Markus Lanz. Schon mal drauf geachtet? In den heiteren Männerrunden bleiben die Quotenfrauen häufig außen vor. Nora Tschirner zum Beispiel wurde dieses Jahr während einer politischen Diskussion gefragt „ob sie noch mitkäme“ und kurz darauf dann folgendes: „Nora, wie lange hast du überlegt, was du heute für diesen Besuch anziehst?“ Ja, Sexismus war auch dieses Jahr wieder ein steigender Trend – aber man muss ja nicht auf jeden Zug aufspringen. (Foto: Screenshot/ZDF)

Es war nur eine von vielen Fußball-Runden dieses Jahr – aber Fritz von Thurn und Taxis schoss den Vogel ab, als er über die Schattenseiten des Fußballs aufklärte: „Da gibt es Homosexualität, Doping, und Selbstmorde.“ Das war hoffentlich nur ein Versprecher – wir werden es aber nie erfahren, denn Lanz ging nicht weiter drauf ein. (Foto: Screenshot/ZDF)

Einer geht noch: Eskapismus vom Feinsten. Giftgasangriff in Syrien, Kim Jong Un im Rage Mode – der Welt stockt der Atem. Nicht aber Markus Lanz, dem alten Hippie. Während auf anderen Sendern über Vergeltungsschläge räsoniert wird, parliert er mit Stadtimkerin Erika Mayr über Honigbienen. Lanz berichtet in voller Länge, wie sich letzten Sommer unerhörter Weise eine temperamentvolle sizilianische Drohne in sein Bienenvolk einschlich, und ihm die grundentspannten Südtiroler-Dolomiten-Bienen ganz wuschig machte. Auch das ist irgendwo Weltpolitik. (Foto: Screenshot/ZDF)

Markus Lanz hält sich oft zurück. Manch einer verglich ihn schon mit dem berühmten Fähnchen im Wind. Constantin Schreiber, Autoren des umstrittenen Moschee-Reports ‘Inside Islam’ ging er für seine Verhältnisse allerdings hart an: „Sie sehen ja jetzt nicht aus wie jemand, der im Süd-Jemen aufgewachsen ist, sondern eher in Nordschweden. Trotzdem konnten Sie in diese Moscheen gehen und sich alles ansehen. Das spricht für mich eher für die Toleranz derjenigen, die dort beten.“ Schreiber darauf: „Meine Erlebnisse haben nicht den Anspruch, repräsentativ zu sein.“ Constantin Schreiber schrieb also nur Tagebuch. Das Tagebücher sich nicht zur Veröffentlichung eignen, weiß jedes Kind. (Foto: Screenshot/ZDF)

Manchmal nervt er, manchmal bohrt er – aber manche Lanz-Runden dieses Jahr waren auch einfach nur schön. Zum Beispiel die, in der Autor Wolf Küper vom ganz großen Glück sprach. Ursprünglich einmal Tropenforscher und UN-Gutachter jettete der Mann jahrelang um die Welt. Sein Leben: Auf den ersten Blick ein wahrgewordener Traum. Doch dann kam Tochter Nina mit einer schweren Behinderung zur Welt und ging alles ganz, ganz langsam an. „Warum muss ich mich immer beeilen, nur weil du keine Zeit hast?“, fragte sie ihn. Und dann irgendwann: „Papa, ich hätte gern einfach mal eine Million Minuten Zeit mit dir.“ Gesagt – getan. Eine Million Minuten, das rechnete der Biologe aus, entspricht in etwa zwei Jahren. So lange reisten Küper und seine Frau mit der Tochter um die Welt. Das sorgte für Begeisterung bei den Gästen und im Publikum. Auch Lanz ließ sich zu starken Emotionen hinreißen: „Warum machen wir das nicht viel öfter?“ (Foto: Screenshot/ZDF)

Schon VOX erntete für dieses pseudo-weltrettende Luxus-Pärchen einige Shitstorms – geht es doch bei Goodbye Deutschland eigentlich um latent prollige Ruhrpott-Normalos, die ihr tristes Leben hinter sich lassen, um in Lloret de Mar eine Bratwurstbude zu eröffnen. Bei Markus Lanz bekamen Ex-GNTM Kandidatin Nathalie Volk und ihr Partner und Versandhaus-Erbe Frank Otto noch ein wenig mehr Sendezeit. Was sie damit anstellten? Sie zeigten einen putzigen Video-Clip in dem sie Schildkröten an einem exotischen Strand umdrehen. Markus Lanz ließ sich angesichts der Heldentaten zu Begeisterung hinreißen: „Noch nie wurde so spektakulär eine Schildkröte umgedreht.“ (Foto: Screenshot/ZDF)

Im April dieses Jahres spricht alle Welt über Erdogan. Nicht so Lanz! Der läuft wie immer zu eskapistischen Höchstleistungen auf und führt anstelle von Polit-Debatten eine Unterhaltung mit Ur-Hipster Friedemann Karig. Der hatte da grad ein Buch geschrieben und Markus Lanz versteht sich ja auch als besserer Bahnhofs-Buchladen-Grabbeltisch. Steilste These des Autors von ‘Wie wir lieben’: „Monogamie ist ein Desaster.“ Talkrunden manchmal auch. (Foto: Screenshot/ZDF)

Krzysztof Charamsa brach dieses Jahr mit allen katholischen Tabus. Sie erinnern sich: 2015 machte der hochrangige Priester in einer Pressekonferenz im Vatikan seine Homosexualität öffentlich. Daraufhin wurde er suspendiert. Bei Lanz sprach er über die Heuchelei in der katholischen Kirche und ein neues Leben als Autor, Freelancer und scheinbar extrem glücklicher Mensch. Das ist schön, denn glückliche Menschen sehen wir gerne im Fernsehen. Die stärkste These der Sendung: „Fünfzig Prozent der Priester im Vatikan sind schwul.“ (Foto: Screenshot/ZDF)

Mit seinem Kommentar zu den Gräueltaten des IS brachte Psychologe und Trauma-Experte Jan Ilhan Kizilhan dieses Jahr die gesamte Talkrunde zum Schweigen – und das passiert selten. Frage Markus Lanz: „Sind das kranke Leute, die einander so etwas antun?“ Darauf Kizilhan: „Ich muss sie überraschen. Das sind leider keine Psychopathen. Menschen tun das, weil sie es können.“ So etwas will keiner hören. Es entspricht unserem Naturell, sich von diesen menschlichen Abgründen abzugrenzen. Im Studio ist es mucksmäuschenstill – und das ist auch eine Parabel.

Es kann auch jemand Stress machen, der gar nicht in Markus Lanz Sendung auftritt. Kurz vor den Landtagswahlen in Nordrhein-Westfahlen wurde FDP-Politiker Wolfgang Kubicki von der Sendung ausgeladen: „Ich bin ziemlich erstaunt. Nein, ich bin böse“, sagte Kubicki zu dem Vorfall. Das ZDF erklärte, dass in Unterhaltungssendungen sechs Wochen vor den Landtagswahlen kein Politiker mit bundespolitischer Bedeutung mitwirken dürfe.“ (Foto: ZDF)